Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
Vom Netzwerk:
eingesperrt?«
    »Leider ließ sie uns keine Wahl. Sie hat es sich selbst zuzuschreiben. Allerdings gibt sie uns auch ziemliche Rätsel auf.« Der erste Mann klang in gleichem Maße verärgert wie fasziniert. »Möchten Sie sie sehen? Vielleicht könnten Sie ein wenig Licht in die Angelegenheit bringen. Immerhin betrachten Sie das Problem mit den Übernatürlichen von einem völlig neuen Blickwinkel aus, und wir wissen Ihren Beitrag sehr zu schätzen.«
    Der zweite Mann klang aufrichtig erfreut. »Ich wäre entzückt, Ihnen meine Hilfe anbieten zu dürfen. Wie liebenswürdig von Ihnen, mich darum zu bitten.«
    Miss Tarabottis Frustration über ihre schreckliche Unfähigkeit, die Stimme des Mannes zuordnen zu können, wuchs immer mehr. Da war etwas an seinem Akzent. Was war es nur?
    Zu ihrem Glück (oder genauer gesagt Unglück) musste sie nicht länger mit dieser Ungewissheit leben.
    Die Tür zur ihrem Wandschrank von einem Gefängnis schwang auf.
    Miss Tarabotti blinzelte und zuckte unweigerlich vor dem scheinbar gleißend hellen Licht des Korridors zurück.
    Jemand schnappte nach Luft.
    »Aber, Miss Tarabotti!«
    Mit tränenden Augen blinzelte Miss Tarabotti die beiden Silhouetten im Gegenlicht an. Schließlich gewöhnten sich ihre Augen an das unruhige Licht der Öllampen, und sich drehend und windend versuchte sie, auf dem Fußboden eine etwas elegantere Haltung einzunehmen, womit sie jedoch aufgrund der Fesseln nur mäßigen Erfolg hatte. Es gelang ihr allerdings, einen besseren Blickwinkel zu bekommen, was ihr ermöglichte, ihre Besucher besser betrachten zu können.
    Einer davon erwies sich als der Schattenmann, doch zum ersten Mal seit ihrer unangenehmen Bekanntschaft lag sein Gesicht einmal nicht völlig im Schatten. Er war es, der die Rolle des Museumsführers innegehabt hatte. Sein Antlitz endlich erkennen zu können, war eine unbefriedigende Erfahrung. Alexia hatte etwas besonders Schauriges und Bösartiges erwartet. Doch sein Äußeres hatte nichts dergleichen an sich: ergrauende Koteletten, ausgeprägte Hängebacken und wässrig blaue Augen. Da war nicht mal eine Narbe oder etwas in der Art wie erwartet. Da stand ihr großer und finsterer Erzfeind nun und war enttäuschend gewöhnlich.
    Der andere Mann war rundlich, trug eine Brille und hatte einen schwindenden Haaransatz. Und sein Gesicht war Alexia ziemlich vertraut.
    »Guten Abend, Mr MacDougall«, sagte sie. Auch wenn man gefesselt am Boden lag, bestand kein Grund, unhöflich zu sein. »Wie schön, Sie wiederzusehen!«
    Der junge Wissenschaftler eilte augenblicklich mit einem Aufschrei tiefster Überraschung zu ihr und kniete sich besorgt neben sie. Vorsichtig half er ihr, sich in eine sitzende Position aufzurichten, wobei er sich überreich dafür entschuldigte, sie unsanft behandeln zu müssen.
    Miss Tarabotti machte es nicht das Geringste aus, denn aufgerichtet empfand sie ihre Haltung gleich als erheblich würdevoller. Auch war sie erfreut darüber, dass Mr MacDougall bei ihrer Entführung nicht seine Hand im Spiel gehabt hatte. Das hätte sie schwer bekümmert, denn sie mochte den jungen Mann und wollte nicht schlecht von ihm denken. Sie zweifelte nicht daran, dass seine Überraschung und Sorge aufrichtig waren. Sie war vielleicht sogar in der Lage, überlegte sie, seine Anwesenheit zu ihrem Vorteil zu nutzen.
    Dann wurde Miss Tarabotti bewusst, in welchem Zustand sich ihr Haar befand, und sie erstarrte. Ihre Entführer hatten ihr natürlich das Haarband und ihre beiden tödlichen Haarnadeln – die eine aus Holz und die andere aus Silber – abgenommen. Ohne sie fielen ihr die schweren dunklen Locken in hemmungsloser Wildheit über den Rücken. Mit einer jämmerlichen Geste zog sie eine Schulter hoch und neigte sich zur Seite, in dem Versuch, sich das Haar aus dem Gesicht zu streifen, wobei sie sich natürlich nicht bewusst war, wie fesselnd exotisch sie mit offenem Haar in Kombination mit ihren aparten Zügen, dem üppigen Mund und der dunklen Haut aussah.
    Sehr italienisch , dachte Mr MacDougall, als er während seiner Sorge um ihr Wohlergehen einen Augenblick erübrigen konnte. Er war ehrlich besorgt. Darüber hinaus fühlte er sich schuldig, denn wenn Miss Tarabotti in diesen Schlamassel verwickelt war, musste das an ihm liegen. Hatte er sie denn während ihrer gemeinsamen Ausfahrt nicht dazu ermutigt, sich für das Übernatürliche zu interessieren? Und das sie, eine wohlerzogene Dame aus gutem Hause! Wie hatte er nur so unbedacht über

Weitere Kostenlose Bücher