Glühende Leidenschaft
von dem Flur abging. »Dachte ich mir. Der Raum der Putzmädchen fürs Schulzimmer. Ich nehme an, meine verarmte Braut wird keine mitbringen. Sieh zu, ob jemand vom Personal das machen will.«
»Wähle du doch diejenigen aus, die diese Arbeit machen sollen.«
»Freiwillige sind immer besser. Und die Jungs mögen dafür wahrscheinlich lieber einen Mann. Aber wir halten uns an Schicklichkeit und Anstand und lassen ihn woanders schlafen.« Damit ging er sämtliche Türen zu seiner Vergangenheit noch einmal ab und schloss sie.
Energiegeladen wie üblich rannte er danach die Treppe hinunter, dass die Kerzen nur so flackerten, und hielt vor seinem Schlafzimmer an. »Eine Schande, wirklich.«
»Was denn?«
»Dass ich meinen letzten Abend in Freiheit so zölibatär verbringe. Aber vielleicht ist das ja eine gute Übung.«
»Für die Ehe? Wohl kaum.«
»Ah, aber deine Zweifel haben mich angesteckt.« Er blies eine der drei Kerzen aus. »Meine Braut wird alt und runzlig werden, und meine Männlichkeit dadurch auch.« Er blies die zweite Kerze aus. »Es wird eine Herkulesarbeit werden, diese sieben Betten mit eigenen Nachkommen zu füllen.« Er öffnete die Tür, und in seinem Zimmer sah Owain geduldig Nims warten.
»Aber ich werde mir Mühe geben«, erklärte Sax und löschte die letzte Kerze, »und Nims wird mein vertrauter Knappe sein, der mich für den Kampf rüstet.«
Er drückte Owain den Kandelaber in die Hand, wünschte Brak herzlich eine gute Nacht und schloss dann leise die Tür.
Durch das Holz hörte Owain, wie er noch sagte: »Ich werde stolz und tapfer sein, die Standhaftigkeit von zehn Männern zeigen und Geduld haben wie Hiob. Bete nur, dass ich nicht seine Schwären bekomme. Schöne Träume, Owain.«
Lachend ging Owain in sein Arbeitszimmer und schrieb eine lange Liste mit Anweisungen für das Personal. Doch als er endlich selbst zu Bett ging, wurde er von Befürchtungen wegen Miss Gillingham und ihrer bedürftigen Brüder und Schwestern heimgesucht.
Sax war so verdammt unberechenbar.
Obwohl Meg sehr erschöpft gewesen war, hatte sie kaum Schlaf finden können. Sie war den größten Teil der Nacht wach gelegen und hatte sich die schlimmstmöglichen Konsequenzen ihres Tuns ausgemalt. Aber immer wieder war auch das Bild von Sir Arthur aufgetaucht, um sie an das Allerschlimmste zu erinnern.
Beim ersten Licht des Morgens stand sie auf und zerbrach die dünne Eisschicht auf ihrem Waschwasser. Ein rasches Benetzen des Gesichts zauberte ihre eine frische Röte auf die Wangen, dann bürstete sie sich die Haare, bis sie knisterten.
Aber wie eine Gräfin sah sie noch immer nicht aus.
Doch nun war ihre einwöchige Gnadenfrist vorüber, und ihre größte Furcht war, das Opfer eines böswilligen Tricks zu werden. Heute würde Sir Arthur eine Antwort verlangen, und wenn sie sich weigerte, ihm ihre Schwester zu geben, würden sie alle auf der Straße stehen. Ein Blick durch das mit Eisblumen verzierte Fenster zeigte ein Schneetreiben im ansonsten verschlafenen Garten und die Bäume, die sich im Wind wiegten. Dort draußen konnten sie erfrieren.
Und es gab noch Schlimmeres zu befürchten.
Laura würde sich am Ende opfern, wenn es nicht zu dieser Heirat kam.
Unmöglich.
Allerdings entsetzlich im Bereich des Möglichen, falls Laura Sir Arthurs Vorhaben argwöhnte. Und er würde es ihr mitteilen.
Nein, die Sheila hatte eine Lösung gefunden. Wie erwartet, war sie mit einem »dicken Ende« verbunden – Meg musste einen wohl etwas gestörten und womöglich hässlichen Fremden heiraten. Aber dafür würden sie alle versorgt sein.
Während sie ihre Geschwister aufweckte, betete sie ernsthaft, dass es sich nicht um einen üblen Betrug handeln möge.
Sie las noch einmal den Brief des Grafen. Er erschien ihr klar und eindeutig – weshalb sollte ein solcher Mann auch auf die Idee kommen, der armen Meg Gillingham übel mitzuspielen?
Warum aber sollte ein solcher Mann auf die Idee kommen, die arme Meg Gillingham zu heiraten?
Sie legte den Brief wieder beiseite und half ihren Geschwistern mit Fingern, die vor Kälte, Nervosität und Schuldbewusstsein klamm waren, beim Anziehen. Schließlich würde der Graf, wenn er vor der Kirche erschien, ebenso wenig wie der Bäckersohn wissen, weshalb er das tat.
Es war nicht recht, aber sie konnte sich davon nicht abhalten lassen.
Was immer es sie oder ihn auch kosten mochte, ihre Geschwister mussten Sicherheit und Hoffnung für die Zukunft haben. Und Laura musste vor Sir
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