Gluehende Dunkelheit
Ihre königliche Hoheit schien es nicht zu kümmern, sie setzte sich auf einen Mahagonistuhl neben Alexia, den sie so platzierte, dass sie mit dem Rücken zu der zusammengesunkenen Gestalt von Mrs Loontwill saß.
Miss Tarabotti wandte sich an ihre Schwestern. Beide schnappten mit offenem Mund nach Luft wie Fische auf dem Trockenen.
»Felicity, Evylin, hinaus, sofort!«, befahl sie barsch.
Professor Lyall scheuchte die beiden Mädchen aus dem Raum und wollte ihnen folgen, doch die Königin sagte knapp: »Bleiben Sie, Professor. Wir könnten Ihre Sachkompetenz gebrauchen.«
Floote glitt mit einem Gesichtsausdruck hinaus, der besagte, dass er alle lauschenden Ohren vertreiben würde, nur vermutlich seine eigenen nicht.
Die Königin betrachtete Alexia einen Moment lang. »Sie sind völlig anders, als Wir erwartet hatten«, erklärte sie schließlich.
Miss Tarabotti verzichtete darauf zu entgegnen: Sie ebenso wenig . Stattdessen sagte sie: »Also habt Ihr von mir gehört?«
»Liebes Mädchen, Sie sind eine der wenigen Außernatürlichen auf britischem Boden. Wir unterzeichneten die Einwanderungspapiere Ihres Vaters vor so vielen Jahren und wurden sogleich über Ihre Geburt informiert. Seitdem beobachten Wir mit Interesse Ihre Entwicklung. Wir hatten sogar erwogen einzugreifen, als all dieser Firlefanz mit Lord Maccon die Angelegenheit zu komplizieren begann. Das geht nun schon lange genug so. Wie Wir hörten, werden Sie ihn heiraten?«
Alexia nickte stumm.
»Gut, Wir sind einverstanden.« Sie nickte, als hätte sie bei dieser Angelegenheit irgendwie die Hand im Spiel gehabt.
»Nicht jeder ist das«, warf Professor Lyall ein.
Daraufhin schnaubte die Königin tatsächlich. » Wir sind es, deren Meinung zählt, oder etwa nicht? Der Wesir und der Diwan sind vertrauenswürdige Berater, aber das ist auch alles, was sie sind: Berater. Kein Gesetzesdokument Unseres Reiches oder irgendeines vorhergegangenen verbietet die Ehe zwischen Übernatürlichen und Außernatürlichen. Nun gut, der Wesir informierte Uns, dass die Vampirtradition eine solche Verbindung verbietet, und Werwolfslegenden warnen vor einer Verbrüderung zwischen Außernatürlichen und Werwölfen. Doch Wir wünschen diese Angelegenheit erledigt. Wir möchten nicht, dass unser bester BUR-Agent weiterhin von seiner wichtigen Tätigkeit abgelenkt ist, und Wir möchten diese junge Dame verheiratet wissen.«
»Warum?«, fragte Alexia, verwirrt darüber, dass ihr unverheirateter Status die Königin von England beschäftigen sollte.
»Sie wissen über das Schattenkonzil Bescheid?« Die Königin machte es sich auf dem harten Stuhl bequem, soweit Königinnen das eben tun, indem sie die Schultern leicht entspannte.
Alexia nickte. »Der Wesir ist Ihr offizieller Berater in Vampirbelangen und der Diwan in Werwolfsangelegenheiten. Gerüchte besagen, dass Euer politischer Scharfsinn auf den Rat des Wesirs zurückzuführen ist und Euer militärisches Geschick auf den des Diwans.«
»Alexia!«, knurrte Professor Lyall warnend.
Die Königin wirkte eher amüsiert als beleidigt. Sie vergaß sogar für einen Moment die Verwendung des Pluralis Majestatis. »Nun ja, ich nehme an, meine Feinde müssen irgendjemandem die Schuld dafür in die Schuhe schieben, dass ich ihnen derart überlegen bin. Tatsächlich sind diese beiden von unschätzbarem Wert für mich, wenn sie nicht einander in den Haaren liegen. Aber da gibt es einen dritten Posten, der schon vor meiner Zeit unbesetzt war. Jemand, der mich berät, wenn die beiden entgegengesetzter Meinungen sind.«
Miss Tarabotti runzelte die Stirn. »Ein Geist?«
»Nein, nein. Wir haben genug von denen im Buckingham Palace. Können sich nicht einmal die Hälfte der Zeit ruhig verhalten. Wir brauchen ganz gewiss keinen in irgendeiner offiziellen Funktion, zumal sie ihre verstofflichte Form nicht über einen längeren Zeitraum hinweg aufrechterhalten können. Nein, was Wir benötigen, ist ein Muhjah.«
Alexia war leicht verwirrt.
Die Königin erklärte es ihr. »Traditionell ist das dritte Mitglied des Schattenkonzils ein Außernatürlicher, der Muhjah. Ihr Vater lehnte das Amt ab.« Sie schnaubte verächtlich. »Italiener. Nun, es sind schlicht und einfach nicht genug von Ihrer Art übrig, um über Ihre Einsetzung abzustimmen, meine Liebe, darum werde ich das Amt durch Ihre Ernennung besetzen. Doch die Wahl ist ohnehin hauptsächlich eine Formalität, selbst hinsichtlich der Posten des Diwans und des Wesirs. Zumindest war es
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