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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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Sorge.
    »Das besprechen wir später«, befahl Lord Maccon und sagte zu Miss Tarabotti: »Erst einmal sollte ich Sie nach Hause bringen, sonst haben wir ein völlig neues Problem, mit dem wir uns auseinandersetzen müssen.«
    »Soll ich mitkommen?«, fragte sein Stellvertreter.
    »In diesem Zustand? Sie würden die Situation nur noch verkomplizieren«, meinte der Earl spöttisch.
    Zum ersten Mal fiel Alexia auf – so beschämt war sie über ihr unsittliches Stelldichein –, dass Professor Lyall zwar in einen langen Mantel gehüllt war, aber weder Hut noch Schuhe trug. Sie betrachtete ihn aufmerksamer. Er hatte auch keine Hosen an! Schockiert presste sie eine Hand vor den Mund.
    »Sie flitzen besser zurück zum Bau«, wies ihn der Earl an.
    Professor Lyall nickte, drehte sich um und trabte lautlos auf bloßen Füßen um die Ecke des nächsten Gebäudes. Einen Augenblick später trottete ein kleiner, schlanker Wolf mit sandfarbenem Pelz, intelligenten gelben Augen und einem Mantel im Maul zurück auf die Straße. Er nickte Alexia einmal kurz zu und lief dann in gleichmäßigem Trab die mit Kopfsteinen gepflasterte Straße entlang.
    Der Rest des Abends verlief vergleichsweise ereignislos. Vor Sangria begegneten Miss Tarabotti und Lord Maccon einer Handvoll junger Männer, Dandys erster Güte mit auf Hochglanz polierten Schuhen und Kragen mit gezahntem Saum, die ihnen ihre Kutsche anboten. Die Dandys waren so harmlose Gecken und so vollkommen betrunken, dass der Lord ihr Angebot annahm. Er brachte Miss Tarabotti sicher bis zu ihrer Türschwelle, des Dienstboteneingangs natürlich, und übergab sie in die Obhut eines besorgten Floote, ohne dass die Familie etwas von ihrem nächtlichen Streifzug erfuhr. Dann verschwand Lord Maccon um die Ecke eines Hauses.
    Miss Tarabotti spähte gleich, nachdem sie sich fürs Zubettgehen umgezogen hatte, aus dem Fenster. Sie war sich nicht sicher, was genau es über ihre Lebensweise aussagte, dass sie es höchst beruhigend fand, in der Gasse unter ihrem Zimmer einen riesigen Wolf, dessen braunes Fell von Gold und Grau durchzogen war, auf- und abschreiten zu sehen.
    »Lord Maccon hat was? « Miss Ivy Hisselpenny legte ihre Handschuhe und das perlenbesetzte Retikül mit einem Klappern auf dem Beistelltischchen im Foyer der Loontwills ab.
    Miss Tarabotti geleitete ihre Freundin ins Empfangszimmer. »Dämpfe deine Stimme etwas, meine Liebe. Und bitte, nimm um Himmels willen diesen Hut ab! Er versengt mir regelrecht die Augäpfel.«
    Ivy tat, worum sie gebeten worden war, doch dabei starrte sie die Freundin die ganze Zeit unverwandt an. Sie war so verblüfft über das, was sie gerade erfahren hatte, dass sie nicht einmal wie üblich Anstoß nahm an Alexias obligatorischer Beleidigung ihrer Kopfbedeckung.
    Floote erschien mit einem schwer beladenen Tablett und pflückte den Hut aus Miss Hisselpennys Griff. Er hielt das widerwärtige Ding – eine Kreation aus violettem Samt, die mit gelben Blumen und einem großen ausgestopften Perlhuhn bestückt war – zwischen Daumen und Zeigefinger und zog sich aus dem Raum zurück. Miss Tarabotti schloss die Tür fest hinter ihm und dem Hut.
    Mrs Loontwill und die jungen Loontwill-Damen waren einkaufen gegangen, doch sie würden jeden Augenblick zurückkommen. Ivy hatte an diesem Morgen geradezu Äonen gebraucht, um in Schwung zu kommen, und nun konnte Alexia nur hoffen, dass sie ausreichend lange ungestört blieben, um allen notwendigen Klatsch abzudecken.
    Sie schenkte Himbeersaft ein.
    »Nun!«, forderte Miss Hisselpenny, während sie sich in einen Korbstuhl setzte und abwesend eine Locke ihres dunklen Haars feststeckte.
    Alexia reichte ihr ein Glas Saft und sagte rundheraus: »Du hast richtig gehört. Ich sagte, Lord Maccon hat mich letzte Nacht geküsst.«
    Miss Hisselpenny rührte das Getränk nicht an, so groß war ihre Erschütterung. Stattdessen stellte sie das Glas zur Sicherheit auf einem kleinen Beistelltisch ab und beugte sich vor, soweit ihr Korsett es erlaubte. »Wo?« Sie machte eine kurze Pause. »Warum? Wie? Ich dachte, du kannst ihn absolut nicht ausstehen.« Sie runzelte die Stirn, dass sich ihre dunklen Augenbrauen wölbten. »Ich dachte, er kann dich absolut nicht ausstehen.«
    Souverän und ausweichend nippte Miss Tarabotti an ihrem Saft. Es gefiel ihr, Ivy auf die Folter zu spannen, und sie genoss den Ausdruck begieriger Neugierde auf dem Gesicht ihrer Freundin. Andererseits brannte sie darauf, ihr alles zu erzählen.
    Miss

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