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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit
Autoren: Gail Carriger
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Augen, überlegte kurz und kam zu der Erkenntnis, dass sie selbst es gewesen sein musste. Geziert hob sie eine Hand an die Kehle und fächelte sich mit der anderen Luft zu. »Bitte, Lord Maccon, benutzen Sie eine der Tassen. Mein empfindsames Gemüt!«
    Der Earl schnaubte ungehalten. »Meine liebe Miss Tarabotti, wenn Sie irgendetwas in dieser Art besitzen sollten, haben Sie mir gegenüber davon jedenfalls noch nie etwas erkennen lassen.«
    Alexia musterte Lord Maccon eindringlich. Er sah aus, als fühle er sich nicht gut. Ihr Herz flatterte auf einmal in ihrer Brust. Sein mahagonifarbenes Haar stand an der Stirn ab, als wäre er immer wieder mit den Fingern hindurchgefahren. Alles an seiner Erscheinung wirkte sogar noch zerzauster als gewöhnlich. Im schwachen Licht glaubte sie sogar seine Reißzähne zu sehen, ein deutliches Anzeichen der Bedrängnis. Alexia kniff die Augen zusammen, um sich zu vergewissern, und fragte sich, wie lange es noch bis Vollmond war. Die Sorge in ihren dunklen, trotz der Seelenlosigkeit ausdrucksvollen Augen milderte ihren durch die Teekanne hervorgerufenen missbilligenden Gesichtsausdruck.
    »BUR-Angelegenheiten«, sagte Lord Maccon, als könnte er mit einem Wort Professor Lyalls Abwesenheit und den Zustand seines Büros erklären. Dann kniff er sich mit Daumen und Zeigefinger in die Nasenwurzel.
    Alexia nickte. »Ich hatte eigentlich nicht damit gerechnet, Sie tagsüber hier anzutreffen, Mylord. Sollten Sie nicht um diese Uhrzeit schlafen?«
    Der Werwolf schüttelte den Kopf. »Ein paar Tage hintereinander kann ich volles Sonnenlicht schon ertragen, besonders wenn ich es mit einem so rätselhaften Fall wie diesem zu tun habe. Alpha zu sein ist nicht einfach nur ein bedeutungsloser Titel, wissen Sie? Wir können Dinge, die normale Werwölfe nicht können. Abgesehen davon ist Königin Victoria begierig darauf zu erfahren, was vor sich geht.« Lord Maccon war nicht nur Kontaktbeamter für Übernatürliche bei BUR und Alpha des Rudels von Woolsey Castle, sondern zudem ein Agent des Schattenparlaments von Königin Victoria.
    »Nun ja, wie dem auch sei, Sie sehen absolut grauenhaft aus«, erklärte Alexia unverblümt.
    »Herrje, vielen Dank für Ihr Mitgefühl, Miss Tarabotti«, entgegnete der Earl, wobei er sich in dem Versuch, wacher auszusehen, streckte und die Augen weit aufriss.
    »Was haben Sie nur mit sich angestellt?«, fragte sein weiblicher Gast in ihrer üblichen Direktheit.
    »Ich habe nicht mehr geschlafen, seit Sie angegriffen wurden«, antwortete Lord Maccon.
    Alexia errötete leicht. »Besorgt um mein Wohlergehen? Also wirklich, Lord Maccon, ich fühle mich gerührt.«
    »Wohl kaum«, erwiderte er ungalant. »Ich bin mit der Koordination der Untersuchungen beschäftigt. Jegliche Besorgnis, die Sie vielleicht bemerken mögen, gilt der Vorstellung, dass noch jemand anderes angegriffen werden könnte. Sie sind offenbar in der Lage, ganz gut auf sich selbst aufzupassen.«
    Miss Tarabotti fühlte sich hin- und hergerissen zwischen der heftigen Enttäuschung darüber, dass er sich keinen Deut um ihre Sicherheit scherte, und der Genugtuung darüber, dass er auf ihre Fähigkeiten zur Selbstverteidigung vertraute.
    Sie hob mehrere dünne Metallrollen von einem Stuhl und nahm Platz, um sodann eine der Tafeln neugierig aufzurollen und interessiert zu begutachten. Sie musste sie etwas gegen das Licht neigen, um die eingeätzten Buchstaben entziffern zu können. »Amtliche Genehmigungen für Vampir-Schwärmer«, erkannte sie. »Glauben Sie, der Mann, der mich letzten Abend angegriffen hat, könnte eine solche Genehmigung gehabt haben?«
    Lord Maccon sah entnervt aus, marschierte zu ihr hinüber und riss ihr die Rollen aus den Händen. Scheppernd fielen sie zu Boden, und er verfluchte seine sonnenbedingte Ungeschicktheit. Doch trotz seiner ganzen vorgetäuschten Verärgerung über ihre Anwesenheit war der Earl insgeheim erfreut darüber, jemanden zu haben, mit dem er seine Theorien ausdiskutieren konnte. Normalerweise nahm er diesbezüglich seinen Beta in Anspruch, aber da sich Lyall nicht in der Stadt befand, war ihm bisher nichts anderes übrig geblieben, als in seinem Büro auf- und abzugehen und Selbstgespräche zu führen. »Wenn er tatsächlich eine Genehmigung hatte, dann wurde sie nicht in London ausgestellt.«
    »Er kam also von außerhalb?«
    Lord Maccon zuckte mit den Schultern. »Sie wissen, wie ortsgebunden Vampire sind. Sogar ohne jegliche Bindung an ein Vampirhaus neigen sie
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