Glühende Leidenschaft
Susie, Monk, Minerva …
»Du hast sie zum Haus von Sir Arthur gebracht, nehme ich an. Warum?«
»Weil sie dahin wollte, Mylord. Es steht mir nicht an, zu sagen, dass sie da nicht hindurfte!«
»Du maßt dir doch sonst auch immer an, zu tun, was dir passt.« Sax versuchte, bei Verstand zu bleiben. Zwischen diesem Jakes und der Herzogin konnte es keine Verbindung geben. »Erzählt mir, was passiert ist. Alles.«
Monk schnaufte. »Sie wollte dahin fahren, und sie wollte nicht die Kutsche nehmen, Mylord. Ich weiß nicht, warum. Wir nahmen eine Droschke. Als wir dorthin kamen, ließ sie ein Stück von dem Haus weg anhalten und sagte, ich solle warten, und sie würde allein weitergehen. Ich habe protestiert, Mylord, ich schwöre es, aber was hätte ich denn tun sollen?«
Sax rieb sich den Nacken. Er kannte Monk nun schon acht Jahre – ein knochiger Kerl, der zu früh aufgehört hatte, zu wachsen. Warum sollte er auf einmal zum Verräter werden? »Nichts, vermutlich. Also, sie ging in das Haus.«
»Ja, Mylord. Ich lehnte mich nur so an ein Geländer und pfiff vor mich hin und wartete darauf, dass sie wieder herauskommt, und ich beobachtete das Haus wie ein Falke. Bin ganz schön erschrocken, als sie dann auf einmal von hinten auf mich zukam und aussah, als hätte sie ‘nen Geist gesehen.«
Verdammt. »Oder einen Toten, meinst du?«
Monk schüttelte den Kopf. »Sie hat’s nicht getan, Mylord. Darauf würde ich meinen Kopf verwetten!«
»Was für eine anrührende Treue.« Sax hob das Skandalblatt auf und las die Einzelheiten. »Hatte sie Blut an sich?«
»Nicht, soweit ich mich erinnere, Mylord.«
»Das ist ja immerhin etwas. Und was war dann?«
»Dann haben wir Schreie gehört. Jemand schrie aus dem Haus, das sie aufgesucht hatte, ›Mörderin‹. Ich habe nicht angehalten, um Fragen zu stellen, hab sie nur angetrieben, schnell zu gehen, weg von dort. Und das Nächste war dann schon, dass eine Menge zusammenlief, und einer zeigt auf sie. Wir sind gerannt, aber um ehrlich zu sein, Mylord, sie ist nicht unbedingt eine schnelle Läuferin.«
»Sie haben sie erwischt?« Sax fühlte sich, als habe kalte Winterluft seine Kehle zugeschnürt und ihm den Atem geraubt. Von einem blutrünstigen Mob in Stücke gerissen?
»Also bitte, Mylord! Glauben Sie, dass ich dann jetzt hier wäre? Eher würde ich mir doch selber die Kehle durchschneiden und mich in den Fluss schmeißen! Ich bin mit ihr eine Gasse runtergerannt, hab mir ihren Umhang genommen, ihr meine Jacke gegeben, und dann hab ich die Beine in die Hand genommen. Ich schwöre Ihnen, die sind alle mir nachgelaufen, aber ich musste sie natürlich erst wieder abschütteln, bevor ich zu ihr zurück konnte. Und als ich dann wieder dahin kam, wo ich sie zurückgelassen hatte, war sie weg. Ich habe stundenlang die Straßen abgesucht, aber keine Spur von ihr gefunden.«
»In der Zeitung steht, der Alarm wurde um zehn Uhr ausgelöst. Ist es so lang her? Drei Stunden?«
»Wenn’s reicht, Mylord.«
»Nicht zu fassen!« Sax rieb sich über das Gesicht. Sie konnte also dem Mob entkommen, aber was dann? Er war zornig auf sie, ja. Und er war argwöhnisch. Aber in erster Linie dachte er entsetzt an all die Dinge, die einer wehrlosen jungen Frau zustoßen konnten, die hilflos in London herumirrte.
Er hatte sich für sein Weglaufen geschämt und war deshalb früh zurückgekommen. Hätte er das Haus nicht verlassen, dann wäre das alles nicht passiert.
»Was hätte ich denn noch tun können, Mylord?«
»Besser auf sie aufpassen!« Aber gleichzeitig schüttelte Sax den Kopf. Der arme Monk war fast in Tränen aufgelöst, dabei hatte er in einer prekären Lage doch Verstand bewiesen. »Nein, du hast getan, was du konntest, Monk, und ihr wahrscheinlich das Leben gerettet. So ein Mob ist gefährlich. Aber warum ist sie nicht heimgekommen? Zum Teufel, sie könnte bei …« Er wollte seine Befürchtung nicht in Worte fassen.
»Sie ist nicht dumm, Mylord«, meinte Susie, Tränen abtupfend. »Und sie kennt London.«
»Und du kennst sie ganz gut, was?«, knurrte er, seine Dämonen spürend.
Susie erbleichte. »Nein, Mylord!«
Er zügelte seine wilden Gedanken und sagte sich, dass sie bar jeder Vernunft waren. »Sie kennt ihren kleinen, anständigen Teil von London, nicht das gefährliche Ganze. Verdammt, wenn sie nur im Roundhouse wäre, oder meinetwegen sogar im Fleet-Gefängnis! Da könnte ich sie jederzeit herausholen. Wieso ist sie bloß nicht nach Hause gekommen?«
»Wenn ich
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