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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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nehmen?«
    Der Wissenschaftler nickte bestätigend. »Ich hoffe, dass man hier einsieht, dass meine Forschungen von größtem wissenschaftlichem Interesse sind.«
    »Nun ja«, meinte Alexia, »wenn Sie Ihre Rede im Hypocras Club mit der gleichen Leidenschaft vortragen, wie Sie unsere Unterhaltung führen, dann sollte sie Ihnen den Weg ebnen. Sie haben mir ein paar der besten und innovativsten Ideen vorgetragen, die ich bisher zu diesem Thema gehört habe. Sie hätten meine Stimme, wäre mir die Mitgliedschaft des Clubs gestattet.«
    Bei ihrem Lob strahlte der junge Mann breit und war noch mehr als bisher von Miss Tarabotti angetan, die offenbar nicht nur über genug Intelligenz verfügte, seinen Gedankengängen zu folgen, sondern auch noch ihren Wert zu erkennen. Mit einem Schnalzen setzte er die Pferde wieder in Bewegung und lenkte die Kutsche an den Wegesrand. »Erwähnte ich bereits, wie bezaubernd Sie heute aussehen, Miss Tarabotti?« Er brachte die Kutsche zum Stehen.
    Natürlich konnte Alexia ihn nach so einem Kompliment nicht auf die vielen Schwachpunkte seiner Theorien aufmerksam machen. Also lenkte sie die Unterhaltung auf allgemeinere Themen.
    Mr MacDougall kurbelte den mechanischen Wasserkocher an und brühte eine Kanne Tee auf. Währenddessen blickte Alexia durch das Fernrohr der Kutsche. Sie schwenkte das Objektiv herum und redete über den sonnigen Tag und die in würdevoller Anmut über dem Park dahinziehenden Luftschiffe. Kurz richtete sie das Fernrohr auch auf Professor Lyall, der im Schatten eines Baumes ein kleines Stück weiter entfernt lehnte, sein Brilloskop aufgesetzt hatte und sie dadurch ebenfalls beobachtete. Eilends legte sie das optische Vergrößerungsgerät weg und wandte sich wieder ihrem Gastgeber und dem Tee zu.
    Während sie vorsichtig an der Blechtasse nippte, wobei sie überrascht feststellte, dass das angebotene Getränk köstlicher Assamtee war, feuerte er den kleinen Hydraulikmotor an der Rückseite der Kutsche an. Mit Gequietsche und Geächze richtete sich ein mächtiger Sonnenschirm auf und entfaltete sich, um der offenen Kutsche Schatten zu spenden. Alexia ließ ihren eigenen kleinen Parasol zuschnappen, wobei sie ihn – völlig zu Unrecht – mit einem Gefühl neidvoller Unzulänglichkeit anstarrte. Er war ein guter kleiner Sonnenschirm und hatte wohl kaum einen solch vorwurfsvollen Blick verdient.
    Sie verbrachten eine besonders angenehme weitere Stunde, tranken Tee und naschten eine Schachtel Turkish Delight, ein mit Rosenwasser und Zitrone aromatisiertes Geleekonfekt, das Mr MacDougall extra für diesen Tag erstanden hatte. Nach allzu kurzer Zeit, so schien es, ließ Mr MacDougall den riesigen Sonnenschirm schon wieder einfahren und fuhr Miss Tarabotti nach Hause.
    An der Vordertreppe der Loontwills half ihr der junge Gentleman aus der Kutsche, zufrieden über den Verlauf ihres Ausflugs, doch als er sie bis zur Tür begleiten wollte, hielt ihn Alexia zurück.
    »Bitte halten Sie mich nicht für unhöflich«, bat sie. »Aber Sie wollen meinen Verwandten im Augenblick bestimmt nicht begegnen. Es beschämt mich, eingestehen zu müssen, dass sie Ihrem Intellekt nicht gewachsen sind.« Sie glaubte zwar eher, dass ihre Mutter und ihre Schwestern ausgegangen waren, um einzukaufen, doch sie brauchte irgendeine Ausrede. So wie er sie gerade ansah, würde er sich ihr womöglich noch erklären, und wie hätte sie darauf reagieren sollen?
    Der Wissenschaftler nickte ernst. »Das verstehe ich vollkommen, meine liebe Miss Tarabotti. Meine eigenen Verwandten sind ähnlich geschlagen. Habe ich Ihre Erlaubnis, Sie wieder zu besuchen?«
    Alexia lächelte nicht. Es war nicht genug, sich zurückhaltend zu zeigen, wollte sie seine Avancen nicht erwidern. »Das dürfen Sie, aber nicht morgen, Mr MacDougall. Sie werden sich für Ihre Rede vorbereiten müssen.«
    »Übermorgen?« Er war hartnäckig. »Dann könnte ich Ihnen erzählen, wie die Eröffnungsfeier gelaufen ist.«
    Recht dreist, diese amerikanischen Männer. Alexia seufzte innerlich, dennoch nickte sie zustimmend.
    Mr MacDougall schwang sich wieder auf den Kutschbock, hob grüßend den Hut und trieb dann seine schönen Füchse zu einem geordneten Rückzug an.
    Miss Tarabotti gab vor, auf der Treppe stehenzubleiben, um ihm nachzuwinken. Sobald er allerdings außer Sicht war, huschte sie verstohlen wieder die Stufen hinunter und um die Ecke des Hauses.
    »Sie haben mich wirklich ziemlich scharf im Auge behalten«, warf sie dem Mann

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