Gluehend
stammen scheint, tötet mich mit ihren Blicken und presst ihr Portfolio an die nicht vorhandene Brust.
Ganz ruhig, Kleine, ich nehm dir deinen Job nicht weg!
Aber danke, dass du denkst, dass ich es könnte …
Eine schwache und näselnde Stimme ruft einige Meter von mir entfernt meinen Namen auf. Ich drehe mich um und sehe eine etwa dreißigjährige Frau in einem schwarzen Kostüm. Streng, fast kalt, gibt sie mir die Hand und stellt sich mit zusammengekniffenem Mund vor.
„Hortense Lemercier. Bitte folgen Sie mir.“
Nein, machen Sie sich keine Mühe, sich zu entschuldigen, weil Sie mich 25 Minuten haben warten lassen …
Ihre nervösen kleinen Schritte hallen im ganzen Großraumbüro wider und ich sehe, wie uns zahlreiche Leute im Vorbeigehen ansehen. Die meisten von ihnen lächeln und ich versuche zurückzulächeln, doch die verärgerte Assistentin fordert mich mehrmals dazu auf, schneller zu gehen. Schließlich zeigt sie mir mit einer Kopfbewegung meinen Schreibtisch. Netterweise wurden mir ein Computer, ein Telefon, einige Ordner und Post-its zur Verfügung gestellt.
„Sehen Sie, dass Sie schnell zurechtkommen. Niemand bekommt hier einen Babysitter, jede Minute zählt. Haben Sie das verstanden?“, warnt sie mich auf sehr unsympathische Weise vor.
„Wunderbar. Darf ich zumindest erfahren, was am ersten Tag von mir erwartet wird?“
„Monsieur Diarra wird Ihnen alles erklären. Zu Beginn werden Sie unter seiner Aufsicht arbeiten. Sehen Sie zu, dass Sie sich nützlich machen.“
Die Harpyie geht, ohne mich auch nur anzulächeln, und ich frage mich schon, was ich hier verloren habe … Dann taucht plötzlich ein fröhliches und freundliches Gesicht vor mir auf. Ein großer Mestize mit kurzen platinblonden Haaren reicht mir die Hand und strahlt mich an.
„Marcus Diarra, zu Ihren Diensten. Wir werden zusammenarbeiten.“
„Guten Tag, Monsieur Diarra …“
„Marcus! Nicht Monsieur. Amandine, richtig?“
„Ja, genau. Ich denke, ich werde Sie „mein Retter“ nennen, wenn es Sie nicht stört …“
„Nein, aber du wirst mich bitte duzen“, lacht er lauthals auf. Er macht dabei einen Riesenlärm und um uns herum sehe ich einige Gesichter, die uns mehr oder weniger wohlwollend ansehen.
12:30. Mein neuer bester Freund hat mir am Vormittag erklärt, was ich zu tun habe (er hat den gleichen Job wie ich) und mir ein wenig über das Modelbusiness erzählt, das für mich ja noch Neuland ist. Anstatt sich den Massen anzuschließen, die in Richtung Ausgang stürmen, um essen zu gehen, hat Marcus beschlossen, uns Sushi ins Büro liefern zu lassen. Ich wollte mein Essen selbst zahlen, doch er hat darauf bestanden, mich einzuladen, sozusagen als „kleines Willkommen“. Nun sitzen wir beide an einem kleinen runden Tisch der Cafeteria und lernen einander besser kennen. Mein Kollege ist 28 Jahre alt, sieht fabelhaft aus, hat eine eindrucksvolle Persönlichkeit und ist „stockschwul“, wie er selber sagt. Seine gute Laune und seine Ehrlichkeit machen ihn zu einem guten Gesprächspartner. Ich bin bereits seinem Charme erlegen.
„Die goldene Überlebensregel hier ist es, sich nicht unterkriegen zu lassen. Auch wenn sie dir sagen, dass du spuren sollst, musst du du selbst bleiben und sagen, was du zu sagen hast. Wenn du die Klappe hältst, hast du schon verloren.“
„Leichter gesagt als getan … Du bist seit drei Jahren hier, ich seit drei Stunden …“
„Genau, ich war monatelang höflich und nett, bis ich gelernt habe, dass ich damit vollkommen falsch lag. Die Leute hier haben meine Höflichkeit und mein mangelndes Selbstbewusstsein ausgenutzt. Eines Tages habe ich beschlossen, meine Stimme zu erheben, und seitdem trampelt niemand mehr auf mir herum.“
„Ist notiert, Coach!“
„Das gilt übrigens auch für den Big Boss. Ferdinand ist ein autoritärer Typ, der genau weiß, was er will, aber Arschkriecher kann er absolut nicht ausstehen. Deshalb tyrannisiert er Lemmy so sehr, denn sie hält ihn für einen Gott.“
„Lemmy?“
„Hortense Lemercier, das ist ihr Spitzname. Passt gut zu ihr, nicht wahr? Sie ist wie ein Lemming, sie rennt immer nur dem Boss hinterher, ohne eine eigene Meinung zu haben. Dem Boss musst du also die Stirn bieten können, wenn es nötig ist. Achtung übrigens: Er ist ein Schürzenjäger … Junge Mädchen wie du sind seine liebste Beute“, fügt er noch hinzu, bevor er sich ausschüttet vor Lachen.
Gut … Sehr gut … Sehr, sehr gut …
Als ich zu meinem
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