Glühende Leidenschaft
gar nicht daran denken.
Während sie weichen, cremigen Seifenschaum über ihren Körper rieseln ließ, fragte sie sich, ob er die Ehe überhaupt noch würde vollziehen wollen. Sie hätte an seiner Stelle ernsthafte Zweifel gehabt. Bei dem Gedanken daran, dass ihre impulsive, idiotische, wundersame Ehe schon so bald wieder vorüber sein könnte, musste sie die Tränen zurückhalten.
Der Regent hatte sich schließlich, nur Tage nachdem er die Braut für seine arrangierte Ehe kennengelernt und geheiratet hatte, wieder von ihr getrennt. Es konnte also durchaus passieren.
Susie brachte ihr etwas Fleisch, Brot und Obst, stellte alles auf ein Tischchen neben der Badewanne und goss dann heißes Wasser nach.
Meg fühlte sich herrlich verwöhnt. »Ich komme mir vergöttert vor wie eine orientalische Prinzessin.«
Das Dienstmädchen versteifte sich. »Darüber würde ich mir nun wirklich keine Gedanken machen, Mylady!«
Meg unterdrückte ein Kichern darüber, was alles Menschen schockierte.
Sie genoss das Bad, solange es ging, aber irgendwann musste sie sich der Welt wieder stellen. Genauer gesagt ihrem unglaublichen und argwöhnischen Gatten.
»Ist der Graf unten?«, fragte sie Susie, die aufräumte.
»Ja, Mylady. Aber er hat Gäste.«
»Gäste?« Hatte er bereits seine Anwälte herbestellt, um für seinen ehelichen Holzweg eine Lösung zu finden?
»Nur alte Freunde. Wenn Sie wollen, kann man ihm eine Nachricht zukommen lassen.«
Meg schüttelte den Kopf und fühlte sich gleich wie jemand, dem man noch eine Galgenfrist eingeräumt hatte. Sie konnte sich nicht vorstellen, eine Nachricht mit der Bitte zu schicken, zu ihrem Gatten kommen zu dürfen. »Ich werde in Kürze hinuntergehen. Jetzt sehe ich erst mal nach den anderen.«
Während sie zum Schulzimmer eilte, wusste sie, dass sie eigentlich vor Dingen weglief, um die sie sich kümmern musste.
Die Zwillinge übten unter Lauras Aufsicht Rechnen, doch als sie kam, sprangen alle drei auf.
»Na endlich!«, rief Rachel. »Du warst ja ewig in der Badewanne!«
Richard erklärte die Ungeduld seiner Schwester. »Schwager Sax – er sagte, so sollen wir ihn nennen – sagte, wenn du so weit bist, machen wir alle eine Fahrt durch London. Und unsere Lektionen haben wir schon heute Morgen durchgenommen!«
»Ihr habt euer ganzes Leben in London verbracht«, meinte Meg.
»Nicht in diesem London«, erwiderte Richard. »Das Münzamt. Der Tower. Vielleicht sogar Bedlam.«
Meg war perplex. Das Irrenhaus? » Das hat Saxonhurst vorgeschlagen?«
Er wurde rot. »Nein. Aber …«
»Nichts aber! Schon allein diese Idee! Aber wenn der Graf wartet, gehen wir am besten gleich alle hinunter. Wo ist Jeremy?«
»Bei Dr. Pierce natürlich«, antwortete Laura.
Natürlich, aber Meg wünschte, er wäre hier. Auf dem Weg die Treppe hinunter wurde sie vor Feigheit gleich wieder rot. Sie trat dem Grafen absichtlich im Beisein der Kinder gegenüber, weil sie inzwischen wusste, dass er vor ihnen keine unangenehmen Fragen stellen würde.
Sie hatte vergessen, dass er bereits Gesellschaft hatte. Als sie den Salon betraten, fand sie zwei Männer bei ihm, und sie lachten gerade über etwas. Vor lauter Schuld und Verdruss dachte sie sofort, sie würden sich über sie lustig machen. Oder noch eher wohl über diese lächerliche Heirat.
Als Knox »Eva! Delila!« kreischte, klang es für sie wie eine echte Anklage.
Meg erstarrte, dachte gar an Rückzug, doch der Graf erhob sich zu ihrer Begrüßung mit einem offenbar aufrichtigen Lächeln, auch wenn der Papagei auf seiner Lehne ihr demonstrativ den Rücken zukehrte. »Ah, Minerva! Komm und lerne diese Freunde kennen.«
Sie musste zu ihm gehen und wurde dem Viscount Iverton und Lord Christian Vale vorgestellt, beides hochgewachsene, athletische Männer, etwa so alt wie der Graf, der eine mit braunem, der andere mit schwarzem Haar.
Beide waren höflich, verbeugten sich und erboten ihre Gratulation und die besten Wünsche für die Ehe. Aber beide sahen überrascht und neugierig aus. Meg vermutete, sie werde sich daran gewöhnen müssen, dass sich die Leute fragten, warum der Graf von Saxonhurst sich so einen unscheinbaren kleinen Fisch geangelt hatte, den er nun auf die ein oder andere Art präsentieren musste.
»Und das ist meine neue Familie«, sagte er dann und stellte ihre Geschwister mit einer Selbstverständlichkeit vor, dass Meg vor Verlegenheit hochrot im Gesicht wurde. Er war perfekt, sie ein verlogener, durchtriebener Schuft.
Es freute
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