Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
Vom Netzwerk:
Sie war ein bisschen verärgert über sich selbst. Eigentlich hatte sie vorgehabt, nach den Oktopussen aus Messing zu fragen, die überall zu sehen waren.

11

Inmitten von Maschinen
    M iss Tarabotti fiel nichts ein, was sie tun konnte, außer mit den Händen und Füßen zu wackeln, um die Blutzirkulation in den strammen Fesseln in Gang zu halten. Eine scheinbare Ewigkeit lag sie einfach nur da und gelangte allmählich zu dem Schluss, dass man sie vergessen hatte, denn niemand kam, um nach ihr zu sehen oder zeigte auch nur irgendein Interesse an ihrem körperlichen Befinden. Sie fühlte sich ziemlich unbehaglich, denn Korsetts, Tournüren und all die anderen Ausstaffierungen der angemessenen Kleidung einer Dame machten es nicht gerade bequemer, gefesselt auf dem harten Fußboden zu liegen. Sie verlagerte das Gewicht, seufzte und starrte zur Decke empor, während sie versuchte, über alles außer an Lord Maccon, ihre gegenwärtige Zwangslage oder Lord Akeldamas Schicksal nachzudenken. Was bedeutete, dass sie nichts anderes tun konnte, als über das komplexe Elend der jüngsten Stickereiarbeit ihrer Mama zu sinnieren. Das an sich war eine schlimmere Folter, als sich irgendeiner ihrer Entführer ausdenken konnte.
    Schließlich wurde sie von ihren masochistischen Betrachtungen durch die Stimmen zweier Männer auf dem Gang vor ihrer Zelle erlöst. Die Stimmen kamen ihr vage bekannt vor. Als sie nahe genug waren, dass Alexia Einzelheiten verstehen konnte, erinnerte die Unterhaltung sehr an eine Museumsführung.
    »Natürlich müssen Sie anerkennen, dass wir, um die übernatürliche Bedrohung eliminieren zu können, diese zuerst einmal verstehen müssen. Professor Sneezeworts bisher interessanteste Forschungsarbeit hat gezeigt … Ah, in dieser Zelle haben wir einen weiteren Vampir-Schwärmer. Ein ausgezeichnetes Exemplar des Homo sanguis , wenngleich noch etwas jung für die Exsanguination. Unglücklicherweise sind seine Herkunft und der Stock, aus dem er stammt, unbekannt. Das ist das traurige Resultat, wenn man sich mit Schwärmer-Exemplaren begnügen muss. Aber Sie verstehen, hier in England stehen die Mitglieder eines Vampirhauses zu sehr im Blickpunkt der Öffentlichkeit und sind darum geschützt. Wir haben sehr große Schwierigkeiten, diesen hier zum Reden zu bringen. Sehen Sie, er wurde aus Frankreich hergebracht und ist seitdem nicht mehr ganz richtig im Kopf. Es scheint ein paar sehr schädliche körperliche und geistige Auswirkungen zu haben, wenn man einen Vampir aus seinem angestammten Gebiet entfernt: unkontrolliertes Zittern, Desorientiertheit, Schwachsinn und dergleichen. Wir konnten die Entfernungen, ab der diese Zustände eintreten, noch nicht mathematisch exakt bestimmen oder ob Gewässer dabei eine Rolle spielen oder andere Umstände, aber es verspricht, ein faszinierender Forschungszweig zu werden. Einer unserer jüngeren Forscher, der sehr ambitioniert ist, leistet dazu interessante Arbeit, bei der ihm dieses spezielle Exemplar als Hauptforschungsobjekt dient. Er hat versucht, uns davon zu überzeugen, eine Sammelexkursion über den Ärmelkanal in die entlegeneren Regionen von Osteuropa zu unternehmen. Ich glaube, er möchte russische Exemplare, aber im Augenblick wollen wir nicht auffallen. Ich bin sicher, Sie verstehen das. Und dann sind da auch noch die Kosten zu berücksichtigen.«
    »Das ist ziemlich beeindruckend«, antwortete eine zweite männliche Stimme mit etwas monotonem Akzent. »Von dem territorialen Aspekt der Vampirpsychologie habe ich bereits gehört, aber ich wusste nichts von den körperlichen Auswirkungen. Ich bin sehr an dem Forschungsbericht hierzu interessiert, sobald er vorliegt. Welches kleine Schmuckstück haben Sie in der letzten Zelle?«
    »Ach, darin befand sich bis eben Akeldama, einer der ältesten Vampire Londons. Seine Gefangennahme heute Abend war ein ziemlicher Erfolg. Doch er liegt bereits auf dem Exsanguinationstisch, deshalb befindet sich im Augenblick nur unser geheimnisvoller Gast darin.«
    »Geheimnisvoll?« Die zweite Stimme klang fasziniert.
    Miss Tarabotti wusste immer noch nicht, warum diese Stimme ihr so unglaublich bekannt vorkam.
    »In der Tat«, antwortete die erste. »Eine junge, alleinstehende Dame aus bescheidenen Verhältnissen, die uns während unserer Nachforschungen hartnäckig immer wieder in die Quere kam. Als sie sich zu sehr einmischte, brachten wir sie hierher.«
    Schockiert sagte die zweite Stimme: »Sie haben eine Dame

Weitere Kostenlose Bücher