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Glühende Leidenschaft

Glühende Leidenschaft

Titel: Glühende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
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angekommen, drehte sich Sax lachend noch einmal um; im Licht der Kerzen erschien die Szene geradezu magisch. »Armer Owain, wieder mal erwischt. Aber denk dir nichts.« Er ging weiter und öffnete eine Tür. »Ich nehme nicht an, dass sie Babys mitbringt.«
    »Ist das das Kinderzimmer?« Owain hatte noch nie einen Grund gehabt, hierherzukommen, doch es erfreute sein tüchtiges Wesen, zu sehen, dass der Raum sauber und tadellos war; tatsächlich schien er seit der letzten Verwendung – wann? – nicht mehr benutzt worden zu sein. »Warst du schon als Baby hier in diesem Zimmer?«
    »Mein Vater wurde erst Graf, als ich schon acht war, und auch dann kamen wir nicht häufig nach London. Aber ich erinnere mich daran.« Sax ließ eine Hand an der eisernen Einfassung eines Kinderbetts entlanggleiten. »Meine Schwester hat darin geschlafen.«
    Nach einer Pause fuhr er fort: »Unser Kindermädchen hieß Nanny Bullock. Sie starb, als ich zwölf war.« Er ließ die Hand noch einen Moment auf dem kalten Metall liegen, dann schritt er entschlossen in den Flur zur nächsten Tür.
    »Das war mein Schlafzimmer.«
    Brak fing an, interessiert in dem Raum herumzuschnüffeln. Owain begann langsam zu schaudern.
    »Drei?«, fragte Owain, auf die drei schmalen Betten an einer der Wände zeigend.
    »Die sind noch aus der Zeit meines Vaters. Er hatte zwei Brüder. Wir legen nun einmal Wert auf Tradition, wir Torrances. Dies ist das Knabenzimmer, und das«, sagte er und stieß die Tür gegenüber auf, »das der Mädchen. Nur zwei Betten, für meine zwei Tanten. Keine Matratzen.«
    »Ich glaube nicht, dass wir vor morgen Abend welche bekommen.«
    »Mit Geld ist alles möglich.«
    Owain notierte sich etwas in sein Büchlein; er wusste, dass Sax damit recht hatte. »Wahrscheinlich haben die Gillinghams eigene, die sie mitbringen könnten.«
    »Kauf ihnen neue.« Sax war bereits im nächsten Raum – dem Schulzimmer, in dem ein Tisch mit sechs Stühlen stand.
    Ursprünglich, vor einem halben Jahrhundert, dachte Owain, hatten hier wohl fünf Schüler und eine Gouvernante oder ein Lehrer gesessen. Aber nichts deutete darauf hin, wie Sax und sein Lehrer sich in dem Zimmer eingerichtet hatten; die nur leicht verblichene Landkarte ließ jedoch erkennen, dass sie nicht schon seit fünfzig, sondern höchstens seit fünfzehn Jahren hier hing.
    Er fand diese Räume gespenstisch, als seien Generationen von Kindern hier durchgewandert und hätten ihre Schatten hinterlassen. Neben der Landkarte hingen noch zwei uralte Stickmustertücher, und unter dem Fenster stand ein hölzerner Globus, in dem an einigen Stellen Nadeln steckten. Auf einem Regalbrett waren sechs zerbeulte, blecherne Tintenfässer und ein paar vergilbte Bücher aufgereiht.
    Aber nur zwei Kinder waren zuletzt hier unterrichtet worden – vor fünfzehn Jahren. Das dreijährige Mädchen war mit seinen Eltern bei dem Kutschenunfall ums Leben gekommen, und den Jungen hatte man mit seinen zehn Jahren zur Großmutter mütterlicherseits gegeben, der Herzogin von Daingerfield.
    Zum ersten Mal spürte Owain das wahre Ausmaß der Katastrophe, die daraus erwachsen war. Die Herzogin hatte sogar das Kindermädchen entlassen, das sich seit Sax’ Geburt um ihn gekümmert hatte – Nanny Bullock.
    Sax’ Finger strich über die Rücken der abgenutzten Bücher. »Ich wusste gar nicht, dass die noch hier sind. Unten sind neuere, bessere Ausgaben.«
    Owain bezweifelte, dass »besser« auf irgendeine relevante Art und Weise zutraf.
    »Ich nehme an, wir werden eine Gouvernante anstellen müssen, oder einen Hauslehrer.« Sax musterte den Raum. »Aber das eilt nicht. Meinst du, es reicht, wenn man das Zimmer heizt und ein bisschen auffrischt?«
    Dieser Anflug von Unsicherheit hatte fast etwas Herzerwärmendes. Sax konnte sich eine Unbekannte als Frau nehmen und dabei gewiss sein, mit dieser Situation fertig zu werden, aber mit Kindern war es anders. Von Kindern war er auf eine geradezu unbekümmerte Weise begeistert, doch seine eigene Kindheit war grausam kurz gewesen.
    Owain begann, sich um die Geschwister der neuen Gräfin ebenso Gedanken zu machen wie um sie selbst. Sax war großzügig, aber eben so verdammt unberechenbar. »Vielleicht könnte man die Kinder bei der Gestaltung ein Wort mitreden lassen.«
    »Gute Idee.«
    Die Traditionen der Torrances vor Augen, fragte Owain: »Dürfen sie tun, was sie wollen?«
    »Innerhalb eines vernünftigen Rahmens, warum nicht?« Sax warf einen Blick in die letzte Tür, die

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