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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit
Autoren: Gail Carriger
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anbelangte. Ihr ganzer Ärger über Lord Maccon hatte sich aufgelöst und ängstlicher Erwartung Platz gemacht.
    Ivy sah blass aus. Nun ja, blasser als gewöhnlich. Schließlich deutete sie auf den versiegelten Briefumschlag, mit dem Alexia nervös herumhantierte. »Du weißt, was das ist?«
    Miss Tarabotti schluckte. »Natürlich weiß ich das.« Doch sie sagte es so leise, dass Ivy sie offenbar nicht richtig verstanden hatte.
    »Dir wurde tatsächlich die Adresse eines Vampirhauses gegeben, Alexia. Sie werden dich entweder rekrutieren oder bis auf den letzten Tropfen aussaugen. Keine Tageslicht-Menschen, von Drohnen einmal abgesehen, dürfen so eine Information besitzen.«
    Alexia fühlte sich unbehaglich. »Ich weiß.« Sie fragte sich, wie Vampire wohl reagieren mochten, wenn eine Außernatürliche auf einmal unter ihnen auftauchte. Nicht sehr freundlich, vermutete sie. Besorgt kaute sie auf ihrer Unterlippe herum. »Ich muss einfach mit Lord Akeldama sprechen.«
    Miss Hisselpenny sah mit einem Mal noch besorgter aus, wenn das überhaupt möglich war. »O je, musst du das wirklich? Er ist so … so ungeheuerlich .«
    Ungeheuerlich war eine sehr gute Art, Lord Akeldama zu beschreiben. Alexia hatte genauso wenig Angst vor Ungeheuerlichkeiten wie vor Vampiren, und das war auch gut so, denn auf Lord Akeldama traf beides zu.
    Schwankend trippelte er in Schuhen mit knapp acht Zentimeter hohen Absätzen und goldenen, rubinbesetzten Schnallen ins Zimmer. »Meine liebste, liebste Alexia!« Lord Akeldama war schon wenige Minuten, nachdem sie einander zum ersten Mal begegnet waren, dazu übergegangen, sie beim Vornamen zu nennen. Er hatte behauptet, einfach zu wissen, dass sie gute Freunde werden würden. » Darling !« Außerdem schien er hauptsächlich in betonter Kursivschrift zu sprechen. »Wie überaus unvergleichlich entzückend von dir, mich zum Abendessen einzuladen, Darling !«
    Miss Tarabotti lächelte ihn an. Es war unmöglich, bei Lord Akeldamas Anblick nicht breit zu lächeln. Sein Aufzug war einfach so durch und durch absurd. Zusätzlich zu den Stöckelschuhen trug er gelb karierte Gamaschen, Breeches aus goldenem Satin, eine orangefarben und zitronengelb gestreifte Weste und ein Abendjackett aus Brokat in sonnig warmem Rosa. Seine Halsbinde war ein rüschig fließender Wasserfall aus gelber, orange- und rosafarbener chinesischer Seide und wurde nur mit Mühe von einer überwältigend großen Rubinbrosche gebändigt. Das ätherisch schöne Gesicht hatte er gepudert, recht unnötigerweise, schließlich war er bereits überaus bleich, wozu seine Art nun einmal neigte. Auf den Wangen trug er rosafarbenes Rouge in kreisrunden Flecken wie eine Kasperlepuppe. Außerdem schmückte er sich mit einem Monokel mit goldenem Rand, obwohl er wie alle Vampire über perfekte Scharfsichtigkeit verfügte.
    Mit fließender Grazie machte er es sich Alexia gegenüber auf dem Sofa bequem, ein kleines, ordentlich gedecktes Abendbrottischchen zwischen ihnen.
    Miss Tarabotti hatte sich entschieden, ihn – sehr zur Verärgerung ihrer Mutter – allein in ihrem privaten Salon zu empfangen. Alexia hatte versucht, ihr zu erklären, dass das angebliche Unvermögen eines Vampirs, uneingeladen private Domizile zu betreten, nur ein Mythos war, der auf ihrer kollektiven Besessenheit von angemessener gesellschaftlicher Etikette basierte, doch ihre Mutter hatte sich standhaft geweigert, ihr zu glauben. Nach ein paar kleineren hysterischen Anfällen hatte sich Mrs Loontwill ihre Einwände gegen das Arrangement noch einmal überlegt. Da sie erkannt hatte, dass das Ereignis in jedem Fall stattfinden würde, ob sie es nun guthieß oder nicht, da Alexia nun einmal sehr resolut war – das italienische Blut –, hatte sie sich hastig die beiden jüngeren Mädchen und Squire Loontwill geschnappt und sie zu einem abendlichen Kartenspiel bei Lady Blingchester entführt. Mrs Loontwill folgte häufiger dem Prinzip »Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß«, insbesondere dann, wenn es um Alexia und das Übernatürliche ging.
    Also hatte Alexia das Haus für sich allein, und Lord Akeldamas Auftritt wurde von niemand Wichtigerem als Floote, dem leidgeprüften Butler der Loontwills, gewürdigt. Das betrübte Lord Akeldama offenbar sehr, denn er tat so theatralisch und posierte mit solcher Grazie, dass er eindeutig ein viel größeres Publikum erwartet hatte.
    Der Vampir zog ein parfümiertes Taschentuch hervor und schlug Miss Tarabotti damit
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