Glühende Leidenschaft
sie jedoch, zu sehen, dass die Zwillinge sich, was ihr Benehmen anbelangte, von ihrer besten Seite zeigten, obwohl sie wusste, dass sie von dem Papagei fasziniert waren. Und natürlich brannte es beiden auf den Nägeln, nach der versprochenen Fahrt durch die Stadt zu fragen.
Saxonhurst zwinkerte ihnen zu und sagte zu seinen Freunden: »Ich muss euch leider rausschmeißen, weil ich noch ein Versprechen einzulösen habe.«
Die Gäste waren so freundlich, aufzubrechen, und der Graf setzte sich seinen unhöflichen Vogel auf die Hand und wandte sich den Zwillingen zu. »Also, die Wahrheit ist, dass eure Langschläfer-Schwester den größten Teil des Tages im Bett vergeudet hat. Es wird schon ziemlich bald dunkel, deshalb müssen wir unsere Stadtrundfahrt auf morgen verschieben. Ihr sollt deswegen aber nicht schmollen.«
Richard setzte ein gekränktes Gesicht auf. »Wir schmollen niemals, Sir!«
»Das freut mich zu hören.« Er streichelte seinen Vogel und brachte ihn damit endlich dazu, dass Knox sie alle ansah. »Und ich verspreche, dass wir unseren Ausflug morgen machen, und wenn wir eure Schwester dazu an den Haaren aus dem Bett ziehen müssen.«
Die Zwillinge kicherten. »Sie ist sowieso immer als Erste auf, Sir.«
Saxonhurst warf ihr einen kurzen, leicht amüsierten Blick zu. »Das ist sie. Aber nun, bevor das Tageslicht verschwindet, könnte ich euch noch das ganze Haus zeigen.«
Begleitet von dem Hund, der unter einer Anrichte hervorkam, als wäre es ihm am liebsten, dass niemand ihn dort bemerkt hätte, und den Papagei – wahrscheinlich, um ihn warm zu halten – unter seine Jacke gesteckt, bot ihnen der sonderbare Graf von Saxonhurst eine aufschlussreiche Führung durch das ganze Haus. Meg war begeistert von den vielen wunderschönen Gegenständen, die für ihn einfach zum Mobiliar gehörten. Tische mit Einlegearbeiten aus polierten Schmucksteinen. Kunstvoll lackierte Vitrinen mit Darstellungen, die aus winzigen Stücken eingelegter orientalischer Hölzer und Elfenbein bestanden. Tischgegenstände aus Silber und Gold. Kronleuchter mit Hunderten facettierten Kristallen.
Alles war so schön, so anders als Meg. Brak wurde zu einer Art Trost für sie. Jeder, der von so einem hässlichen Hund begeistert war, sollte auch in der Lage sein, mit Meg Gillingham auszukommen, die zumindest nicht die ganze Zeit so ausschaute, als würde sie dauernd die Zähne fletschen.
»Ich nehme an«, sagte sie, »du hast das alles geerbt.«
»Das meiste, ja.« Er hatte kurz unterbrochen, um seinen Vogel in den beheizten Räumen zurückzulassen, und führte sie nun wieder nach unten. »Die Gemäldesammlung war spärlich, deshalb kaufe ich immer noch dazu. Aber auch andere Dinge hier und da, die mir gefallen.«
Während er sie in einen Raum voller Bücher führte, warf er Meg einen bedauernden Blick zu. »Jeremy hätte ich die Bibliothek natürlich gleich zu Anfang zeigen sollen. Falls ihr ihn vor mir seht, sagt ihm bitte, es steht ihm völlig frei, sie zu benutzen.«
»Du bist wirklich sehr nett.« Eine Untertreibung ersten Ranges!
Er zuckte nur die Achseln. »Es wäre doch äußerst ungehobelt, einem so lernbegierigen jungen Menschen die Verwendung dieser Bücher zu untersagen. Die meisten werden ohnehin nie aufgeschlagen.«
Alle liefen in dem Raum umher und studierten hinter Glastüren geschützte Titel auf Buchrücken oder wertvolle Ornamente auf Umschlägen. Mit einem wachsamen Auge auf die Zwillinge bewunderte Meg zudem die Bilder, die überall dort hingen, wo keine Bücherregale standen.
Sie war nicht allzu kunstbeflissen, aber sie erkannte, dass diese Gemälde alle Meisterwerke waren und wohl beträchtlichen Wert besaßen. Welche hatte er ausgewählt?
»Sir!« Das war Rachels Stimme. »Warum hat diese Frau ein Vogelgesicht?«
Meg bemerkte, dass die Zwillinge von einem Bild besonders fasziniert waren. Sie trat zu ihnen und sah, dass die abgebildete, reich gekleidete Frauengestalt tatsächlich einen Falkenkopf hatte. Ein Stück weiter weg hing das Porträt eines Mannes, dessen Gesicht aus Früchten bestand.
»Allegorisch?«, sagte der Graf in fragendem Ton und kam zu ihnen. »Ich habe keine Ahnung, aber ich fand diese Bilder faszinierend. Der Maler heißt Fuseli; vielleicht lernt ihr ihn eines Tages kennen. Er ist trotz seiner verrückten Kunst ein ziemlich normaler Typ. Jedenfalls so normal wie wir alle hier.«
Na ja, dachte Meg, während sie die etwas beunruhigenden Gemälde studierte. Sie sollte nicht erschreckt
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