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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit
Autoren: Gail Carriger
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verschwanden. Die ätherische Schönheit seines Gesichts wurde einen Hauch zu feminin, und seine Stärke schwand. » So .«
    Alexia nickte. Es hatte vier Treffen gedauert, bis Lord Akeldama herausgefunden hatte, dass sie eine Außernatürliche war. Da er sich von den Vampirhäusern entfremdet hatte, war er nie offiziell über Alexias Existenz in Kenntnis gesetzt worden. Er betrachtete dies als peinlichen Schandfleck auf seiner langen Laufbahn als bestinformierter Vampir Londons. Seine einzig mögliche Erklärung für diesen groben Schnitzer war es, dass weibliche Außernatürliche, während außernatürliche Männer bereits selten waren, praktisch nicht existierten. Er hatte einfach nicht erwartet, einer davon in Form einer allzu resoluten alten Jungfer zu begegnen, tief verstrickt in die Londoner Gesellschaft und begleitet von zwei einfältigen Schwestern und einer noch einfältigeren Frau Mama. Als Folge dessen nahm er jede Gelegenheit wahr, sich in Erinnerung zu rufen, was sie war, indem er sie aus der kleinsten Laune heraus an der Hand oder am Arm berührte.
    Im gegenwärtigen Fall streichelte er voller Zuneigung ihre Hand, ohne dass die Berührung allerdings irgendein vielleicht pikantes Gefühl geweckt hätte. »Mein süßes Ding«, hatte er einmal gesagt, »in dieser Hinsicht hast du von mir ebenso wenig zu befürchten, wie du Gefahr läufst, dass ich dich unerwartet beißen könnte – beides ist gleichermaßen unmöglich. In dem einen Fall verfüge ich nicht über die nötige Veranlagung, im anderen Fall tust du es nicht.«
    Die Bibliothek ihres Vaters hatte Alexia jede weiterführende Erklärung zur Verfügung gestellt, die sie noch hätte benötigen mögen. Vor seiner Heirat hatte Alessandro Tarabotti ein recht abenteuerliches Leben geführt und Bücher aus allen Gegenden des britischen Empire gesammelt, von denen manche wirklich sehr faszinierende Illustrationen enthielten. Er hatte offensichtlich eine Leidenschaft für erläuternde Studien über primitive Völker gehegt, was sogar Evylin dazu hätte ermuntern können, einmal eine Bibliothek zu betreten – hätte man sie auf deren Existenz aufmerksam gemacht. Glücklicherweise war Alexias gesamte Familie der Auffassung, dass alles, was nicht in den Klatschspalten der Morning Post stand, nicht wert war, gelesen zu werden. Folglich wusste Alexia beträchtlich mehr über die Verlockungen des Fleisches, als eine englische alte Jungfer wissen sollte, und zweifellos genug, um sich nicht an Lord Akeldamas kleiner Geste der Zuneigung zu stören.
    »Du hast gar keine Vorstellung davon, als wie herrlich erholsam ich das Wunder deiner Gesellschaft empfinde«, hatte er bemerkt, als er sie das erste Mal berührte. »Es ist, als wäre man sein ganzes Leben lang in zu warmem Badewasser geschwommen und würde urplötzlich in einen eisigen Gebirgsbach geworfen. Ein Schock, aber gut für die Seele, glaube ich.« Er hatte anmutig mit den Schultern gezuckt. »Ich genieße es, mich wieder sterblich zu fühlen, wenn auch nur für einen Augenblick und nur in deiner herrlichen Gegenwart.«
    Daraufhin hatte ihm Miss Tarabotti die sehr un-altjüngferliche Erlaubnis gewährt, ihre Hand zu nehmen, wann immer er es wünschte – solange es ausschließlich unter vier Augen geschah.
    Alexia nippte an ihrem Champagner. »Dieser Vampir in der Bibliothek gestern Abend wusste nicht, was ich bin«, sagte sie. »Er griff mich an, ging mir geradewegs an die Kehle und verlor dann seine Fangzähne. Ich dachte, die meisten Ihrer Art wüssten inzwischen über mich Bescheid. BUR behält mich zweifellos aufmerksam im Auge. Jedenfalls war Lord Maccon gestern Abend schneller zur Stelle, als man erwarten konnte. Sogar für seine Verhältnisse.«
    Lord Akeldama nickte. Sein Haar schimmerte im flackernden Schein einer nahen Kerzenflamme. Die Loontwills hatten den neuesten Stand an Gasbeleuchtung installiert, doch Alexia bevorzugte Bienenwachs, außer wenn sie las. Im Kerzenlicht wirkte Lord Akeldamas Haar golden wie die Schnallen seiner Schuhe. Man erwartete von Vampiren immer, finster und leicht unheimlich zu wirken. Lord Akeldama stand zu all solchen Erwartungen im perfekten Widerspruch. Er trug sein langes Blondhaar im Nacken auf eine Art zusammengebunden, wie es vor Hunderten von Jahren Mode gewesen war. Er blickte zu ihr hoch, und sein Gesicht war mit einem Mal alt und ernst, und er wirkte überhaupt nicht so lächerlich, wie sein Aufzug ihn eigentlich erscheinen lassen sollte.
    »Die meisten
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