Glut der Gefuehle - Roman
antworten, nickte er widerstrebend. »Zumindest bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass er den Mann umbringen ließ.«
»Und der Anschlag auf den Prinzregenten?«
»Daran gebe ich Margrave ebenfalls die Schuld.«
»Außerdem fürchtest du, Lady Macquey-Howell sei in Gefahr.«
»Ja.«
»Dann steht auch dein Leben auf dem Spiel.«
»Tatsächlich?«
»Bist du noch gar nicht auf diesen Gedanken gekommen?« Ungläubig starrte sie ihn an. »Margrave wird herausfinden, bei wem ich bin. Das muss dir doch klar sein|... Deshalb hast du mich entführt! Weil du dachtest, ich würde dir Hinweise auf den Mörder geben oder – wenn ich standhaft den Mund halte – du könntest ihn aus der Reserve locken.«
Bei diesen Worten war sie immer weiter zurückgewichen. Nun spürte sie die Bettkante in den Kniekehlen und setzte sich, von ihrer neuen Erkenntnis aus dem Gleichgewicht gebracht.
»Ja, das ist es, nicht wahr? Du hast mich nicht nur verschleppt, um mich zu schützen, sondern auch, um mich gemeinsam mit dem Oberst als Köder zu benutzen.«
South schwieg eine Weile, dann schüttelte er langsam den Kopf. »Damit hat der Oberst nichts zu tun. Von meinem Plan erfuhr er erst, nachdem ich ihn ausgeführt hatte, und er machte mir heftige Vorwürfe.«
»Natürlich wäre er entsetzt, wenn du auf ähnliche Weise sterben würdest wie Mr Kendall und Mr Rutherford. Das würde auch mich in tiefste Verzweiflung stürzen.«
Da merkte der Viscount, dass Indias Sorge vor allem ihm galt, nicht ihr selbst, und das fand er beunruhigend, sogar demütigend. »Sicher bist du wütend auf mich.«
»Was denn sonst?«, fauchte sie. »Mit voller Absicht hast du dich der Natter in den Weg gestellt. Margrave wird versuchen, dich zu töten. Und wenn du nicht schlauer bist als jene beiden anderen Männer, wird es ihm gelingen. Bedauerlicherweise habe ich das alles nicht von Anfang an erkannt. Aber du dachtest damals, du müsstest deine Geheimnisse hüten. Jetzt musst du mir erlauben, dich zu schützen.«
Ungeduldig winkte er ab. »Vorhin sagtest du, ich würde dich als Köder benutzen. Verschwendest du denn keinen einzigen Gedanken an deine eigene Sicherheit? Bist du dir selbst so wenig wert?«
»Doch, ich denke auch an mich. Margraves Zorn bedroht mich allerdings nicht so sehr wie dich. Wenn wir ihn nicht unschädlich machen, wird mein Leben an seiner Seite schwieriger verlaufen denn je, in unentrinnbarer Gefangenschaft. Aber deines wird ein jähes Ende nehmen.«
» Ich werde dich beschützen«, betonte South.
»Das weiß ich. Und damit riskierst du zu viel.« Sie seufzte. »Deshalb muss ich möglichst schnell nach London zurückkehren. Wenn ich Margrave nicht von dir ablenken kann, werde ich deine Freunde alarmieren, und sie werden dir beistehen.«
»Nein.«
»Nein? Das verstehe ich nicht.« Fassungslos starrte sie seinen Rücken an, den er ihr wieder zuwandte.
Als hätte er ihr gar nicht zugehört, ging er zum Schrank, wühlte darin, bis er sein Nachthemd fand, dann streifte er es über den Kopf und zog seine Hose aus. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass die Flammen im Kamin hoch emporloderten, eilte er zu seiner Seite des Betts und kroch unter die Decke.
Einige Sekunden lang konnte sie nicht sprechen. Wahrscheinlich wäre er froh gewesen, hätte sie weiterhin geschwiegen. Nichts in seiner ausdruckslosen Miene lud sie zu einem Gespräch ein. »Begreifst du’s denn nicht, Matthew? Ich habe Angst um dich! Und ich finde es schrecklich, wenn du mich so anschaust!«
»Ich schaue dich gar nicht an.«
Damit hatte er Recht. Reglos lag er auf dem Rücken und blickte zur Zimmerdecke empor.
India löschte die Kerze, bevor sie Southertons Morgenmantel ablegte und ebenfalls unter die Decke schlüpfte. Erbost drehte sie sich zum Viscount. »Ich lasse mich nicht ignorieren. Vielleicht bist du es gewohnt, Befehle zu erteilen und all deine Wünsche erfüllt zu sehen. Mir darfst du das jedoch nicht zumuten – ich verdiene eine Erklärung!«
Fast unmerklich blinzelte er, doch sie bemerkte es. Offenbar hatte sie ihn verwirrt.
»Wie schrecklich arrogant du bist!«, fauchte sie. »Anscheinend gefällt es dir nicht, wenn man dir Fragen stellt.«
Damit traf sie den Nagel auf den Kopf. Doch er wollte es nicht eingestehen und warf ihr einen kurzen Blick zu. »Bildest du dir wirklich ein, ich lasse dich zu Margrave fahren? Jetzt, wo ich Bescheid weiß?«
»Ja«, entgegnete sie leise. »Du hast keine Beweise, die für seine Verhaftung genügen
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