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Glühende Leidenschaft

Glühende Leidenschaft

Titel: Glühende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
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möchten, dass ich den Raum verlasse, Euer Gnaden?«
    »Verlassen Sie den Raum. Verlassen Sie das Hotel!« Ihre Stimme wurde lauter und unverständlicher. »Gehen Sie. Jemand wird Sie holen, wenn … es etwas zu tun gibt für Sie.«
    Der Mann verbeugte sich steif, nahm seine Tasche und stakste hinaus. Laura hätte am liebsten die Augen verdreht. Was für ein unmögliches, ungehobeltes altes Weib.
    Die Herzogin blickte zwischen Daphne und Laura hin und her. »Setzt euch. Ich kann es nicht leiden, wenn die Leute herumstehen. Wie die Geier. Schau nicht so betreten, Daphne. Wenn ich sterbe, dann sterbe ich eben.«
    Die Kammerzofe brachte Daphne einen Stuhl. Laura wollte sich selbst einen holen, doch der Diener war vorgetreten; er nahm ihren Umhang und den Muff und legte beides auf den Stuhl, den der Arzt freigemacht hatte. Laura warf ihm ein dankbares Lächeln zu und nahm Platz. Einerseits wünschte sie sich, nicht gekommen zu sein, andererseits war sie aber auch fasziniert.
    Doch die Herzogin starrte über sie hinweg. »Stafford, was machen Sie hier?«
    »Regen Sie sich nicht auf, Herzogin.« Ein Mann, den die beiden Mädchen offenbar nicht bemerkt hatten, trat an das Bett. »Wo wird sich Ihre Schwester versteckt haben, Miss Gillingham?«
    »Antworte ihm nicht! Waterman, schaffen Sie ihn hinaus!« Die aufgeregte alte Frau begann, nach Luft zu schnappen, und die Kammerzofe beeilte sich, ihr etwas einzuflößen.
    »Bitte schonen Sie sich, Euer Gnaden. Sie müssen ruhig bleiben.«
    Das meiste der Flüssigkeit lief der armen Frau wieder aus dem Mund. Sie lehnte sich zurück, murmelte aber noch immer: »Stafford … hinaus …«
    Laura blickte zu dem Mann auf, der unbewegt schien, wenngleich er sich der Herzogin zuwandte und sagte: »Regen Sie sich nicht auf, Euer Gnaden. Vertrauen Sie darauf, dass ich Ihre Wünsche mit Respekt vor Ihrer Familie ausführen werde.«
    Der Mann – Stafford – wandte sich wieder Laura zu. »Wie Sie sehen, müssen wir versuchen, Ihre Familie zu finden. Können Sie dabei helfen, Miss Gillingham?«
    »Tut mir leid, nein. Wenn ich es wüsste, würde ich sie selbst suchen. Wir sind alle sehr besorgt.«
    »Aber der Graf ist bei ihr?«
    »Ja.«
    »Pah!«, fauchte die Herzogin, und jetzt öffnete sie sogar die Augen. »Kommt angerannt, um eine Mörderin zu befreien, wie der Held in einem schlechten Roman. Wahrscheinlich auch noch verkleidet. Ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben. Haben Sie gehört, Stafford? Ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben!«
    »Jawohl, Euer Gnaden«, entgegnete der Mann mit einer Verbeugung, als rede die alte Frau völlig vernünftig.
    Dann drehte er sich wieder zu Laura um. »Die Gasthäuser und Hotels wurden überprüft. Auch die Freunde des Grafen, die, die in der Stadt sind. In einer solch kalten Nacht müssen sie ja irgendwo sein. Wo würden Sie sich verstecken, Miss Gillingham?«
    Laura war ratlos und unsicher, aber es konnte ja wohl nicht falsch sein, Saxonhurst zu finden und ihn über die Situation seiner Großmutter zu informieren. Sie war sehr krank, so viel war klar.
    »Der Graf hat mich dasselbe gefragt. Ich weiß es nicht. Wir haben Freunde, ja, hauptsächlich in der Gegend der Mallett Street, aber ich glaube kaum, dass sie eine flüchtige Person bei sich aufnehmen würden. Außerdem hat Meg in den letzten vier Jahren als Gouvernante auf dem Land gelebt.«
    »Vielleicht ist sie dorthin gefahren.«
    »Ich glaube nicht, dass sie auf das Mitleid dieser Leute zählen könnte; außerdem wäre es zu weit.«
    »Stimmt.« Der Mann schien seine Aufgabe absolut ernst zu nehmen. »Und was ist mit leer stehenden Gebäuden? Gibt es solche in der Nähe Ihres alten Hauses?«
    »Nur dieses Haus selbst«, erwiderte sie.
    Er bekam große Augen, und für einen Moment breitete sich eine große Stille im Raum aus.
    »Sie glauben …?« Laura stand auf. »Es könnte sein. Ich muss hingehen und …«
    »Setz dich!« Der Befehl der Herzogin war überraschend laut, und Laura gehorchte automatisch.
    »Man muss nachsehen«, flüsterte die alte Frau. »Stafford …«
    »Sie brauchen nicht zu gehen, Miss Gillingham«, sagte der Mann. »Welche Nummer?«
    Laura wurde das ungute Gefühl nicht los, dass alles in diesem Raum höchst unharmonisch war, wie Musik von falsch gestimmten Instrumenten. »Nummer zweiunddreißig. Aber vielleicht sollte ich …«
    »Es ist bitterkalt draußen, Miss«, hielt Stafford ihr entgegen. »Sie bräuchten eine Kutsche, und das würde nur unnötig Zeit kosten.

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