Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glühende Leidenschaft

Glühende Leidenschaft

Titel: Glühende Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
Vom Netzwerk:
schockte oder kränkte sie nicht. Er hatte recht, als er sagte, sie sei nicht keusch. Das musste mit ihrem vielen Lesen zu tun haben, und mit ihrer angeborenen Neugierde. Dem Himmel sei Dank, dass ihrem Gatten das nichts auszumachen schien.
    Es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, dass sie bald darauf eine dieser Freundinnen trafen – eine modisch gekleidete Lady am Arm eines schneidigen Soldaten im roten Uniformrock. Mit ihren goldenen, unter einem hohen, kunstvoll gearbeiteten Hut hervorquellenden Locken sowie Wangen und Lippen, bei denen an Schminke nicht gespart worden war, gab sie Meg das Gefühl, ein grauer Feldsperling zu sein.
    »Sax, Darling! Was für eine nette Überraschung. Gerade habe ich mir gewünscht, ich könnte mir deinen Rat zu Seidenstoffen einholen.« Sie präsentierte eine Wange, er war so gefällig, sie zu küssen, und nickte dem Offizier zum Gruß zu. »Redcar.«
    Die Frau ignorierte Meg und Laura, als seien sie Bedienstete, und trat etwas näher an den Grafen heran. »Ich suche einen passenden Stoff für einige sehr intime Sachen …«
    »Dann wirst du auf Redcars Rat vertrauen müssen, Trixie.« Er wandte sich Meg zu. »Meine Liebe, darf ich dir Lady Harby und Colonel George Redcar vorstellen.« An die Adresse des Pärchens gerichtet, fuhr er fort: »Das ist meine Gattin, Lady Saxonhurst, und ihre Schwester, Miss Gillingham.«
    Den beiden blieb im wahrsten Sinne des Wortes der Mund offen stehen.
    Ein peinliches Schweigen war die Folge, doch Saxonhurst schien das nichts auszumachen. Es konnte sich ohnehin nur um Sekunden gehandelt haben, bis das gute Benehmen wieder zum Vorschein kam, und sowohl die Lady als auch der Offizier lächelten, grüßten und gratulierten. Dann eilten sie weiter, allerdings nicht ohne ein Versprechen, zu dem Ball eingeladen zu werden, den der Graf in Kürze geben werde, um seine Gemahlin in der Gesellschaft bekannt zu machen.
    »Ball?«, fragte Meg etwas erschüttert.
    »Ich gestehe, ich hatte bislang nicht daran gedacht, aber wir sollten es lieber gleich an die große Glocke hängen, anstatt es nach und nach bekannt werden zu lassen. Einen Ball an Dreikönig. Wir sorgen dafür, dass du bis dahin dieses Ding aus aprikosenfarbener Gaze tragen kannst.«
    Meg versuchte, sich bei dem ganzen Regenbogen aus farbigen Stoffen an aprikosenfarbene Gaze zu erinnern …
    »Unsere Heiratsanzeige war ohnehin heute in den Zeitungen«, sagte er und blieb vor einem ihr inzwischen bekannten Geschäft stehen. »Aber Trixie Harby liest ja nie irgendetwas.«
    Meg nahm ihren Mut zusammen. »Willst du deine Familie zu dem Ball einladen?«
    Er drehte sich an der Tür um. »Familie?«
    Sie wusste, dass das nicht klug war, aber sie musste es tun. »Deine Großmutter und …«
    »Nein. Kommt jetzt.« Er geleitete sie durch den Eingang von Mrs Ribblesides Laden. Megs kurze Anwandlung von Mut verflog. Es war noch zu früh für derlei Dinge. Sie würde die Wunden seiner Familie später heilen.
    Die hübsche Hutmacherin sprudelte vor Eifer und Begeisterung wieder über, doch nun schätzte Meg sie nüchterner ein, und das Ergebnis war, dass ihr die Art, wie diese Frau Saxonhurst anhimmelte, gar nicht gefiel. Theoretische Toleranz erstreckte sich eindeutig nicht auf aktuelle Situationen. Meg wünschte, sie könne eine andere Hutmacherin vorschlagen. Eine ältere. Oder eine mit Warzen oder einer enormen Knollennase, oder eine, die schielte.
    Sie kannte jedoch keine, und Mrs Ribbleside war ja auch eine Meisterin ihres Fachs. Da Meg entschlossen war, ihre moralischen Unzulänglichkeiten dadurch wettzumachen, dass sie eine in jeder anderen Hinsicht perfekte Ehefrau sein wollte, konnte sie nichts einwenden. Bald war sie nur mehr ein Kopf unter einer ganzen Parade von Bedeckungen, bombardiert mit Fragen über Ränder, Höhen, Bänder, Früchte, Blumen, Federn …
    Der Graf hatte es sich auf einer kleinen Couch bequem gemacht und gab die meisten Antworten. »Diesen nicht. Zu schwer ums Gesicht herum … Probieren Sie ein anderes Rosa. Ah, ja. Sehr schick …«
    Am Ende war ein Stapel von Hutschachteln aufgetürmt, die später geliefert werden sollten, und der Graf gab Laura freie Hand, sich mithilfe von Mrs Ribblesides Rat selbst einige Modelle auszusuchen. Er zog Meg ans Fenster hinüber. »Müde?«
    »Ein bisschen«, gestand sie und kam sich dabei wie eine armselige Kreatur vor, während er in einer Art und Weise vor Energie strotzte, die sie an die Sheila erinnerte. »Aber ich muss dir dankbar

Weitere Kostenlose Bücher