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Glühende Leidenschaft

Glühende Leidenschaft

Titel: Glühende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
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sein. Schließlich wusste sie, dass der Graf exzentrisch war.
    Sie dachte an die Bilder in ihren Räumen – zumeist konventionelle Landschaften und Stillleben. Sicher waren sie dort aufgehängt worden, weil der Graf sie langweilig fand. Ein kleines holländisches Interieur war darunter, das sie sehr interessant fand, es kam ihr vor wie ein magisches Fenster in eine andere Welt. Dieses Bild traf ihren Geschmack, aber ihr Gatte mochte eben solche von Personen, die anstelle von Gesichtern seltsame Dinge hatten.
    Sie schüttelte ihre Bedenken ab. Sie hatte erwartet, für die Lösung ihres Problems durch die Sheila einen Preis bezahlen zu müssen, und er war nicht zu hoch. Bisher jedenfalls war sein Verhalten durchaus annehmbar. Hier und da ein bisschen wild, aber mehr auch nicht. Und was immer die Ursache für das Benehmen seiner Großmutter gegenüber sein mochte, dies war jedenfalls nicht sein normales Betragen.
    Als die Führung beendet war, erklärte Saxonhurst, ein ruhiger Abend zu Hause täte ihnen heute allen gut. Er ließ das Essen früher auftragen, und danach lud er die Gillinghams ein, ihm zu zeigen, wie sie normalerweise einen Winterabend verbrachten.
    Voller Freude holten die Zwillinge ihre Figuren für das Spiel »Der Fuchs und die Hühner« hervor und zeigten es ihm erst einmal.
    »Ah, das kann ich auch noch«, meinte er und bewies es auch gleich durch sein Geschick, obschon er häufig an die Regeln erinnert werden musste. Meg hatte den Eindruck, dass er sie manchmal wohl absichtlich vergaß. Kompliziert wurde das ganze Spiel auch noch dadurch, dass der Papagei wieder hier war und unbedingt mitspielen wollte.
    Was er über die Zeit gesagt hatte, die er in Gesellschaft des Vogels verbrachte, entsprach der Wahrheit; Meg hatte den Eindruck, dass zwischen den beiden eine echte Verbundenheit herrschte. Vonseiten des Tiers war es vielleicht sogar eine innige Zuneigung. Und eine solche Zuneigung brachte auch eine Verpflichtung mit sich; sie sollte froh sein, dass er diese ernst nahm, sagte sie sich.
    Sie war in der Tat froh, vor allem, als sich der Vogel offenbar entschloss, Jeremy und Richard seine Freundschaft anzutragen, indem er vom Kaminsims Stechpalmenblätter holte und sie ihnen als Geschenke brachte.
    Bald hatte jeder der beiden ein Häufchen der Blätter vor sich, der Kaminsims sah nackt und bloß aus, und alle lachten über die Possen des Vogels.
    Meg freute sich, dass es ihrer Familie so gut ging, und genoss den Augenblick. Auch wenn das Leben voller Sorgen war – solche Momente musste man wertschätzen, und mit ihnen den Menschen, der sie bescherte.
    Sie war jedoch sehr müde und fühlte sich, als könne sie jeden Moment die Augen schließen und sofort einschlafen. Vielleicht bemerkte er das, denn er ließ ein kleines Nachtessen auftragen und schlug vor, dass alle zeitig zu Bett gehen sollten.
    Meg fragte sich, ob er wieder versuchen würde, sie zu verführen, und bei diesem Gedanken lief ihr ihrer Müdigkeit wegen ein Schauer über den Rücken. Doch er begleitete sie lediglich zu ihrem Schlafzimmer, küsste sie auf die Wange und ging dann. Sie war froh, dass Susie da war, um sie für das Bett herzurichten, und darüber, endlich eine ganze Nacht lang schlafen zu können.
    Sie hatte noch immer Probleme, ja, aber es widerfuhr ihr auch so viel Gutes. Nicht zuletzt von ihrem unvorhersehbaren, glänzenden, bezaubernden Gatten.

10
    Am nächsten Morgen nach dem Frühstück versammelte Saxonhurst sie alle für die geplante Stadtrundfahrt und ließ eine Kutsche bereitstellen. »Ich denke, wir bringen fünf Personen in eine Kabine. Aber es ist kalt draußen. Mäntel, Hüte, Handschuhe, Schals.« Als die Zwillinge losrannten, verfolgt von Laura, damit sie Ordnung hielten, sagte er zu Meg: »Du wirst schon mitgekriegt haben, dass dein Bruder wieder zu seinem Lehrer gegangen ist. Ich habe versucht, ihn zum Mitkommen zu überreden, aber ohne Erfolg. Er ist ein sehr ernsthafter Student, nicht wahr?«
    »Ich fürchte, ja.«
    »Dafür musst du dich nicht entschuldigen. Ich bin sicher, die Welt braucht ein paar Leute, die Übersetzungen von Horaz für etwas ganz Wichtiges halten.«
    Sie waren allein, und er hatte einen gewissen Ausdruck in den Augen. Ausgeruht und erfrischt für die Schlacht, trat Meg ein paar Schritte zurück. »Ich sollte meinen Umhang holen …«
    »Auf keinen Fall.« Er zog an der Klingelschnur, und ein Lakai trat ein – oder hinkte herein, besser gesagt.
    »Mylord?«
    »Die Gräfin möchte

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