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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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seine wissenschaftlichen Bestrebungen sprechen können? Eine Frau von Miss Tarabottis Format gab sich natürlich nicht damit zufrieden, etwas auf sich beruhen zu lassen, wenn sie davon fasziniert war. Es musste seine Schuld sein, dass man sie eingesperrt hatte.
    »Sie kennen die junge Dame?«, fragte der Schattenmann, während er seine Pfeife und einen kleinen Tabakbeutel aus Samt hervorzog. Auf der Außenseite des Beutels war ein Oktopus aufgestickt, goldenes Garn auf schokoladenbraunem Samt.
    Mr MacDougall blickte aus kniender Haltung zu ihm hoch. »Selbstverständlich tue ich das. Das hier ist Miss Alexia Tarabotti«, sagte er verärgert, bevor Miss Tarabotti ihn daran hindern konnte.
    Ach herrje, dachte Alexia philosophisch, jetzt ist die Katze wirklich und wahrhaftig aus dem Sack.
    Mr MacDougall sprach weiter, während ihm eine aufgeregte Röte die teigigen Wangen färbte und ihm ein leichter Schweißfilm auf die Stirn trat. »Eine junge Dame von solchem Rang so schäbig zu behandeln!«, ereiferte er sich. »Das ist ein schwerer Schlag, nicht nur für den Ruf des Clubs, sondern auch für den wissenschaftlichen Berufsstand als Ganzes. Wir sollten ihr augenblicklich die Fesseln abnehmen! Schämen Sie sich!«
    Wie sagte man noch gleich?, fragte sich Alexia. Ach ja, dreist wie ein Amerikaner. Nun, irgendwie hatten sie sich die Unabhängigkeit erkämpft, und das nicht mit Höflichkeit.
    Der Mann mit den Koteletten stopfte den Kopf seiner Pfeife und trat einen Schritt zurück in den Gang, um sie an einer der Öllampen anzuzünden. »Warum kommt mir dieser Name so bekannt vor?« Er trat wieder näher und paffte einen Moment lang aromatischen, nach Vanille riechenden Rauch in die Zelle. »Natürlich, die BUR-Akten! Wollen Sie mir sagen, dass dies hier die Alexia Tarabotti ist?« Er nahm die Pfeife aus dem Mund und deutete mit dem langen Elfenbeinstiel auf Alexia.
    »Die einzige, der ich in Ihrem Land bisher begegnet bin«, erwiderte Mr MacDougall, wobei er unglaublich unhöflich klang, sogar für einen Amerikaner.
    »Natürlich.« Endlich zählte der Schattenmann zwei und zwei zusammen. »Das erklärt alles: ihre Verwicklung mit BUR, ihr Besuch im Vampirhaus und ihre Bekanntschaft mit Lord Akeldama!« Streng sah er Miss Tarabotti an. »Sie haben uns ganz schön an der Nase herumgeführt, junge Dame.« Dann richtete er den Blick wieder auf Mr MacDougall. »Wissen Sie denn nicht, was sie ist?«
    »Abgesehen von gefesselt? Was sie nicht sein sollte, Mr Siemons, also geben Sie mir augenblicklich die Schlüssel!«
    Miss Tarabotti war gebührend beeindruckt von Mr MacDougalls Beharrlichkeit. Sie hätte nicht gedacht, dass er so viel Rückgrat hatte.
    »Ach ja, natürlich«, murmelte Mr Siemons. Endlich hatte der Schattenmann einen Namen. Er lehnte sich die Tür hinaus und lief den Gang entlang. Dann trat er in die Zelle und beugte sich zu Miss Tarabotti hinunter. Ziemlich grob packte er ihr Gesicht und drehte es ins Licht, das aus dem Korridor hereinfiel. Dabei paffte er weiter seine Pfeife und blies ihr Rauch in die Augen.
    Alexia hustete demonstrativ.
    Mr MacDougall war noch mehr schockiert. »Also wirklich, Mr Siemons, was für eine haarsträubende Behandlung!«
    »Erstaunlich«, meinte Siemons. »Sie wirkt völlig normal. Man würde es durch bloßes Ansehen allein niemals erkennen, nicht wahr?«
    Endlich überwand Mr MacDougall seine ehrenhaften Empfindungen weit genug, dass sich der wissenschaftliche Teil in ihm in die Unterhaltung einmischen konnte. Sowohl zögerlich als auch scheu fragte er: »Warum sollte sie denn nicht normal sein?«
    Mr Siemons hörte damit auf, Miss Tarabotti Rauch ins Gesicht zu paffen, und blies ihn stattdessen zu dem Amerikaner. »Diese junge Dame ist eine Außernatürliche , ein Homo exanimus . Wir suchen schon nach ihr, seit wir von ihrer Existenz hier in London erfahren haben. Was, wie ich hinzufügen möchte, nur kurz nach unserer Erkenntnis war, dass Außernatürliche überhaupt existieren. Natürlich erscheint ihre Art, wenn man der Gegengewichtstheorie anhängt, völlig logisch. Es überrascht mich, dass wir noch nie zuvor daran gedacht hatten, nach ihnen zu forschen. Und selbstverständlich wussten wir von den alten Legenden der Übernatürlichen, die von gefährlichen Geschöpfen handeln, die dazu geboren sind, sie zu jagen. Die Werwölfe haben ihre Fluchbrecher, die Vampire ihre Seelensauger und die Geister ihre Exorzisten. Aber wir wussten nicht, dass es sich dabei um das gleiche

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