Glühende Leidenschaft
beruhigen und nicht etwa ihre Geschwister. Zu den Zwillingen sagte er sogar: »Ich bin sicher, dass er sich über eure Gesellschaft freut, aber ihr dürft ihn nicht triezen. Und glaubt nicht, dass er euch jemals verteidigt – das wird er nie tun.«
Meg hätte ihn gerne gefragt, weshalb er sich eine so nichtsnutzige Kreatur aufbürdete, doch sie beherrschte sich. Vielleicht war auch dies eine Form von Verrücktheit.
Nachdem Brak offenbar zufriedengestellt war, führte der Graf Meg auf ein Zimmer zu, hielt dann jedoch plötzlich an, weil ein Lakai ihm etwas ins Ohr flüsterte.
Was nun? Sie wandte sich ihren Geschwistern zu, um festzustellen, ob dieses Chaos sie nicht verstimmte. Laura verdrehte die Augen, aber sie grinste dazu. Die Zwillinge versuchten etwas nervös, mit dem zähnefletschenden Hund Freundschaft zu schließen. Jeremy betrachtete interessiert eine griechische Statue in einem Alkoven. Keiner von ihnen schien so beunruhigt zu sein wie sie.
Natürlich würde auch keiner von ihnen heute Nacht das Bett mit diesem seltsamen Mann teilen. Warum nur, warum hatte sie ihm nicht seine »Jagd« gelassen, so wie er es gewollt hatte? Wahrscheinlich hätte sie diese Pflicht dadurch für Wochen, wenn nicht Monate, meiden können!
Er gab dem Diener eine Anweisung und geleitete sie dann alle in ein nicht sehr großes Esszimmer. Meg war froh zu sehen, dass der Hund draußen blieb. Man konnte dem Grafen wohl zugutehalten, dass das Tier gut erzogen worden war.
Der Tisch war mit einem glänzenden Service für sieben Personen gedeckt. Sie hörte, wie Rachel Richard zuflüsterte: »Sieh mal, Gold!«
Tatsächlich standen in der Mitte zwei goldene Schalen mit Obst und Nüssen. Dies war einfach alles viel zu viel.
Sie blickte zu den aufgeregten Zwillingen. »Richard und Rachel essen normalerweise nicht …«
»Nicht mit den Erwachsenen? Aber heute ist ein besonderer Tag. Nehmt Platz, alle miteinander!«
Meg setzte sich an seine rechte Seite, hielt den Blick jedoch nervös auf die beiden Kleinen gerichtet. Sie starrten auf die extravagant präsentierten Speisen, als könnten diese verschwinden, wenn sie nur einmal blinzelten. Meg war sicher, dass sich die beiden heute noch eine Magenverstimmung holen würden.
Dann traten Bedienstete ein und servierten jedem eine große Portion Eiscreme.
»Mylord, das können wir nicht als Erstes essen!«
»Warum denn nicht?« Er nahm seinen Löffel zur Hand und fing an. »Sie hatten nicht mehr viel Eis zum Verpacken, und wir sind aufgehalten worden. Es schmilzt.«
»Draußen ist es kalt genug zum Aufheben.«
»Da fressen es die Vögel.«
»Mylord …«
Er hob seinen Löffel an ihre Lippen. »Na komm, Minerva. Sei mal richtig schön dekadent.«
Von seinem lebhaften Blick dazu aufgefordert, schob sie den Löffel in den Mund. Sobald sie das köstliche süße Eis und die Vanille schmeckte, wusste Meg, dass sie den ersten Schritt auf einem sehr gefährlichen Weg getan hatte.
Lächelnd überließ er ihr den Löffel, nahm sich ihren und aß mit großem Appetit weiter. Meg musste zugeben, dass auch sie sich sehr über das Eis freute, wenngleich es ihr verwerflich schien, schon vor der sättigenden Mahlzeit einer solchen Schlemmerei zu frönen.
Aber es war nicht verwerflich, sondern lediglich eine kleine Verrücktheit. Sie beobachtete, wie sehr ihre Geschwister diesen kleinen Luxus genossen, und entspannte sich. Das war doch auch ein Teil dessen, was sie sich für sie gewünscht hatte, oder etwa nicht? Gutes Essen und gelegentlich eine kleine Köstlichkeit.
Das Zimmer war noch weihnachtlich mit Immergrün, farbenprächtigen Bändern, vergoldeten Nüssen und einem Mistelzweig dekoriert – mit all den Dingen, die die Zwillinge vermisst hatten. Dies war zwar kein Weihnachtsessen, aber es kam einem solchen ziemlich nahe. Auf dem Tisch stand Schinken bereit, und dazu Schalen mit Nüssen und Orangen. Die Weihnachtszeit dauerte noch sechs Tage, und dank dieses Mannes würde ihre Familie nun auch noch etwas davon mitbekommen.
Sobald die Eiscreme aufgegessen war, brachten Diener angewärmte Teller und servierten den Erwachsenen Wein und den Kindern Limonade.
Owain stand auf und erhob sein Glas. »Auf die schöne Lady Saxonhurst, die uns alle so glücklich macht.«
Alle riefen »Bravo, bravo!«, die Zwillinge natürlich besonders laut, und Meg errötete. Dann stürzten die Kleinen ihre Limonade hinunter, als kämen sie direkt aus der Wüste.
Auch der Graf stand auf. »Owain, ich danke dir im
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