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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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britischen Hochadels, Alpha seines Rudels, Besitzer eines beträchtlichen Vermögens und … nun ja, irgendwie umwerfend. Trotz all ihrer hoffnungsvollen Bemühungen um ihr Äußeres und obwohl sie im Spiegel – selbst für ihr eigenes kritisches Auge – einigermaßen hübsch ausgesehen hatte, fühlte sich Alexia auf einmal völlig minderwertig.
    Sie musste akzeptieren, dass Lord Maccon ihr, so gut er konnte, einen Ausweg anbot. Er tat dies auf quälend höfliche Weise. Während des Aperitifs richtete er es zwar immer wieder so ein, dass sie sich in seiner Nähe befand, doch jedes Mal, wenn ihm dies gelang, hatte er ihr offenbar nichts zu sagen. Sein Verhalten schrie geradezu nach tiefster Beschämung. Er konnte es kaum ertragen, in ihre Richtung zu blicken.
    Miss Tarabotti tolerierte dieses lächerliche Verhalten etwa eine halbe Stunde lang, dann verlegte sich ihr Gemütszustand von verwirrt und unglücklich auf äußerst wütend. Dazu bedurfte es bei Alexia nicht fiel. Es lag an ihrem italienischen Temperament, pflegte ihre Mutter immer zu sagen. Anders als Lord Maccon hatte sie keine Lust auf Höflichkeiten.
    Von da ab verließ Miss Tarabotti jedes Mal, wenn Lord Maccon einen Raum betrat, selbigen. Wenn er entschlossenen Schrittes durch den Empfangsraum auf sie zukam, wandte sich Alexia zur Seite und schloss sich nahtlos einer Unterhaltung an, die in ihrer Nähe geführt wurde. Gewöhnlich ging es dabei um etwas so Banales wie das neueste Parfüm aus Paris, allerdings waren an diesen Gesprächen auch zahlreiche Mädchen in heiratsfähigem Alter beteiligt, was Lord Maccon recht erfolgreich abschreckte. Wenn sie sich setzte, dann zwischen bereits besetzte Stühle, und sie achtete sorgsam darauf, sich nie allein oder in einer verlassenen Ecke eines Zimmers aufzuhalten.
    Als dann zu Tisch gebeten wurde, war Lord Maccons Platzkarte, die sich ursprünglich in der Nähe der ihren befunden hatte, auf wundersame Weise ans andere Ende der Tafel gewandert. Dort verbrachte er einen recht unerquicklichen Abend damit, sich mit der jungen Miss Wibbley über eine Reihe gänzlich belangloser Themen zu unterhalten. Miss Tarabotti konnte, obwohl eine halbe Welt – acht ganze Gedecke! – zwischen ihnen lag, immer noch hören, worüber sie sprachen. Ihr Tischherr, ein Wissenschaftler aus irgendeinem gesellschaftlich akzeptierten Fachbereich, war genau die Art von Tischnachbar, die sich Alexia normalerweise erhoffte. Tatsächlich war ihre Fähigkeit, sich angeregt mit Intellektuellen unterhalten zu können, der Hauptgrund, warum eine alte Jungfer wie sie weiterhin zu solchen Dinnerpartys eingeladen wurde. Leider musste sie feststellen, dass es ihr diesmal einfach nicht gelingen wollte, dem armen Gentleman hinsichtlich seiner Unzulänglichkeiten in Bezug auf Konversation hilfreich unter die Arme zu greifen.
    »Guten Abend. MacDougall, der Name. Und Sie sind Miss Tarabotti, richtig?«, war sein Eröffnungszug.
    Ach herrje , dachte Alexia, ein Amerikaner . Doch sie nickte höflich.
    Das Abendessen begann mit einem Aufgebot kleiner Austern auf Eis mit kühler Zitronen-Crème fraîche. Miss Tarabotti, die der Meinung war, dass Austern eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit Nasenausscheidungen hatten, schob die widerwärtigen Schalentiere von sich und beobachtete unter gesenkten Wimpern hervor und zu ihrem Entsetzen, wie Lord Maccon zwölf Stück davon verzehrte.
    »Ist das nicht ein italienischer Name?«, fragte der Wissenschaftler schüchtern.
    Miss Tarabotti, die ihr italienisches Erbe stets für viel peinlicher als ihren Zustand der Seelenlosigkeit gehalten hatte, hielt das für ein schlechtes Gesprächsthema – ganz besonders bei einem Amerikaner. »Mein Vater«, gestand sie, »war italienischer Abstammung. Unglücklicherweise ist das kein Leiden, das man heilen könnte.« Sie machte eine kurze Pause. »Er ist dann auch verschieden, wenn auch nicht daran.«
    Mr MacDougall schien nicht zu wissen, was er darauf antworten sollte. Er lachte nervös. »Aber er kam auch nicht als Geist zurück, nehme ich an?«
    Alexia rümpfte die Nase. »Zu wenig Seele.« Überhaupt keine Seele , dachte sie. Außernatürliche Neigungen vererbten sich weiter. Sie war, was sie war, aufgrund der Seelenlosigkeit ihres Vaters.
    Ihr Tischgenosse brachte ein weiteres nervöses Lachen hervor. »Was für ein Zufall, denn ich darf mich eines gewissen akademischen Interesses am Zustand der menschlichen Seele rühmen.«
    Miss Tarabotti hörte nur mit halbem

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