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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit
Autoren: Gail Carriger
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eine Frau!«, warf Miss Hisselpenny schockiert ein. Noch weitaus bekannter über Drohnen und Claviger war, dass es sich bei ihnen zumeist um Männer handelte, denn die überlebten die Verwandlung wesentlich häufiger als Frauen. Niemand wusste warum, doch die Wissenschaftler vermuteten, dass die schwächere weibliche Konstitution dafür verantwortlich war.
    Die Schauspielerin lächelte. »Nicht alle Drohnen sind auf ewiges Leben aus, ist Ihnen das bewusst? Manche von uns genießen einfach die Protektion. Ich habe kein besonderes Interesse daran, eine Übernatürliche zu werden, und meine Herrin sorgt in vielerlei anderer Hinsicht für mich. Wo wir gerade davon sprechen, sind Sie heute Abend frei, Miss Tarabotti?«
    Endlich erholte sich Alexia doch noch von ihrer Überraschung und runzelte die Stirn. Sie hatte keine konkreten Pläne, doch sie wollte auch nicht ein Haus voller Vampire betreten. Also sagte sie mit fester Stimme: »Leider bin ich heute Abend unabkömmlich.«
    Sie fasste den schnellen Entschluss, Lord Akeldama ihre Karte zu senden mit der Bitte, sie zum Abendessen zu besuchen. Er konnte sie auf den neuesten Stand hinsichtlich der Aktivitäten der örtlichen Vampirhäuser bringen. Lord Akeldama trug zwar gern parfümierte Taschen- und rosa Halstücher, aber er war zudem auch gern über alles informiert.
    »Morgen Abend dann?«, fragte die Schauspielerin hoffnungsvoll. Dieses Anliegen musste ihrer Herrin besonders am Herzen liegen.
    Alexia nickte einverstanden. Die lange, herabfallende Feder an ihrem Filzhütchen kitzelte sie im Nacken. »Wohin soll ich kommen?«
    Miss Dair beugte sich auf dem Kutschbock vor, wobei sie ihre lebhaften Pferde mit ruhiger Hand hielt, und reichte Alexia einen kleinen versiegelten Umschlag. »Ich muss Sie bitten, diese Adresse niemandem mitzuteilen. Bitte entschuldigen Sie, Miss Hisselpenny. Sie verstehen sicher, wie prekär die Situation ist.«
    Ivy hob besänftigend eine Hand und errötete zart. »Keine Ursache, Miss Dair. Ich habe kein Interesse an dieser ganzen Sache.« Selbst Ivy war klug genug, sich nicht in Vampirangelegenheiten einzumischen.
    »Nach wem soll ich mich erkundigen?«, fragte Miss Tarabotti, während sie den Briefumschlag in der Hand drehte, ohne ihn zu öffnen.
    »Countess Nadasdy.«
    Das war ein Name, den Alexia kannte. Countess Nadasdy, so wurde behauptet, war einer der ältesten existierenden Vampire, unglaublich schön, unglaublich grausam und unglaublich höflich. Sie war die Königin des Westminster-Hauses. Lord Maccon mochte gelernt haben, die gesellschaftlichen Spielregeln souverän zu befolgen, doch Countess Nadasdy war darin eine Meisterin.
    Miss Tarabotti sah der pummeligen blonden Schauspielerin lange und fest in die Augen. »Sie haben verborgene Tiefen, Miss Dair.« Alexia sollte eigentlich nichts über die Dinge wissen, die in Countess Nadasdys Kreisen und vor allem in ihrem Stock vor sich gingen, doch sie las zu viel. Eine erhebliche Anzahl der Bücher in der Bibliothek der Loontwills stammten noch aus den Tagen ihres Vaters, und Alessandro Tarabotti hatte eindeutig eine Neigung zu Literatur gehabt, die sich mit dem Übernatürlichen befasste, sodass Alexia eine ungefähre Vorstellung davon hatte, was alles in einem Vampirhaus geschah. Hinter Miss Dairs blonden Locken, Grübchen und ihrem perfekt geschnittenen rosa Kleid verbarg sich jedenfalls mehr, als auf den ersten Blick ersichtlich war.
    Miss Dair nickte ihnen mit wippenden Löckchen zu. »Was auch immer die Klatschspalten sagen mögen, Countess Nadasdy ist eine gute Herrin.« Ihr Lächeln war irgendwie eigentümlich. »Wenn man so etwas mag«, fügte sie hinzu. »Es war eine Freude, Sie kennenzulernen, meine Damen.« Sie zog an den Zügeln ihrer Rappen und ließ sie schnalzen. Der Phaeton machte auf der unebenen Grasfläche einen jähen Satz nach vorn, doch Miss Dair blieb fest und sicher auf dem Kutschbock sitzen. Innerhalb weniger Augenblicke war der High-Flyer ratternd den Fußweg entlanggejagt und verschwand hinter dem kleinen Birkenwäldchen.
    Die beiden jungen Damen folgten seinem Weg, denn das Luftschiff mit all seinen technologischen Wundern hatte mit einem Mal seinen Reiz verloren. Andere, aufregendere Ereignisse standen bevor. Sie spazierten ein wenig langsamer und unterhielten sich mit gedämpften Stimmen. Alexia drehte und wendete den kleinen Umschlag in ihrer Hand.
    Der Ausflug in den Hydepark schien seinen Zweck erfüllt zu haben, was Alexias aufgebrachte Gefühle
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