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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit
Autoren: Gail Carriger
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burgunderfarbenen Posamenten anstelle eines Reisekleids für Kutschfahrten trug, bis hin zu den temperamentvollen Pferden, die eher zu einem sportlich ambitionierten Dandy gepasst hätten. Die Lady hatte ein sympathisches Gesicht und wippende Ringellöckchen, doch die Zügel hielt sie mit eisenhartem Griff.
    Da ihnen die Frau nicht bekannt war, hätten sich die beiden jungen Damen in der Annahme, dass die Unterbrechung ein peinlicher Fall von Verwechslung war, wieder ihren Beobachtungen zugewandt, hätte sie die gut aussehende junge Lady nicht erneut angesprochen.
    »Habe ich das Vergnügen mit Miss Tarabotti?«
    Ivy und Alexia sahen sich an –, dann antwortete Alexia gegen ihren Willen: »Ja. Einen guten Tag wünsche ich.«
    »Ja, ein wunderschöner Tag für eine Luftfahrt, würden Sie nicht auch sagen?« Die Dame deutete mit der Peitsche auf das Luftschiff, das mittlerweile seine Landung beendet hatte und dafür vorbereitet wurde, seine Passagiere zu entlassen.
    »In der Tat«, antwortete Alexia knapp, ein wenig ungehalten wegen des dreisten und familiären Tonfalls der ihr unbekannten Frau. »Wurden wir uns bereits vorgestellt?«
    Die Dame lachte, ein sanfter, perlender Laut. »Ich bin Miss Mabel Dair. So, nun sind wir einander vorgestellt.«
    Alexia kam zu der Überzeugung, dass sie es hier wohl mit einem Original zu tun haben musste, wie man solche Personen zu nennen pflegte.
    »Erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen«, antwortete sie vorsichtig. »Miss Dair, darf ich Ihnen Miss Ivy Hisselpenny vorstellen?«
    Ivy knickste kurz, gleichzeitig zupfte sie Alexia an ihrem samtverzierten Ärmel. »Die Schauspielerin«, zischelte sie Alexia ins Ohr. »Du weißt schon! Oh, Alexia, das musst du doch wirklich wissen!«
    Miss Tarabotti, die es nicht wusste, vermutete, dass sie es eigentlich sollte. »Oh«, sagte sie verständnislos und dann leise zu Ivy: »Sollten wir mitten im Hydepark mit einer Schauspielerin reden?« Verstohlen sah sie sich zu den Passagieren um, die gerade aus dem Luftschiff stiegen. Niemand nahm auch nur die geringste Notiz von ihnen.
    Miss Hisselpenny verbarg hinter vorgehaltener behandschuhter Hand ein Lächeln. »Und das von der Frau, die letzten Abend aus Versehen jemanden …« Sie machte eine Pause. »… gesonnenschirmt hat. Ich sollte meinen, dass ein Gespräch mit einer Schauspielerin in der Öffentlichkeit deine geringste Sorge ist.«
    Miss Dairs strahlend blaue Augen folgten diesem Austausch aufmerksam. Sie lachte erneut. »Dieser Vorfall, meine Lieben, ist der Grund, dass ich Sie so taktlos ansprach.«
    Alexia und Ivy waren überrascht. Wie konnte Miss Dair wissen, worüber sie geflüstert hatten?
    »Sie müssen mir meine Dreistigkeit und dieses Eindringen in Ihre vertrauliche Unterhaltung verzeihen.«
    »Müssen wir das?«, fragte sich Alexia flüsternd.
    Ivy stieß sie mit dem Ellbogen in die Rippen.
    Endlich erklärte sich Miss Dair. »Sehen Sie, meine Herrin würde Sie gern zu sich einladen, Miss Tarabotti.«
    »Ihre Herrin?«
    Die Schauspielerin nickte mit wippenden blonden Löckchen. »Oh, ich weiß, dass Sie sich normalerweise nicht mit Künstlern der kühneren Ausprägung abgeben. Schauspielerinnen neigen, so habe ich den Eindruck, eher dazu, Claviger zu werden, da Werwölfe von den darstellenden Künsten bei weitem faszinierter sind.«
    Nun wurde Miss Tarabotti klar, was vor sich ging. »Meine Güte, Sie sind eine Drohne!«
    Miss Dair lächelte und nickte zustimmend. Zusätzlich zu den Ringellöckchen hatte sie auch noch Grübchen. Höchst erschütternd.
    Alexia war immer noch sehr verwirrt. Drohnen waren die Gefährten, Diener und Versorger von Vampiren, die mit der möglichen Aussicht darauf bezahlt wurden, irgendeinmal selbst unsterblich zu werden. Doch Vampire wählten selten Drohnen aus, die sich im Rampenlicht bewegten. Sie bevorzugten eher solche, die hinter den Kulissen agieren, Maler, Dichter, Bildhauer und dergleichen. Die grellere Seite der Kreativität war allgemein anerkanntes Revier der Werwölfe, die für gewöhnlich Schauspieler, Opernsänger und Balletttänzer zum Claviger erwählten. Natürlich bevorzugten beide übernatürlichen Gruppen Künstler als Gefährten, da bei einem kreativen Menschen stets eine größere Chance auf einen Überschuss an Seele bestand und deshalb die Wahrscheinlichkeit größer war, dass er oder sie die Metamorphose überlebte. Dass sich also ein Vampir eine Schauspielerin als Drohne aussuchte, war eher ungewöhnlich.
    »Aber Sie sind
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