Glühende Leidenschaft
musste er an zu viele Menschen gleichzeitig denken. Er war daran gewöhnt, sich nur um sich selbst zu kümmern. Wo zum Teufel war Owain? Er drehte sich um und sah, dass auch Laura aufgestanden war und sich zum Gehen anschickte.
»Setz dich, Laura. Wir müssen miteinander reden.«
Seufzend, den Blick niedergeschlagen, nahm sie wieder Platz.
»Du weißt, warum deine Schwester zu Sir Arthur ging, nicht wahr?«
Laura nickte.
»Du musst es mir sagen.«
Sie blickte auf, in ihrer Angst und Verwirrung hübsch genug, um einen Mann durcheinanderzubringen – falls er das nicht schon ihrer Schwester wegen war, die einen wahrlich zum Verzweifeln bringen konnte. »Aber das ist ein Geheimnis, Mylord.«
»Nicht vor mir. Ich bin der Ehemann deiner Schwester.«
»Vor allem vor Ihnen!«
Mit einem Schlag brachen all seine Dämonen hervor, doch er kämpfte gegen sie an. Seine Gattin war in Gefahr. Jetzt war keine Zeit, ihnen nachzugeben. Selbst wenn sie das Werkzeug seiner Großmutter war, würde er sie um seines Namens willen retten. Und dann würde er sie sich vorknöpfen.
Er nahm gegenüber seiner schönen Schwägerin Platz und versuchte, möglichst gefasst und freundlich zu wirken. »Laura, deine Loyalität ist bewundernswert, aber du musst mir jetzt sagen, was hier vor sich geht. Minerva könnte in großer Gefahr sein, und ich kann ihr nicht helfen, wenn ich so im Ungewissen gelassen werde.«
Sie biss sich auf die Lippe. »Sie dachte … sie war sicher, Sie würden ihr nicht helfen wollen, wenn Sie wüssten …«
»Ich verspreche dir«, sagte er ruhig, »dass es keine Rolle spielt, was sie getan hat. Ich werde ihr helfen.«
Laura blickte hinter sich, als erwartete sie, dass plötzlich auf magische Weise eine Lösung an der Wandtäfelung erscheinen würde. Doch dann redete sie. »Gestern Abend … im Theater … sagte Sir Arthur zu Meg, dass er etwas hat, das uns gehört. Etwas, das wir im Haus vergessen haben. Er sagte, um es zurückzubekommen, müsse sie ihn besuchen.«
Ein Beweis für die Verschwörung? Ein Brief von seiner Großmutter? »Was ist das?«
Die Frage schien einfach genug, doch Laura reagierte darauf mit erneuter Verwirrung. Sie legte eine Hand auf den Mund, als sei sie im Begriff zu schreien oder in Tränen auszubrechen, und schürte damit seine Ängste nur noch mehr.
»Komm schon, Laura! Was kann das sein, dass es eine solche Geheimniskrämerei wert ist?«
Sie starrte ihn an, Tränen glänzten in ihren großen Augen. »Es ist eine Zauberstatue.«
»Was?« Mit der Hand auf ihrem Mund hatte sie undeutlich gesprochen, und er hatte wohl nicht richtig verstanden.
Laura sprang auf. »Ich habe gewusst, dass Sie mir das nicht glauben würden! Und wenn Sie es doch glauben, dann ist alles nur noch schlimmer!« Sie ließ ihren Tränen freien Lauf.
Sax unterdrückte einen Fluch; er legte einen Arm um sie und reichte ihr sein Taschentuch. Dann schob er sie behutsam auf das Sofa und blieb an ihrer Seite. »Na, na, Laura. Das ist wirklich nicht nötig. Beruhige dich und erkläre mir alles.«
Hatte sie tatsächlich »Zauberstatue« gesagt? Und welche Rolle konnte das in den Plänen seiner Großmutter spielen?
Sie umklammerte das Tüchlein und schniefte, die blauen Augen voller Wasser, aber kaum gerötet. Eines Tages würde sie garantiert einen Mann verrückt machen. »Sie werden das nicht glauben. Ich weiß nicht einmal, ob ich selbst daran glauben soll. Bei mir funktioniert der Zauber nämlich nicht, wissen Sie.« Sie schnäuzte sich und blickte ihm dann direkt ins Gesicht. »Wir haben eine Statue, Mylord. Es ist ein Wunschstein. Wer die Macht besitzt, kann ihm einen Wunsch auftragen, und er wird immer erfüllt.«
Sax versuchte, einen Scherz darin zu entdecken. Oder eine Lüge, wenngleich er wusste, dass sie die Wahrheit sagte. Nein, sie hatte die Lüge ihrer Schwester für bare Münze genommen, das kleine Dummerchen. »Du hast völlig recht, Laura. Ich glaube es nicht. Schon deshalb, weil eine Familie mit einem derartigen Schatz wohl kaum in großer Armut leben würde, nicht wahr?«
»Aber Meg wollte ihn nicht benutzen! Sie hat die Macht, aber es ist ihr zuwider. Sie sagt, das Ganze ist bösartig, und dass immer ein ›dickes Ende‹ dabei ist. Und das stimmt!«, jammerte sie in ihr Taschentuch hinein. »Sie sehen doch, was ihr jetzt passiert ist!«
»Laura, hör auf damit!« Als sie sich wieder etwas beruhigt hatte, sagte er: »Bis jetzt ist Meg noch gar nichts passiert.« Zumindest hoffte er das. »Und
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