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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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würden?« Sie blickte von ihren Bemühungen hoch und schnappte erschrocken nach Luft. »Sie haben ja überall Blut im Gesicht!«
    Eilig wischte sich Lord Maccon mit dem Ärmel seines Abendjacketts übers Gesicht, wie ein unartiges Kind, das mit marmeladebeschmiertem Mund erwischt worden war, doch er gab keine Erklärung ab. Stattdessen knurrte er sie an und deutete ins Innere der Kutsche. »Sehen Sie, was Sie jetzt schon wieder angerichtet haben! Er ist uns entwischt!«
    Alexia sah es nicht, denn im Innern der Kutsche gab es nichts mehr zu sehen. Der Schattenmann hatte die Gelegenheit ihres unglücklichen Sturzes beim Schopf gepackt und war geflohen.
    » Ich habe gar nichts gemacht. Sie haben die Tür geöffnet. Ich bin einfach nur hinausgefallen. Ein Mann griff mich mit einem feuchten Taschentuch an. Was hätte ich denn sonst tun sollen?«
    »Mit einem feuchten Taschentuch?«
    Miss Tarabotti verschränkte die Arme vor der Brust und nickte empört. Dann, in typischer Alexia-Manier, entschied sie sich, zum Angriff überzugehen. Sie hatte keine Ahnung, was genau Lord Maccon an sich hatte, dass sie sich ständig provoziert fühlte, doch möglicherweise angestachelt von ihrem italienischen Blut, ergab sie sich einfach dem Impuls. »Jetzt warten Sie mal! Wie haben Sie mich überhaupt gefunden? Sind Sie mir etwa gefolgt?«
    Lord Maccon hatte so viel Anstand, ein wenig belämmert dreinzusehen – wenn man von einem Werwolf behaupten konnte, belämmert dreinsehen zu können. »Ich traue Vampiren nicht«, brummte er, als wäre das eine Entschuldigung. »Ich sagte Ihnen doch, dass Sie nicht herkommen sollten. Hatte ich Ihnen nicht gesagt, dass Sie nicht herkommen sollten? Nun, jetzt sehen Sie ja, was passiert ist.«
    »Nur damit Sie es wissen, ich war in diesem Vampirhaus zu keiner Zeit in Gefahr. Erst als ich es wieder verließ, liefen die Dinge ein wenig …« Sie wedelte leichthin mit der Hand. »Nun, aus dem Ruder.«
    »Genau!«, rief der Earl. »Sie sollten sich nach Hause begeben, auf Ihr Zimmer gehen und nie wieder herauskommen.«
    Er klang so ernst, dass Alexia lachen musste. »Haben Sie die ganze Zeit auf mich gewartet?« Neugierig sah sie hoch zum Mond. Er war zu drei Vierteln voll – ein Mond für leichte Verwandlungen. Sie erinnerte sich wieder an das Blut an seinem Mund und zählte zwei und zwei zusammen. »Es ist eine frostige Nacht. Ich nehme an, Sie befanden sich in Wolfsgestalt?«
    Lord Maccon verschränkte die Arme vor der Brust und sah sie mit schmalen Augen an.
    »Wie konnten Sie sich so schnell verwandeln und so rasch wieder ankleiden? Ich hörte Ihren Angriffsschrei. Zu diesem Zeitpunkt können Sie nicht menschlich gewesen sein.« Miss Tarabotti hatte eine ungefähre Vorstellung davon, wie das mit dem Werwolfsein funktionierte, obwohl sie zugegebenermaßen noch nie mitangesehen hatte, wie der Earl die Gestalt wechselte. Tatsächlich hatte sie abgesehen von den detaillierten Abbildungen in einigen der Bücher ihres Vaters noch nie gesehen, wie das jemand tat.
    Dennoch, der Earl stand vor ihr, in Frack und mit strubbeligem Haar und hungrigen gelben Augen, und nichts an ihm wirkte fehl am Platz – abgesehen von dem seltsamen bisschen Blut.
    Lord Maccon grinste stolz und sah dabei wie ein Schuljunge aus, dem gerade eine perfekte Übersetzung aus dem Lateinischen gelungen war. Anstatt ihre Frage zu beantworten, tat er etwas höchst Erschreckendes. Er verwandelte sich, allerdings nur seinen Kopf, und knurrte sie an. Es war völlig bizarr, sowohl die Handlung an sich (ein eigenartiges Schmelzen von Fleisch und Knirschen von Knochen, das höchst unangenehm anzusehen beziehungsweise anzuhören war) als auch der Anblick eines Gentleman in makelloser Abendkleidung mit einem ebenso makellosen Wolfskopf, der über einer grauen, seidenen Halsbinde thronte.
    »Das ist wirklich abstoßend«, sagte Miss Tarabotti fasziniert. Sie streckte die Hand aus und berührte ihn an der Schulter, sodass der Earl gezwungen war, sich wieder ganz in menschliche Gestalt zurückzuverwandeln. »Können das alle Werwölfe, oder ist das eine typische Alpha-Fähigkeit?«
    Lord Maccon war ein wenig beleidigt darüber, mit welcher Lässigkeit sie die Kontrolle über seine Verwandlung an sich gerissen hatte. »Alpha«, gestand er. »Und eine Frage des Alters. Die von uns, die es schon am längsten gibt, beherrschen die Verwandlung am besten. Das hier nennt man die Anubis-Gestalt, seit den alten Tagen.«
    Nachdem ihn Alexias Hand, die

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