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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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erdulden müssen.
    Der Earl of Woolsey war tatsächlich völlig nackt. Doch schien ihn dieser Umstand nicht besonders zu stören, während Miss Tarabotti das plötzliche Bedürfnis verspürte, die Augen fest zuzukneifen und an Spargel oder etwas ähnlich Banales zu denken. So wie sie um ihn geschlungen war, das Kinn auf eine seiner mächtigen Schultern gedrückt, starrte sie notgedrungen direkt hinunter auf ein beschämend bloßes Hinterteil, hell und rund wie der Vollmond, allerdings nicht gerade von der Art, die Werwölfe dazu bringt, sich zu verwandeln. Obwohl es schien, als verändere es gewisse Aspekte ihrer eigenen Anatomie, über die sie lieber nicht nachdachte. Es war eine sehr berauschende Erfahrung, die ihr zu Kopf stieg – oder eher in die entgegengesetzte Region ihres Körpers.
    Aber, sagte sich Alexia, wenigstens versucht er nicht mehr, mich umzubringen.
    »Nun ja, Miss Tarabotti«, gestand der Earl, »Nacktheit ist etwas, das, wie ich beschämt zugeben muss, bei uns Werwölfen besonders häufig vorkommt. Und um den Affront noch zu vertiefen, muss ich Sie aufs Herzlichste bitten, mich nicht loszulassen.« Lord Maccon atmete heftig, und seine Stimme klang eigenartig, ganz tief und rau.
    Die Brust fest gegen die seine gepresst konnte Alexia das rasende Schlagen seines über Gebühr beanspruchten Herzens spüren. Eine Reihe seltsamer Fragen schoss ihr durch den Kopf. War seine Erregung das Ergebnis seiner Attacke oder der Verwandlung? Was geschah, wenn er sich in voller Abendgarderobe in seine Wolfsgestalt verwandelte? Würden die Kleider zerreißen? Das war sicher unangenehm kostspielig! Wie kam es, dass es für Werwölfe in Wolfsgestalt gesellschaftlich akzeptabel war, völlig nackt herumzulaufen, aber für alle anderen nicht?
    Statt diese Fragen zu äußern, wollte sie wissen: »Ist Ihnen kalt?«
    Lord Maccon lachte. »Praktisch veranlagt wie immer, Miss Tarabotti. Es ist ein wenig kühl hier drinnen, aber ich fühle mich augenblicklich sehr wohl.«
    Zweifelnd starrte Alexia auf seine langen, kräftigen, aber bloßen Beine hinab. »Ich nehme an, ich könnte Ihnen meinen Unterrock borgen.«
    Der Earl schnaubte verächtlich. »Ich glaube kaum, dass das sehr würdevoll aussehen würde.«
    Miss Tarabotti lehnte sich zurück, sodass sie ihm ins Gesicht sehen konnte. »Ich meinte damit, dass Sie ihn wie eine Decke über sich breiten sollen, und nicht, dass Sie ihn anziehen, Sie lächerlicher Kerl!« Heiße Röte überzog ihr Gesicht, doch sie wusste, dass es bei ihrer dunklen Haut nicht auffallen würde. »Außerdem ist Ihr entblößter Zustand ebenfalls nicht gerade ein würdevoller.«
    » Aye , ich verstehe. Vielen Dank für das Angebot, aber …« Lord Maccon verstummte, da er von etwas weitaus Interessanterem abgelenkt wurde. »Äh, wo genau sind wir eigentlich?«
    »Wir sind Gäste des Hypocras Clubs. Dieses neue wissenschaftliche Etablissement, das vor Kurzem gleich neben dem Stadthaus der Snodgroves eröffnet wurde.« Sie machte nicht einmal eine kurze Pause, um ihn etwas einwerfen zu lassen, sondern sprach hastig und aufgeregt weiter. Zum Teil, weil sie ihm alles berichten wollte, was sie wusste, bevor sie noch etwas Wichtiges vergaß, und zum anderen, weil diese intime Nähe zu ihm sie nervös machte. »Die Wissenschaftler hier sind es, die hinter dem Verschwinden der Übernatürlichen stecken. Aber das ist Ihnen inzwischen sicher sehr wohl bewusst. Schließlich sind Sie selbst zu einem ebendieser Fälle geworden. Wir befinden uns gegenwärtig in unterirdischen Räumlichkeiten, die nur über eine Einrichtung mit der Bezeichnung Aufzugskammer erreicht werden können. Und es gibt Räume über Räume mit seltsamen Dampfmaschinen und elektronischen Geräten auf der anderen Seite des Foyers. Sie haben Lord Akeldama an etwas angeschlossen, das sich Exsanguinationsmaschine nennt, und ich habe fürchterliche Schreie vernommen. Ich glaube, dass er das war. Conall«, in tiefstem Ernst nannte sie ihn beim Vornamen, »ich glaube, sie foltern ihn zu Tode.«
    Miss Tarabottis große dunkle Augen füllten sich mit Tränen.
    Lord Maccon hatte sie noch nie zuvor weinen sehen. Es hatte eine höchst bemerkenswerte Auswirkung auf seine eigenen Emotionen. Er wurde unvernünftig wütend auf alles, was seine unerschütterliche Alexia traurig machte. Er wollte jemanden töten, und diesmal hatte es überhaupt nichts damit zu tun, dasss er ein Werwolf war. Das konnte gar nicht sein, da er fest in ihren Armen so menschlich

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