Glühende Leidenschaft
sein, wenn ich weiß, dass sie irgendetwas anderes ist als eisig kalt. Bist du immer frühmorgens schon so munter, meine Liebe?« Mit einem ausgesprochen schalkhaften Blick fügte er hinzu: »Ich finde diese Vorstellung köstlich.«
»Ich weiß nicht«, hörte sich Meg sagen.
Er konnte sie für eine komplette Närrin halten, aber sie wusste es nicht. Sie beantwortete seine tiefer liegende Frage, die etwas mit dem Ehebett zu tun hatte, und sie war zu müde, um sich einen Reim darauf zu machen. Was immer es für eine Kraft gewesen war, die sie nach Hause und bis zu dieser Tür gebracht hatte, sie war jetzt aufgebraucht. Meg fühlte sich schwindlig, alles schien weit weg und unwirklich zu sein.
Selbst er erschien ihr unwirklich. Zu schön, um wirklich zu sein. Zu schön für Meg Gillingham, die Idiotin, Lügnerin, Diebin.
»Ich bin entschlossen, mich zu bessern.« Sie hatte das gar nicht aussprechen wollen; jetzt kämpfte sie darum, den Worten einen Sinn zu geben, indem sie hinzufügte: »Morgenspaziergänge, wissen Sie, Mylord. Nicht im Bett herumliegen …«
Oh, wie sehr sie sich wünschte, in einem Bett zu liegen!
»Wie bewundernswert. Wenn du dich zu frühmorgendlichen Spaziergängen entschlossen hast, dann wird dir Haverhall gefallen, sogar im Winter. Brak geht auch gern dort spazieren. Möchtest du jetzt noch länger eins mit der Natur sein, oder kommst du lieber ins Haus zum Frühstück?«
Ins Haus. Ins Haus kommen war gut, es führte zu Wärme und einem Bett.
Meg trat vor, und nun erst nahm sie das Wort »Frühstück« richtig in sich auf. Sie hatte nicht daran gedacht, dass man von ihr einen normalen Tagesablauf erwartete. Das würde sie niemals durchstehen!
Vielleicht schwankte sie – jedenfalls legte er einen Arm um sie. »Ist dir nicht gut?«
Darauf gab es nur eines zu sagen. Angewidert von ihrer eigenen Verlogenheit, blieb sie dennoch dabei. »Es ist eben die Zeit des Monats, du weißt schon. Ich denke, ich sollte wieder zu Bett gehen.«
Er hob sie auf die Arme und trug sie, vorbei an den verblüfften Dienern in der Küche und die Treppe hinauf, in ihr Zimmer. An seine heiße Brust gedrückt, eine Hand an seiner Schulter, nur mit feinem Batist und ihrem Handschuh zwischen ihrer beider Haut, kämpfte Meg gegen Tränen, Erschöpfung und Hoffnungslosigkeit an.
Von Lügen konnte nichts Gutes kommen.
Und sie wollte etwas Gutes mit diesem Mann. So sehr.
Vorsichtig legte er sie auf das Bett und nahm ihr dabei den Umhang ab. Anstatt ihre Dienerin zu rufen, zog er ihr selbst Schuhe und Handschuhe aus und strich ihr mit den Fingern die Strähnen aus dem Gesicht. »Siehst du. Soll ich Susie schicken, damit sie dir beim Ausziehen hilft?«
Er sah so besorgt aus, und sein Hund hatte die Schnauze auf die Bettkante gelegt und war, so wie er aussah, am Ende auch noch besorgt. »Ja, bitte. Es tut mir leid …«
Wieder verschloss seine Hand ihre Lippen. »Es war mein Fehler, die sofortige Heirat zu verlangen. Oder auch der der Herzogin. Wenn wir der Tradition hätten folgen können, und die Braut hätte den Tag bestimmt, hätten wir das vermeiden können.«
In diesem Augenblick hatte Meg das Gefühl, Satan sollte erscheinen und sie geradewegs in die Hölle befördern.
Er küsste seine Finger und legte sie sanft auf ihre Lippen. »Es ist wirklich nicht schlimm. Du hattest recht, meine Liebe. Letzte Nacht war zu früh, und jetzt kann ich dich umwerben, wie es sich gehört. Ich will, dass du es selbst willst, Minerva, nicht, dass du erschöpft oder verängstigt bist.«
»Ich versuche mein Bestes.«
»Ich hoffe, es wird nicht zu schwierig für dich.« Er schnippte mit den Fingern, und daraufhin verließ er mit dem Hund den Raum, doch bevor Brak gehorchte, leckte er kurz ihre Hand.
Tränen traten in Megs Augen, sowohl wegen des nüchternen Tons ihrem Gatten gegenüber als auch wegen der mitfühlenden Geste zwischen ihr und dem zweiten Feigling. Was war sie doch für ein Schuft.
Hätte sie doch nur gesagt, sie sei am Ende ihrer Periode.
Ach, wenn sie ihn am besten gar nicht angelogen hätte!
Und noch dazu war alles umsonst gewesen – denn die Sheila war verschwunden.
9
Bis Susie zu ihr kam, war Meg so weit, dass sie gegen die Tränen ankämpfen musste. Sie hatte die Sheila verloren und ihren Mann belogen, und wahrscheinlich würde sie noch einmal lügen müssen, und wieder und wieder …
Jetzt betrachtete sogar Susie sie mit gerunzelter Stirn.
Natürlich. Eine persönliche Bedienstete wusste alles,
Weitere Kostenlose Bücher