Glühende Leidenschaft
alles, und die meisten Stücke wurden an der Leine getrocknet, doch es machte ihr großen Spaß, immer komplexere Entwürfe auszuführen.
Erst nach einiger Zeit wurde ihr richtig bewusst, dass es zwei Arten von Kleidungsstücken gab, die nie jemand zu Gesicht bekam – ihre Korsetts und ihre Schlüpfer. Die Korsetts konnte man nicht waschen, und ihre skandalösen Schlüpfer wusch sie selbst.
Deshalb hatte Meg an ihren Korsetts und Schlüpfern ihre wildesten Fantasien ausgetobt. Diese Kleidungsstücke waren ihr schuldbeladenes Geheimnis – lachhaft für eine einfache junge Lady mit ernstem Charakter, und doch so kostbar für sie. Bisher war es nicht schwer gewesen, sie vor aller Augen zu verbergen. Aber mit einem Ehemann?
Auch das sollte kein Problem darstellen. Er würde zu ihr kommen, wenn sie bereits im Bett lag, und ihre Nachthemden waren sehr schlicht. Was jedoch, wenn er sich ihr aufdrängte und sie noch in ihrer Unterwäsche war?
Meg drehte sich auf die Seite und hoffte, endlich schlafen zu können. Sie würde eben neue Sachen kaufen, und damit basta. Sie würde sagen, ihre alten Sachen seien alle abgetragen, und sie brauche neue. Die alten Sachen aufzugeben würde allerdings für sie ein erhebliches Opfer bedeuten.
Sie konnte nicht einschlafen.
Offensichtlich war dies ihre letzte Nacht als unverheiratete Frau.
Unberührt.
Eine Jungfrau.
Sie konnte es kaum ertragen, daran zu denken, ab morgen einem völlig Fremden Zugang zu den intimsten Teilen ihres Körpers gewähren zu müssen.
Und unter diesen Befürchtungen regte sich noch eine weitere.
Das Geschenk der Sheila war zu viel. Ein Graf, selbst wenn er ein sonderbarer Kauz war, würde niemals aus freiem Willen Meg Gillingham ehelichen.
Welchen Preis würde sie dafür zu zahlen haben?
Schlimmer noch, sie hatte ihn seines freien Willens beraubt. Sie hatte sich schon schuldig gefühlt, als sie lediglich den Sohn des Bäckers verführt hatte, mit einem Kuchen zu ihr zu kommen. Und nun hatte sie jemanden für den Rest seines Lebens in eine Falle gelockt!
Das konnte nur eine schwere Sünde sein.
Sie hatte immer geargwöhnt, dass die Sheila böse war; nun wusste sie, dass es stimmte.
Aber sie hatte keine Wahl. Um ihre Schwester zu retten, hätte Meg sogar ihre Seele geopfert.
4
Owain war sich nach wie vor nicht sicher, ob das Vorhaben seines Freundes klug war oder nicht, aber er wusste, dass er momentan keine Chance hatte, daran etwas zu ändern. Und deshalb, dachte er auf dem Nachhauseweg vom White’s in den frühen Stunden des letzten Tages des Jahres, war es wohl besser, den Weg dafür zu ebnen.
Trotz beißender Kälte und eines schneidenden Windes gingen sie zu Fuß. Nach stundenlangem Herumsitzen musste Sax immer dringend Energie loswerden, und heute Abend war er tatsächlich stundenlang gesessen. Die meiste Zeit hatte er mit Spielen verbracht, bei denen es jedoch nicht um hohe Einsätze gegangen war; daneben hatte er mit Petersham und Vane Knittelverse geschmiedet und sich am Ende auch noch mit einem heimwehkranken Schotten abgegeben, der unbedingt von Hogmanay, der schottischen Silvesterfeier, erzählen musste. Der arme McCallum hatte Sax in seine Bleibe eingeladen, um mit ihm zünftig das neue Jahr zu begrüßen, doch Sax hatte erklärt, er sei bereits anderweitig »engagiert«. Bei Sax war es am besten, geradeheraus zu sein, und deshalb fragte ihn Owain, als sie auf den stillen Hof einbogen: »Meinst du nicht, du solltest für deine Braut einige Vorbereitungen treffen?«
»Teufel noch mal, warum hast du denn das nicht früher gesagt? Sie wird ja wohl wenigstens ein Bett brauchen.«
»Wenigstens. Und vergiss nicht ihre Brüder und Schwestern.«
»Ist es nicht eigentlich deine Aufgabe, dich für mich um solche Details zu kümmern?«
»Nur wenn ich entsprechende Anweisung bekomme.«
»Normalerweise hält dich eine unausgesprochene Anweisung nicht ab.« Sax stürmte die Treppe hinauf und betätigte den Türklopfer. Er hatte nie einen Schlüssel dabei, sondern ließ sich immer von einem Bediensteten öffnen. Heute Abend versah den Pfortendienst Stephen, der bei Bedarf zum »fliegenden« Lakaien wurde – er hatte seine flinken Beine auf der Flucht vor ehrlichen Bürgern trainiert, denen er Taschen- oder Halstücher stibitzt hatte. Ein Gähnen unterdrückend, nahm er den beiden Hüte und Stöcke ab.
Brak beendete sein geduldiges Warten an der Tür und sprang freudig auf, um sich begrüßen zu lassen. Sobald der Hund zufriedengestellt war,
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