Glühende Leidenschaft
Das, was ihm zukam. Aber er durfte niemals die Wahrheit erfahren. Er war so starrköpfig und resolut wie sie und würde nie zulassen, dass sie sich opferte.
Er akzeptierte ihre Geschichte nicht so leicht wie die anderen, doch nach einigen bohrenden Fragen gab er auf. Meg wusste, dass sie sich später noch mit ihm würde befassen müssen.
Obwohl sie eindeutig besorgt waren, folgten Jeremy und Laura ihrem Beispiel und erwähnten kaum Pläne für den nächsten Tag, doch die Wissbegier der Zwillinge ließ sich nicht allzu leicht unterdrücken. Als sich Meg lachend weigerte, ihre Fragen zu beantworten, und darauf bestand, dass das alles eine Überraschung sei, stürzten sie sich in wilde Spekulationen und schwärmten schließlich von einer Idylle mit Kuchen und Eiscreme, goldenen Tellern, Juwelen und feurigen Pferden, für jeden von ihnen gleich ein halbes Dutzend.
Als Meg sie endlich ins Bett gebracht hatte, rieb sie sich den schmerzenden Kopf und hoffte, die Realität werde die beiden nicht zu sehr enttäuschen. Vermutlich würden sie ja wenigstens zu besonderen Gelegenheiten Kuchen und Eiscreme bekommen.
Und nun musste sie sich mit Jeremy befassen.
Er zog sie in das kalte Wohnzimmer, wo sie ungestört reden konnten; Laura blieb im spärlichen Licht einer Talgkerze in der Küche sitzen und stopfte Strümpfe. Sie konnten schließlich nicht mit Löchern in den Strümpfen in die Kirche gehen.
Meg wiederholte ihre erfundene Geschichte. Sie habe den Grafen bei den Ramillys kennengelernt, er habe ihr die Heirat angeboten, als er von ihrer Lage erfuhr, und sie freue sich über die Gelegenheit, eine so gute Partie zu machen.
»Aber warum so übereilt, Meg?«, fragte er und sah auf einmal erstaunlich ihrem Vater ähnlich, wenn er in ernster Stimmung gewesen war.
Guter Gott. Sie hatte sich nie vorgestellt, irgendjemand würde einmal denken, dass sie heiraten müsse! Mit hochroten Wangen erzählte sie Jeremy von der Großmutter des Grafen.
»Du lieber Himmel, Meg. Das ist aber wirklich eigenartig, so etwas zu vergessen und dann dennoch darauf zu bestehen, es durchzuziehen.«
»Es ist nicht eigenartig, sein Wort zu halten.«
»Schon, aber trotzdem …«
»Trotzdem werde ich es tun.«
»Du gibst zu, dass du ihn gar nicht wirklich kennst. Ich glaube nicht, dass das sehr klug ist.«
Sie dachte daran, dass er nichts über die schreckliche Alternative wusste.
»In gewisser Weise ist es schon ein Glücksspiel, Jeremy, aber die Chancen zu gewinnen stehen sehr gut. Und wenn ich es mir im letzten Augenblick noch anders überlege, kann ich mich weigern, an der Trauung teilzunehmen.«
»Ich komme mit.« Seine Miene wurde äußerst entschlossen.
»Natürlich kommt ihr alle mit! Ich werde doch nicht ohne meine Familie heiraten!«
Das schien ihn zu beruhigen, aber als er sich zu seinen Büchern aufmachte, brummte er dennoch: »Irgendwie klingt das alles sehr komisch.«
Das musste Meg allerdings zugeben. Es war komisch. Doch sie verdrängte ängstliche Fragen; lieber half sie Laura beim Stopfen. Sie hatte noch immer ihren Stolz und wollte nicht, dass sie aussahen wie die armen Leute, die sie nun einmal waren. Als endlich alles so weit in Ordnung war, wie es den Umständen entsprechend ging, schmerzte ihr der Rücken, und wegen des schlechten Lichts brannten ihre Augen.
Wachskerzen. Ein Graf hatte bestimmt Wachskerzen. Sie betete, dass ein Graf auch bereit sein würde, abgetragene Strümpfe zu ersetzen.
Laura rieb sich ebenfalls den Rücken, während sie Nadeln und Garn in den Nähkorb ihrer Mutter zurücklegte. Meg hatte ihn bis zum Schluss behalten; er wäre das Nächste gewesen, was sie hätten verkaufen müssen. Sie hatte bereits einen Händler gefragt, wie viel er dafür bezahlen würde. Sie berührte ihn zärtlich. Ein weiterer Segen …
»Und jetzt du!«
»Was?« Meg blickte zu ihrer Schwester hoch und versuchte, ihre Müdigkeit zu verbergen.
»Was willst du denn zu deiner Hochzeit anziehen?«
»Das ist nicht so wichtig.«
»Nicht so wichtig! Unsinn. Komm, wir sehen deine Garderobe durch.«
»Rachel schläft schon.« Sie waren dazu übergegangen, zu zweit oder zu dritt in einem Bett zu schlafen, denn das war wärmer.
»Wir sind einfach leise.«
»Ich gehe nicht davon aus, dass wie durch Zauberhand ein passendes Kleid erscheint. Alles, was ich habe, wurde so ausgewählt, dass es für eine Gouvernante in einem ordentlichen Haushalt passt.«
»Irgendetwas wird schon dabei sein. Komm! Wir sehen trotzdem einmal
Weitere Kostenlose Bücher