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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit
Autoren: Gail Carriger
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spielerisch auf die Schulter. »Wie ich höre, meine kleine Honigmandel, warst du beim Ball der Duchess gestern Abend ein unartiges, unartiges kleines Mädchen.«
    Lord Akeldama mochte zwar aussehen und sich verhalten wie ein oberflächlicher Possenreißer allerhöchster Güte, doch er war einer der scharfsinnigsten Köpfe von ganz London. Für die Art von Informationen, zu denen er offenbar zu jeder Nachtzeit Zugang hatte, hätte die Morning Post die Hälfte ihrer wöchentlichen Einnahmen gezahlt. Alexia verdächtigte ihn insgeheim, Drohnen unter den Bediensteten jedes wichtigen Haushalts zu haben, ganz zu schweigen von Geisterspionen, die an die wichtigsten öffentlichen Einrichtungen gebunden waren.
    Miss Tarabotti machte ihrem Gast nicht die Freude, ihn zu fragen, wie er von dem Vorfall des vergangenen Abends erfahren hatte. Stattdessen lächelte sie auf – wie sie hoffte – rätselhafte Weise und goss den Champagner ein.
    Lord Akeldama trank nie etwas anderes als Champagner. Nun ja, das hieß, außer wenn er Blut trank. Angeblich hatte er einmal gesagt, das beste Getränk, das es gäbe, wäre ein Cocktail aus beidem, eine Mischung, die er liebevoll als Pink Slurp bezeichnete.
    »Dann wissen Sie also, warum ich Sie eingeladen habe?«, fragte Alexia stattdessen, während sie ihm ein Käsespießchen anbot.
    Lord Akeldama machte mit schlaffem Handgelenk eine wegwerfende Geste, bevor er das Käsespießchen nahm und daran knabberte. »Ach, mein liebstes Mädchen , du hast mich eingeladen, weil du es auch nicht einen einzigen Augenblick länger ohne meine Gesellschaft ausgehalten hättest. Und es träfe mich bis ins Mark meiner überreichlich vorhandenen Seele, solltest du irgendeinen anderen Grund dafür haben.«
    Miss Tarabotti winkte dem Butler. Floote warf ihr einen Blick milder Missbilligung zu und verschwand auf der Suche nach dem ersten Gang.
    »Das ist natürlich genau der Grund, warum ich Sie eingeladen habe«, erwiderte sie sanft. »Abgesehen davon bin ich sicher, dass Sie mich ebenso vermisst haben, da wir uns schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen haben. Ich bin überzeugt davon, Ihr Besuch hat absolut nichts mit einer brennenden Neugier zu tun, wie es mir gelingen konnte, gestern Abend einen Vampir zu töten.«
    Lord Akeldama hob die Hand. »Einen Augenblick bitte, meine Liebe.« Dann griff er in seine Westentasche und zog ein kleines, spitzes Gerät hervor. Es sah aus wie zwei Stimmgabeln, die auf einem facettiert geschliffenen Kristall montiert waren. Mit dem Daumennagel schnippte er die erste Gabel an, wartete einen Augenblick, dann schnippte er auch gegen die zweite. Die beiden erzeugten einen misstönenden, tiefen vibrierenden Ton, wie das Summen von zwei sich streitenden Bienenarten, der durch den Kristall noch verstärkt zu werden schien. Vorsichtig stellte er das Gerät in die Mitte des Tisches, wo es weiter unharmonisch vor sich hinsummte. Es war nicht unbedingt störend, doch das mochte es vielleicht noch werden.
    »Nach einer Weile gewöhnt man sich daran«, erklärte Lord Akeldama entschuldigend.
    »Was ist das?«, fragte Alexia verwundert.
    »Das kleine Schmuckstück ist ein harmonisch-akustischer Resonanzstörer. Einer meiner Jungs hat es vor Kurzem aus dem frivolen Paris mitgebracht. Bezaubernd, nicht wahr?«
    »Ja, aber was genau bewirkt es?«, wollte Alexia wissen.
    »In diesem Raum nicht viel, aber falls irgendjemand versuchen sollte, uns aus der Ferne zu belauschen – sagen wir einmal, mit einem Hörrohr oder einem anderen Abhörgerät –, dann erzeugt es eine Art schrillen Laut, der schlimmste Kopfschmerzen verursacht. Ich habe es selbst getestet.«
    »Bemerkenswert«, meinte Alexia tatsächlich beeindruckt. »Besteht denn die Wahrscheinlichkeit, dass wir Dinge sagen, die andere Leute vielleicht gern belauschen würden?«
    »Nun ja, wir unterhielten uns gerade darüber, wie du es geschafft hast, einen Vampir zu töten, nicht wahr? Und während ich ganz genau weiß, wie du es gemacht hast, meine Rosenblüte , willst du ja möglicherweise nicht, dass der Rest der Welt es ebenfalls erfährt.«
    Alexia war brüskiert. »Ach wirklich, und wie genau habe ich es denn gemacht?«
    Lord Akeldama lachte, wobei er ein Paar ausgenommen weiße und ausgenommen spitze Fangzähne zur Schau stellte. »Ach, Prinzessin! « Mit einer dieser blitzschnellen Bewegungen, zu denen nur die besten Athleten oder ein Übernatürlicher fähig waren, ergriff er ihre freie Hand. Seine tödlichen Fangzähne
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