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Gluehende Dunkelheit

Gluehende Dunkelheit

Titel: Gluehende Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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Werwolfsrudel vermutlich bereits seit Jahrhunderten heimlich an einer Möglichkeit arbeiteten, die menschliche Seele messen zu können. Es war sehr unwahrscheinlich, dass dieser junge Mann Erfolg haben würde, wo Generationen von erfahrenen übernatürlichen Forschern versagt hatten. Doch sie hielt ihre Zunge in Zaum. Warum sollte sie einem Mann seine Träume zerstören?
    Sie gab vor, interessiert eine Gruppe von Schwänen zu beobachten, die über einen Teich seitlich des Weges glitten. In Wahrheit war es Professor Lyall, der ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. War er gestolpert? Es sah so aus, und dabei war er anscheinend gegen einen anderen Gentleman getaumelt, wobei dieser eine Art Apparat aus Metall fallen ließ.
    »Also, welches Thema behandelt Ihre Rede bei der Eröffnung des Hypocras Club?«, fragte Miss Tarabotti.
    Mr MacDougall hüstelte. »Nun«, er sah beschämt aus, »in erster Linie das, was ich darüber herausgefunden habe, was die Seele nicht ist. Meine ersten Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass sie keine irgendwie geartete Aura und auch keine Pigmentierung der Haut ist. Es gibt mehrere Arbeitstheorien: Manche meinen, sie hat ihren Sitz in einem Teil des Gehirns, andere sind der Auffassung, dass sie ein flüssiges Element in den Augen oder vielleicht elektrischer Natur ist.«
    »Was glauben Sie?« Alexia täuschte immer noch Interesse an den Schwänen vor. Professor Lyall schien sich wieder gefangen zu haben. Es war auf die Entfernung schwer zu sagen, aber unter seinem John-Bull-Zylinder sah sein kantiges Gesicht eigenartig blass aus.
    »Nach allem, was ich über die Metamorphose weiß – und ich hatte wohlgemerkt nie das Privileg, sie mit eigenen Augen beobachten zu können –, glaube ich, dass die Umwandlung das Resultat eines durch Blut übertragenen Krankheitserregers ist. Die gleiche Art von Erreger, die nach Meinung von Dr. Snow für den jüngsten Ausbruch der Cholera verantwortlich war.«
    »Sie sind also ein Gegner der Miasmentheorie der Krankheitsübertragung?«
    Der Wissenschaftler neigte zustimmend den Kopf, erfreut darüber, sich mit einer Frau zu unterhalten, die so gebildet in modernen medizinischen Theorien war.
    »Dr. Snow behauptet, Cholera würde durch die Aufnahme von verseuchtem Wasser übertragen«, fuhr Miss Tarabotti fort. »Wie genau, meinen Sie, findet die übernatürliche Übertragung statt?«
    »Das ist mir immer noch ein Rätsel. Ebenso wie der Grund, warum manche positiv darauf ansprechen und andere wiederum nicht.«
    »Gegenwärtig macht man dafür das Vorhandensein oder den Mangel an überschüssiger Seele verantwortlich.«
    »Richtig.« Die Augen des Wissenschaftlers leuchteten auf. »Wenn wir den Erreger identifizieren, wissen wir nur, was die Metamorphose auslöst, aber nicht warum oder wie . Meine Forschungen konzentrieren sich bisher auf Hämatologie, aber allmählich gelange ich zu der Überzeugung, dass ich damit den falschen theoretischen Aspekt verfolge.«
    »Sie müssen herausfinden, was diejenigen, die sterben, und die, die überleben, voneinander unterscheidet.« Mit den Fingerspitzen trommelte Alexia gegen den Messinggriff ihres Parasols.
    »Und wie der Überlebende vor und nach der Metamorphose beschaffen ist.« Lebhaft vor Enthusiasmus zügelte Mr MacDougall die Pferde, sodass er sich Alexia ganz zuwenden konnte. »Wenn die Seele Substanz hat, wenn sie ein Organ oder ein Teil eines Organs ist, das manche haben und andere nicht – das Herz vielleicht, oder die Lunge …«
    Miss Tarabotti war ebenso enthusiastisch und brachte seine Hypothese für ihn zu Ende. »… dann sollte sie auch messbar sein!«
    Ihre dunklen Augen funkelten bei der bloßen Vorstellung. Ein brillantes Konzept, doch es wären noch viele langwierige Studien vonnöten. Nun begriff sie, warum er am vergangenen Abend behauptet hatte, seine Forschungen seien kein geeignetes Gesprächsthema für ein Dinner. »Sie sezieren Leichen?«, fragte sie.
    Mr MacDougall nickte. Vor Aufregung vergaß er alle Rücksicht auf ihr damenhaftes Zartgefühl. »Nur ist es höchst schwierig, an tote Werwölfe und Vampire zu gelangen. Besonders in den Vereinigten Staaten.«
    Miss Tarabotti erschauderte. Nicht nötig, nach dem Warum zu fragen. Jeder wusste, dass die Amerikaner all jene lebendig verbrannten, denen nachgesagt wurde, übernatürlich zu sein, sodass den Wissenschaftlern nur wenig Forschungsmaterial blieb. »Sie wollen sich hier entsprechende Exemplare beschaffen und sie mit nach Hause

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