Glühende Leidenschaft
Ich kann rasch mit einer Droschke dorthin fahren und sie herholen. Ich bin sicher, der Graf will über seine Großmutter Bescheid wissen.«
»Ja, das glaube ich auch. Aber mit einer Droschke zu fahren macht mir nichts aus …«
»Ist aber nicht nötig.«
»Gehen Sie, Stafford«, sagte die Herzogin so, als sei jedes Wort kostbar. »Gehen Sie und tun Sie, was ich wünsche. Oder ich sitze Ihnen auf immer und ewig im Nacken!«
Der Mann verbeugte sich und küsste ihre an eine Klaue erinnernde Hand. »Sie kennen mich, Euer Gnaden. Ich bin sicher, wir sehen uns wieder.«
Laura beobachtete, wie der Mann hinausschritt, und wusste sofort, dass hier Dinge vor sich gingen, von denen sie nichts ahnte. Sie schaute zu Daphne, die ihr jedoch lediglich ein kaum beruhigendes Lächeln zuwarf.
Die Herzogin warf den Kopf auf den Kissen hin und her. »Geht …« Sie zeigte mit zuckender Hand auf die Tür zu einem Nebenzimmer. »Ich … kann nicht reden. Kommt, wenn Helen zurückkommt. Helen …«
Laura war froh, in ein kühleres Zimmer ausweichen zu können. »Wer ist Helen?«, fragte sie.
Daphne schlang die Arme um sich. »Saxonhursts Mutter.«
»Aber sie ist tot, nicht wahr?«
»Ich vermute, die Menschen tun so etwas, wenn sie dem Tod nahe sind. In die Vergangenheit zurückgehen. Ich hoffe, Stafford bringt Saxonhurst her.«
Laura war sicher, dass das unangenehm werden würde. »Dieser Mann ist mir zuwider.«
»Mir auch. Er ist grob. Ich weiß nicht, warum Großmutter ihn für sich arbeiten lässt. Er ist sogar Verwalter eines ihrer kleineren Güter.«
Laura wünschte, sie wäre nicht hergekommen. Sie mochte keinen dieser Menschen, und irgendetwas hier machte ihr Angst. »Was ist, wenn der Graf nicht kommt?«
Daphne saß vor dem Feuer und hielt die in Netzhandschuhen steckenden Finger in die Wärme. »Dann geschieht ihr das wahrscheinlich recht. Sie hat nie an andere gedacht, immer nur an sich selbst. Sie ist die Tochter eines Herzogs, weißt du, und war auch noch mit einem Herzog verheiratet. Aber ihr Mann war eine absolute Null. Der Sohn ist genauso, und sie hat dafür gesorgt, dass er eine graue Maus zur Frau bekam. Und auch dessen Sohn. Cobham musste schon als Sechzehnjähriger ein Mädchen ihrer Wahl heiraten. Saxonhurst ist der einzige Mensch, der sich ihr je widersetzt hat.«
»Gut für ihn.« Laura dachte daran, hinauszugehen und mit dem Personal zu reden, aber es war spät, und hier war wohl nichts über den Mord in Erfahrung zu bringen.
Also setzte auch sie sich und hoffte, dass Stafford Sax und Meg fand und sie dann alle zusammen nach Hause gehen konnten.
Die Uhr schlug die halbe Stunde, und wenngleich Meg bei dem Gedanken an ihre leidenschaftliche Liebe noch immer leicht zitterte, knurrte ihr auch der Magen.
Sax rieb ihr den Bauch. »Hunger?«
»Ein bisschen. Aber das macht nichts.« Sie drückte sich fester an seinen verschwitzten Körper, weil es einfach himmlisch schön war.
»Doch, das macht schon etwas. Ich will dich in Seide kleiden und mit jedem Luxus umgeben. Ich will, dass du dich nie mehr um etwas sorgen musst.«
Sie lachte. Es war stockfinster, aber dennoch nahm sie ihn mit allen ihren Sinnen wahr. Ihren geliebten Mann. »Das klingt sehr langweilig.«
»Na gut.« Er vergrub das Gesicht in ihrem Haar. »Dann streifen wir eben als Vagabunden durch das Land und erleben endlose Abenteuer.«
»Mein lieber Lord Graf, du bist ein Mensch der Extreme. Ich ziehe den Mittelweg vor.«
»Aus Unannehmlichkeiten mache ich mir auch nicht viel, vor allem, wo ich nun kurz Erfahrung damit gemacht habe. Und ich glaube, du wirst auch an einem gelegentlichen Abenteuer Gefallen finden, solange alles Spaß bleibt.«
»Ja, das könnte ich mir durchaus vorstellen. Aber was sollen wir machen, wenn ich meinen Namen nicht reinwaschen kann?«
»In Schande leben.«
»Ich glaube, das würde mir nun wieder nicht gefallen.«
»Ich weiß. Deshalb muss ich die Sache ja aufklären.«
»Wie?«
»Indem ich auf Owain vertraue.«
Meg lachte. »Du bist unmöglich, weißt du.«
»Was die Leute auf die Palme bringt, ist, dass ich absolut möglich bin – ich existiere schließlich – und dass ich mit meinen Schwächen gut leben kann. Ich bin eben absonderlich.«
Sie kuschelte sich noch enger an ihn. »Du bist zauberhaft.« Das erinnerte sie jedoch an etwas. »Ich muss unbedingt die Sheila zurückhaben.«
Er zuckte die Achseln. »Wenn dein Sir Arthur sie nicht in seinem Haus versteckt hat, wird das die Suche nach der Nadel
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