Glühende Leidenschaft
Tricks ohne meine ausdrückliche Erlaubnis oder die meines Stallmeisters.«
Sie brachten gegen seine strengen Regeln absolut keinen Einwand vor. »Jawohl, Sir«, hauchten sie gleichzeitig und sahen drein, als würde die ganze Herrlichkeit allmählich zu viel für sie werden.
Meg fühlte, wie ihr die Tränen in die Augen traten, und eine Angst stach ihr ins Herz. Die Tränen waren solche des Glücks darüber, wie gut alles ging. Die Angst war für den Fall, dass der Preis der Sheila so hoch sein würde wie das Glück, das sie bescherte.
Aber natürlich wusste sie nicht, ob es wirklich so funktionierte.
Tatsache war, sie hatte den Grafen in die Falle gelockt, und darüber würde sie immer ein gewisses Unbehagen verspüren. Vielleicht war ja schon das allein der Preis. Es war fast wie stehlen – einen Menschen zu stehlen. Aber die einzige Möglichkeit, dies gutzumachen, war, dafür zu sorgen, dass ihre Familie ihm keinen Kummer bereitete, und ihm die bestmögliche Ehefrau zu sein.
Einschließlich des Betts.
Jetzt wünschte sie sich, ihn heute Nacht nicht davon abhalten zu müssen, aber als Erstes musste sie einfach die Sheila zurückholen. Nur der Himmel wusste, was alles geschehen konnte, wenn sie in die falschen Hände geriet!
Als die Kutsche schließlich in den Hof einbog, schwieg Meg noch immer. Für die kurze Strecke hatten sie sich alle samt Mr Chancellor in ein Gefährt gezwängt, sodass vonseiten ihres »verspielten« Ehemannes keine Gefahr bestanden hatte. Das Gespräch während der Fahrt hatte sie einfach an sich vorbeirauschen lassen. Ehrlich gesagt war sie hundemüde. Es war ein langer, ereignisreicher Tag gewesen, und sie hatte die Nacht davor nicht gut geschlafen.
Aber sie konnte es sich auch jetzt noch nicht leisten, zu schlafen, denn sonst würde sie garantiert nicht früh genug aufwachen.
»Minerva?«
Die Stimme des Grafen schreckte sie auf; sie bemerkte, dass die Kutsche angehalten hatte und die anderen bereits ausgestiegen waren.
»Wir sind zu Hause«, sagte er. »Du siehst erschöpft aus.«
Von ihren letzten Gedanken angespornt, setzte sie sich auf und erwiderte: »Überhaupt nicht!«
Er zog zwar verwundert die Brauen hoch, meinte jedoch lächelnd: »Wie wunderbar.« Während er ihr beim Aussteigen half, wurde ihr klar, dass sie sich einen taktischen Fehler geleistet hatte.
»Das bedeutet aber nicht …«
»Aber bald, meine Liebe«, unterbrach er sie, führte sie an wartenden Bediensteten vorbei und geradewegs nach oben. Nicht zu ihren Zimmern. Zu seinen?
»Die Kleinen …«, sagte sie.
»Werden versorgt und zu Bett gebracht. Ich glaube, die Zwillinge schlafen schon im Stehen.« Er führte sie in ein Zimmer. Eine Art Boudoir. Ein Privatgemach für einen Gentleman, mit bequemen Sesseln und Büchern.
Und einem riesigen, verzierten Käfig, in dem ein grauer Vogel saß.
Anscheinend hatte der Vogel gedöst, doch nun wurde er munter. »Hallo, mein Lieber!«, sagte er, der Stimme des Grafen frappierend ähnlich, und fügte dann hinzu: »Aaahrrg! Weib. Eva. Delila!«
Meg starrte fassungslos auf das Tier, während der Graf ihm durch die Gitterstäbe einen Bissen zusteckte und dazu tröstende, liebevolle Worte murmelte. Und fast schien es, als würde der Vogel in gleicher Weise antworten!
Der Graf drehte sich zu ihr um. »Ich dachte, wir bringen die Vorstellungen am besten gleich alle hinter uns. Ich fürchte, Knox wurde von seinem früheren Besitzer darauf trainiert, vor Frauen und der Ehe zu warnen.«
»Ich bin froh, dass er im Käfig sitzt.«
»Er hat bislang noch kein weibliches Wesen attackiert, insofern besteht Hoffnung.«
Meg befürchtete, dass ihm ihre Bemerkung nicht gefallen hatte. Sie musste mit einem eifersüchtigen Vogel konkurrieren? »Er lebt in diesem Zimmer?«, fragte sie hoffnungsvoll.
»Den größten Teil des Tages ist er frei, vor allem, wenn ich zu Hause bin« – und er öffnete tatsächlich den Käfig –, »aber meistens bleibt er in meinen Räumen. Er kommt aus den Tropen und verträgt keine Kälte. Ich halte das ganze Haus warm, aber sei bitte vorsichtig.«
»Natürlich.« Meg konnte sich nicht vorstellen, achtlos durch die Räumlichkeiten ihres Mannes zu wandern.
Der Vogel hüpfte zur Käfigtür, dann auf die Schulter des Grafen und beäugte Meg. Der Graf trat vor sie.
»Knox, dies ist Minerva. Sag Hallo.«
»Eva. Delila.« Damit drehte er ihr das Hinterteil zu.
Meg musste unwillkürlich lachen. »Ich werde von einem Vogel geschnitten!«
»In der Tat.
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