Glut der Gefuehle - Roman
würden. Die kann auch ich dir nicht liefern. Und ich traue dir nicht zu, dass du einen Menschen töten würdest, der wegen keines einzigen Verbrechens
verurteilt – und noch nicht einmal angeklagt wurde.«
»Du solltest meine Entschlossenheit nicht falsch einschätzen, India. Ohne mit der Wimper zu zucken, würde ich den Schurken umbringen – nach allem, was er dir angetan hat.«
»Nein, bitte, schlag dir das aus dem Kopf|... Willst du dich etwa vor Gericht verteidigen und erklären, wie du dich um meinetwillen verhalten hast? Nein, das wäre zu schrecklich für mich. Bis vor kurzem war Margraves Mutter dem Gesetz nach mein Vormund – während du keinerlei Ansprüche auf mich hast. Für dich bedeute ich nichts, Matthew – ich bin keine Verwandte, keine Ehefrau, noch nicht einmal deine offizielle Geliebte! Also darfst du meinetwegen keinen Rachefeldzug antreten. Damit wäre niemandem gedient.«
»Wäre es dir lieber, wenn ich meine Handlungsweise nicht mit privaten, sondern mit politischen Beweggründen erklären würde?«
»Davon seid ihr doch zunächst ausgegangen, nicht war? Der Oberst und du?«
»Ja. Erst Rutherfords Ermordung führte mir eine andere Möglichkeit vor Augen. Vielleicht ist es sogar vorteilhaft, dass man vermutet, er sei außer Landes geflohen. Nicht einmal seine Familie würde glauben, dieser Mord könnte mit politischen Motiven zusammenhängen.«
»Konzentriere dich auf Mr Kendalls Tod. Oder versuch herauszufinden, wie Margrave das Attentat auf den Prinzregenten arrangierte. Außerdem musst du an Lady Macquey-Howell denken.«
Mühelos erriet Southerton, worauf India hinauswollte. »Ich weiß, was du im Schilde führst.«
In gespielter Unschuld hob sie die Brauen. »Wie meinst du das?«
»Für deinen Wunsch, Margraves Morde in einen politischen Hintergrund einzubetten, gibt es nur einen einzigen Grund. Was die Leute von dir denken würden, interessiert dich nicht. Wenn es zu einem Skandal käme, würdest du einfach von der Bildfläche verschwinden. Zweifellos würde es dir leichtfallen, London zu verlassen.« South wandte sich zu ihr. Sogar im nächtlichen Schatten sah er, dass sie ihm seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte. »Ich glaube, du willst vor allem mich schützen, India. Diesmal nicht vor Margrave, sondern vor mir selbst. Weil du fürchtest, ich würde den Kopf verlieren, sobald ich ihm gegenüberstehe. Deshalb sagtest du, ich dürfte dich nicht rächen. Offenbar glaubst du, mein Zorn würde mich zu einer Tat hinreißen, die ich später bereuen könnte.«
»Habe ich nicht Recht?«, fragte sie zögernd.
»Ja|...« Ein wehmütiges Lächeln entblößte seine Zähne, die in der Finsternis schneeweiß schimmerten. »Und es war gewiss richtig, dass du mich daran erinnern wolltest. Aber überflüssig. Das hat der Oberst schon oft genug getan.«
»Tatsächlich?«
»Oh ja. Wann immer es um meine romantischen Neigungen geht, nimmt er kein Blatt vor den Mund.«
»Romantisch? Eher leichtsinnig!«
»Seiner Ansicht nach ist das ein und dasselbe. Ich akzeptiere seinen Tadel, denn er meint es gut. Und ich weiß, dass er mich wie einen Sohn liebt.« Jetzt nahm seine Stimme einen sanften Klang an. »Aber das ist nicht die Art von Liebe, die du für mich empfindest, nicht wahr?«
Was sollte sie darauf antworten? »Nun ja|...«
»Fällt es dir so schwer, das auszusprechen?«
»Aus deinem Mund habe ich solche Worte auch noch nie gehört, Matthew.«
Zärtlich strich er ihr über die Wange. »Ich weiß, du möchtest mich auf den Standesunterschied zwischen uns hinweisen. Doch der bedeutet mir längst nicht so viel wie dir. Natürlich ist mir völlig klar, wie die Gesellschaft darüber denkt. Das interessiert mich genauso wenig. Wie ich dir erzählt habe, gehört West zu meinen besten Freunden, schon seit unserer gemeinsamen Schulzeit in Hambrick Hall. Dass er ein uneheliches Kind ist, hat mich nie gestört. Trotzdem werde ich den neuen Duke von Westphal mit der Nase darauf stoßen – falls er aufs hohe Ross steigen sollte.«
»Niemals wärst du derart niederträchtig«, wisperte India.
»Doch.« Seine Finger glitten zu ihrem Hals hinab, und er spürte, wie sie krampfhaft schluckte. »Auf welche Weise du mich liebst, hast du mir noch immer nicht gesagt, India. Das habe ich keineswegs vergessen.«
»Ist es denn wirklich so wichtig? Nur eine weitere Komplikation|...«
»Zum Teufel mit allen Komplikationen!«
Unsicher lachte sie. »Vielleicht|... wenn du es zuerst
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