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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit
Autoren: Gail Carriger
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wissen sehr wohl von dir, meine Perle. Alle vier offiziellen Vampirhäuser erzählen ihren Larven direkt nach der Metamorphose, dass es einen Seelensauger in London gibt.«
    Miss Tarabotti zuckte zusammen. Für gewöhnlich nahm Lord Akeldama Rücksicht auf ihre Abneigung gegen diese Bezeichnung. Er war der Erste gewesen, der sie in ihrer Gegenwart benutzt hatte, an jenem Abend, als er schließlich erkannt hatte, was sie war. Ein einziges Mal in seinem langen Leben hatte er vor Entsetzen darüber, unter der Maske einer alten Jungfer eine Außernatürliche zu entdecken, seine perfekt zur Schau getragene Beherrschung verloren. Miss Tarabotti war verständlicherweise nicht gerade begeistert gewesen, als Seelensauger betitelt zu werden, und Lord Akeldama hatte sich größte Mühe gegeben, das Wort nie mehr zu gebrauchen, außer um ein Argument deutlich zu machen. Und nun hatte er ein Argument deutlich zu machen.
    Floote erschien mit dem ersten Gang, Gurkencremesuppe mit Brunnenkresse. Der Verzehr von Speisen hatte für Lord Akeldama keinen Nährwert, doch er schätzte deren Geschmack. Anders als manche der abstoßenderen Mitglieder seiner Art hielt er sich nicht an jene Tradition, die von römischen Vampiren der Antike aufgestellt worden war. Es war nicht nötig, dass Alexia nach einem Spucknapf rief. Er probierte nur jedes Gericht höflich und ließ den Rest unberührt, damit sich die Dienstboten später daran gütlich tun konnten. Es machte keinen Sinn, gute Suppe zu verschwenden. Und sie war ziemlich gut. Man konnte eine Menge unhöflicher Dinge über die Loontwills sagen, doch niemand hatte ihnen je Knauserei vorwerfen können. Sogar Alexia als alte Jungfer, die sie mit ihren unverheirateten sechsundzwanzig Jahren war, erhielt finanzielle Zuwendungen, die ausreichten, sich nach der neuesten Mode zu kleiden – obwohl sie dazu neigte, sich ein bisschen zu sehr an gängige Trends zu halten. Das arme Ding konnte nichts dafür. Ihrer Kleiderwahl mangelte es schlicht und einfach an Seele. Die Verschwendungssucht der Loontwills erstreckte sich auch darauf, eine ausgezeichnete Köchin zu beschäftigen.
    Floote glitt leise davon, um den nächsten Gang zu holen.
    Alexia, die nicht gerade jemand war, der mit etwas hinter dem Berg hielt, löste ihre Hand aus dem Griff des Freundes und kam zum Punkt. »Lord Akeldama, bitte sagen Sie mir, was los ist. Wer war der Vampir, der mich gestern Abend angegriffen hat? Wie konnte er nicht wissen, wer ich bin? Er begriff nicht einmal, was ich bin, als hätte ihm niemand gesagt, dass Außernatürliche überhaupt existieren. Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass BUR uns vor der allgemeinen Öffentlichkeit geheim hält, aber Werwölfe und Vampire werden normalerweise gut informiert.«
    Lord Akeldama streckte die Hand aus und schnippte die beiden Stimmgabeln des Resonators erneut an. »Meine liebste junge Freundin. Da liegt, glaube ich, genau das Problem. Da du das fragliche Individuum ja eliminiert hast, glaubt zu deinem Unglück nun jede Gruppe Übernatürlicher, dass du diejenige bist, die ebendiese Fragen beantworten müsste. Es wimmelt nur so von Spekulationen, und Vampire sind ein misstrauischer Haufen. Manche sind bereits der Überzeugung, dass jener Vampir absichtlich im Unklaren gehalten wurde, entweder von dir oder BUR oder am wahrscheinlichsten von beiden.« Er lächelte mit breitem Fangzahnlächeln und schlürfte an seinem Champagner.
    Alexia lehnte sich zurück und stieß geräuschvoll die Luft aus. »Nun, das erklärt ihre doch recht forsche Einladung.«
    Lord Akeldama gab seine entspannte Haltung nicht auf, doch er schien ein wenig aufrechter zu sitzen. »Ihre was ? Wessen Einladung, meine liebste Petunienblüte?«
    »Countess Nadasdys.«
    Daraufhin setzte sich Lord Akeldama tatsächlich kerzengerade auf. Sein Wasserfall von Halsbinde bebte vor Erregung. »Königin des Westminster-Hauses«, zischelte er mit gebleckten Blutzähnen. »Es gibt Worte, um sie zu beschreiben, meine Liebe , aber die wiederholt man nicht in höflicher Gesellschaft.«
    Floote kam mit dem Fischgericht, einem schlichten Seezungenfilet mit Thymian und Zitrone. Mit hochgezogenen Brauen warf er erst einen Blick auf das summende akustische Gerät und dann auf den aufgewühlten Lord Akeldama. Alexia schüttelte leicht den Kopf, weil er – aus Bestürzung und Sorge – im Zimmer bleiben wollte.
    Eindringlich musterte sie dann Lord Akeldamas Gesicht. Er war ein Schwärmer, ein Vampir also, der keinem Stock
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