Glühende Leidenschaft
glauben.«
»Lass sie mich einfach nur behalten und auf sie aufpassen.«
»Natürlich.«
»Also gut.« Bevor Meg das Zimmer verließ, tastete sie noch nach dem Bett.
»Was tust du?«, fragte Sax.
»Ich ziehe deine Decken hoch, damit es wärmer bleibt. Hier, nimm dir ein Federbett mit, sonst zitterst du gleich wieder vor Kälte.«
»Also, wenn ich je wieder in so eine Situation komme, dann werde ich gut gerüstet sein.«
»Sie haben einen unangenehmen Tonfall, Mylord.«
Einen Augenblick später berührte er sie, zog sie in seine Arme.
»Das tut mir leid, meine Liebste. Ich bin nicht daran gewöhnt, so unbeholfen zu sein. Das tut weh.«
»Mir hat das Gefühl, in deiner Welt so unbeholfen zu sein wie ein Kind, auch nicht gerade gefallen.«
Er küsste sie. »Gibt es hier irgendwo eine Kerze? Dieses Kind hier hat keine große Lust, in pechschwarzer Nacht in einem fremden Haus herumzulaufen. Ich nehme an, die Sheila ist nicht in diesem Zimmer?«
»Nein, bestimmt nicht. Ich glaube, nebenan im Zimmer meiner Eltern sind noch Kerzen.«
»Und ich habe daran gedacht, den Anzünder einzustecken.«
»Gut gemacht.« Sie wusste, dass er es hasste, sich wie ein Kind zu fühlen, aber in ihrer Welt war er das in mancher Hinsicht nun einmal.
Hand in Hand tasteten sie sich aus dem Zimmer, den Flur entlang und ins Schlafzimmer ihrer Eltern. Dort hielt Meg einen Moment inne, denn die Atmosphäre dieses Raums löste noch immer Erinnerungen in ihr aus, die bis in ihre Kindheit zurückreichten. Jetzt, wo nichts zu sehen war, schienen diese Nachklänge sogar noch stärker zu sein. Sie konnte sich ihre Eltern fast in dem Bett vorstellen, bereit, geweckt zu werden, falls sie, Meg, einen schlimmen Traum hatte.
Sie schüttelte sich und tastete sich weiter zu der Kommode. In der obersten Schublade fand sie drei teilweise abgebrannte Kerzen. Die roten, die ihre Mutter für die Sheila aufbewahrt hatte. Und dann fand sie auch noch den Kerzenständer aus Messing. Sie steckte eine Kerze darauf und forderte Sax auf: »Vollziehen Sie Ihren Zauber, Sir.«
Er musste tastend vorgehen, und Meg vermutete, dass sie sich vielleicht geschickter anstellen würde als er, aber sie wusste, dass sie es ihn tun lassen musste. Funken flogen von dem Feuerstein auf, dann das erste Glimmen auf dem Zunder. Mit seinem Atem brachte er die Flamme in Gang und zündete schließlich die Kerze an.
Nach so vielen Stunden völliger Dunkelheit verwirrte sie das plötzliche Licht erst einmal. Meg sah Sax an, neue, kostbare Gefühle spürend. Vielleicht erging es ihm ebenso, denn er berührte zärtlich, vorsichtig, ihre Wange. Sie sah, wie zerzaust er war, und wurde sich bewusst, dass sie sicher ebenso oder noch schlimmer aussah. Bestimmt hingen ihr die Haare völlig wirr über den Rücken hinunter, und ihre Kleider konnten nicht mehr sein als ein Desaster in Falten. Aber das war vollkommen belanglos.
»Sehr wohl«, erwiderte er und nahm die Kerze in die Hand. »Folgt Eurer Musik, meine hübsche Hexe.«
Meg wandte sich von ihm ab; sie musste Sax’ Musik »ausblenden«, um die Sheila wahrnehmen zu können. Aber es war hoffnungslos. Nach einer Weile drehte sie sich wieder um. »Du musst hierbleiben. Du überdeckst sie.«
Er zuckte mit den Augenbrauen. »Also, ich glaube, das gefällt mir. Gut, ich gehe zurück in unser Zimmer. Aber du rufst mir immer zu, wo du bist.« Er zündete eine zweite Kerze an. »Die stelle ich in den Leuchter.«
Sobald er gegangen war, versuchte Meg, sich zu sammeln. Sie hatte noch nie probiert, die Sheila auf diese Weise zu finden, deshalb war es nicht leicht, aber allmählich konnte sie dieses Summen in ihrem Körper ausmachen, das nur von dem Wunschstein herrühren konnte.
Owain Chancellor betrat Sax’ Haus, bereit, seine Triumphe mitzuteilen, trotz eines unguten Gefühls, das ihn den ganzen Abend lang gequält hatte. »Wo ist der Graf?«, fragte er den erschöpft wirkenden Pringle.
»Er hat keine Nachricht geschickt, Sir. Und Miss Gillingham und Miss Daphne sind ins Hotel Quiller’s gefahren – die Herzogin liegt im Sterben. Und der Papagei wird schier noch verrückt.«
»Heiliges Bohnenstroh! Die Herzogin liegt im Sterben?« Dann schob er diese Nachricht beiseite. »Zum Teufel mit Sax! Er sollte doch etwas von sich hören lassen. Und was ist mit Knox los?«
»Er schreit nur ständig den Namen Seiner Lordschaft, Sir, und versucht, aus dem Käfig herauszukommen.«
Owain rannte die Treppe hinauf. Wenn dem verdammten Vogel etwas
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