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Glut der Gefuehle - Roman

Glut der Gefuehle - Roman

Titel: Glut der Gefuehle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Goodman Eva Malsch
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hast du mich schon mehrmals erinnert.«
    Margrave nahm eine Flasche vom Tisch und klemmte sie sich unter den Arm. »Vielleicht ein anderer Wein|... Dieser würde dir nicht schmecken.«
    Unverwandt starrte sie ihren Teller an und nickte. Erst als seine Schritte im Flur verhallten, gestattete sie sich ein triumphierendes Lächeln.

Fünfzehntes Kapitel
    In Marlhaven arbeitete kein einziger Dienstbote, der den Earl nicht fürchtete.
    Niemand hatte South extra darauf hingewiesen. Trotzdem spürte er die Angst, die fast greifbar in der Luft lag. Auf dem großen Landsitz herrschte Personalmangel. Die Margraves beschäftigten nicht genug Reitknechte, zu wenige Dienstmädchen und nur sechs Lakaien. Wie der Viscount herausfand, hatte Lady Margrave erst neulich mehrere Leute entlassen, und der restlichen Dienerschaft wuchsen die zahlreichen Pflichten über den Kopf.
    Und so wurde die Bettwäsche selten gewechselt, kaum ein Schlafzimmer regelmäßig gelüftet. In dunklen Ecken bildeten sich Spinnweben, Staub bedeckte die Möbel, das Tafelsilber verlor seinen Glanz. Völlig überlastet, konnten die Angestellten unmöglich alle Böden schrubben, jeden Teppich klopfen oder die Öllampen täglich reinigen.
    South trat seine Stellung an, nachdem der Verwalter Ihre Ladyschaft über den beklagenswerten Zustand des Haushalts informiert und ihr dringend empfohlen hatte, neues Personal zu engagieren. Nun bestand Southertons Aufgabe darin, Kohlen aus dem Keller heraufzuschleppen und dafür zu sorgen, dass die Eimer neben den Kaminen und Herden stets gefüllt blieben. Diese harte, ehrliche Arbeit passte zu seiner neuen äußeren Erscheinung. Die Schultern leicht gebeugt, hinkte er ein wenig. Eine
zottige Perücke mit grauen Strähnen verbarg sein dunkles Haar. Auf dem Nasenrücken saß eine Brille. Von einem vorgetäuschten Rheumatismus geplagt, versteckte er seine jugendlichen Hände meistens in Handschuhen. Wenn das nicht möglich war, krümmte er seine Finger. Doobin hatte ihm gezeigt, wie man Schatten unter die Augen und Fältchen in die Augenwinkel malte, die sogar einer näheren Betrachtung standhielten. Tagelang hatte Southerton gelernt, mit heiserer, tiefer Stimme zu sprechen, und sich den Liverpool-Akzent eines alten Seebären angeeignet.
    Wie er es dem Oberst angekündigt hatte, würde ihn nicht einmal seine eigene Mutter erkennen.
    Am Morgen des vierten Tages nach seiner Ankunft in Marlhaven saß South auf einem dreibeinigen Hocker neben dem großen Küchenherd und wärmte sich die Hände. Hin und wieder rührte er mit dem langen Holzlöffel, den ihm die Köchin gegeben hatte, in einer Hühnerbrühe. Mrs Hoover fand, wenn er sich schon ausruhte, bevor er einen weiteren Kohleneimer aus dem Keller holte, sollte er sich gefälligst nützlich machen.
    Wie er inzwischen festgestellt hatte, war jeder Versuch, die Frau in ein Gespräch zu verwickeln, sinnlos. Nur ganz selten brachte sie ein Wort über die Lippen – meistens bloß, um Befehle zu erteilen. Allerdings erweckte sie den Eindruck, ihr Schweigen würde sie quälen. Was das betraf, glich sie den meisten Dienstboten auf Marlhaven. Darin unterschieden sie sich vom Hauspersonal des Viscounts, das bei jeder Gelegenheit schwatzte.
    Hier spähten die Leute ständig über die Schulter, als fühlten sie sich beobachtet. Um Begegnungen mit dem Hausherrn zu vermeiden, benutzten sie stets die Hintertreppe. Und wie die Schneide einer Guillotine hing über
jedem Kopf die Gefahr der Kündigung. Zweifellos würden sie freiwillig gehen, könnten sie woanders Arbeit finden. Doch das war in dieser Gegend schwierig.
    Ein hübsches Stubenmädchen betrat die Küche, sah die Köchin arbeiten und zog sich sofort wieder zurück. Missbilligend schnalzte Mrs Hoover mit der Zunge und murmelte etwas Unverständliches vor sich hin.
    Um sie herauszufordern, lachte South laut auf. Prompt warf sie ihm einen scharfen Blick zu. »Was ist denn da so lustig?«, fragte sie und wischte sich Mehl von den Händen.
    Wortlos zuckte er die gebeugten Schultern.
    »Passen Sie bloß auf, damit das Gemüse nicht anbrennt!«, mahnte sie und schaute in den Suppentopf.
    South begann eifrig in der Brühe zu rühren.
    »So ist’s besser.« Die Köchin ergriff einen noch ofenwarmen Muffin und schien zu überlegen, was sie damit machen sollte. Dann hielt sie ihn etwas widerstrebend in Southertons Richtung. »Essen Sie, das wird Sie wärmen.«
    »Vielen Dank«, krächzte er, »das ist sehr freundlich von Ihnen.«
    Da Mrs Hoover

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