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Glühende Leidenschaft

Glühende Leidenschaft

Titel: Glühende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
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nach!«
    Augenblicke später öffnete Laura Megs Kleiderschrank und betrachtete mit gerunzelter Stirn den langweiligen Inhalt. »Du könntest ja dieses steinerne Ding um etwas bitten«, flüsterte sie.
    »Was?«
    Megs Ton ließ Laura aufblicken. »Die Sheila-na… «
    »Sheila-na-Gig.« Meg zog ihre Schwester auf den Flur hinaus. »Ich war mir nicht sicher, ob du darüber Bescheid weißt.«
    »Mutter hat sie mir gezeigt.« Laura zuckte die Achseln. »Sie hat mir gesagt, die Statue hätte diese Kräfte, aber ich habe mir immer wieder ein Klavier gewünscht und nie eines bekommen. Bei dir würde es funktionieren, meinte sie jedoch. Also, dann könntest du doch …«
    »Nein. Sie ist gefährlich, Laura. Man darf sie auf keinen Fall für belanglose Dinge hernehmen.«
    »Ein Hochzeitskleid ist doch nichts Belangloses!«
    Diese Bemerkung machte Meg offenkundig, wie jung ihre Schwester noch war, wie richtig ihre Entscheidung gewesen war. Sie konnte nicht umhin, sich ein Lächeln zu verkneifen. »Die Sheila verlangt immer einen Preis, Laura. Und der ist für Eitelkeit zu hoch. Du weißt, dass du nie davon sprechen darfst.«
    »Ja.« Sie machte den Eindruck, als wolle sie noch etwas sagen, ging jedoch ins Schlafzimmer zurück und durchsuchte weiter den Schrank. »Das ist alles schrecklich langweilig.«
    »Eben passend für eine Gouvernante. Und sehr praktisch.«
    Laura zog ein hellblaues Kleid heraus. »Dann wird es wohl das hier sein müssen.«
    »Gut«, sagte Meg, froh, dass auch dieser Punkt geregelt war. Es war ihr bestes Sonntagskleid – ein Ausgehkleid aus Serge mit dunkelblauen Säumen.
    »Aber für eine Gräfin ist es wirklich sehr einfach«, flüsterte Laura und hängte es über einen Stuhl. »Wir könnten es neu säumen …«
    »Nein.« Die Vorstellung, eine Gräfin zu sein, fand Meg schockierend – beinahe entsetzlich. »Ich bin sicher, der Graf wird mir gerne Kleider kaufen, die meinem neuen Stand besser entsprechen.«
    »Aber …«
    »Nein. Geh zu Bett.«
    Während sie sich gegenseitig beim Entkleiden halfen, seufzte Meg bei dem Gedanken, eine Gräfin zu sein. Sie war bereit, einen exzentrischen Grafen zu heiraten, aber weiter hatte sie noch gar nicht gedacht. Warum es ihr so schrecklich vorkam, wusste sie selbst nicht, nur dass sie sich für eine solche Rolle von ihrem Wesen her sehr unpassend vorkam.
    Beim Haareflechten musterte sie sich. Sollte eine Gräfin nicht eine fein geschnittene Nase und einen langen, schwanengleichen Hals haben? Sie zuckte die Achseln. Sie würde dem Grafen eine pflichtbewusste Ehefrau sein. Mehr konnte sie nun einmal nicht bieten.
    Lauras Hektik wegen eines Kleides hatte ein weiteres Problem zutage gefördert. Endlich im Bett, machte sich Meg Gedanken über ihre Unterwäsche.
    In ihren Jahren bei der Familie Ramilly hatte sie viele stille Abende erlebt. So mancher hätte sie vermutlich als einsam bezeichnet, Meg hatte sie jedoch als friedlich empfunden. Schließlich war der Hauptgrund, weshalb sie eine Anstellung gesucht hatte, der gewesen, dem Chaos ihres Zuhauses zu entkommen. Sie liebte ihre Familie sehr, doch das ständige Durcheinander und die unbekümmerte Sorglosigkeit ihrer Eltern in sämtlichen Belangen hatte sie kaum aushalten können.
    Bei den Ramillys hingegen war alles bestens organisiert gewesen. Die Familie war nüchtern und freundlich, die Kinder wohlerzogen, das Personal geradezu penibel. Sobald ihre Herrschaften zu Bett gegangen waren, hatte sie die Abende hauptsächlich für sich allein gehabt und sie still und friedlich in ihrem Zimmer verbracht. Oft hatte sie gelesen oder Briefe nach Hause geschrieben. Aber sie hatte auch viel Zeit auf Sticken und Klöppeln verwendet, ruhige, feine Kunstfertigkeiten, die ihr viel Freude bereiteten.
    Irgendwann war sie es dann müde geworden, Handtücher mit gestickten Rändern zu umgeben und an schmucklose Kleider unauffällige Bänder zu nähen. So hatte sie angefangen, ihre einfache, funktionelle Unterwäsche zu verschönern. Anfangs hatte sie nur ein paar Blumen auf Unterkleider und Nachthemden gestickt. Dann hatte sie den Saum eines Unterrocks mit einer schmalen Spitze verziert, eine Arbeit, die viel Zeit in Anspruch genommen hatte.
    Und von da an hatte sie kein Halten mehr gekannt. Durchbruch- und Hohlsaumarbeit, Kreuz- und Flachstich und Satin- und Hardanger-Stickerei – ihre schlichte Baumwollunterwäsche wurde zu Projektionsflächen ihrer Fantasie. Mit den Farben blieb sie zurückhaltend, denn die Wäscherin sah ja

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