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Glut der Gefuehle - Roman

Glut der Gefuehle - Roman

Titel: Glut der Gefuehle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Goodman Eva Malsch
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endlich Rache üben.«
    West lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Immerhin hat er unseren Leitspruch verfasst: North und South, East und West. Freunde für die Ewigkeit, das steht fest. Werden für immer zueinander steh’n. Wie ein treues Quartett durchs Leben geh’n .« Grinsend fügte er hinzu: »Auch für diesen miserablen Vers müsste er büßen.«
    Lachend stimmten ihm die Freunde zu, und Elizabeth lächelte ermutigt. Diese drei Männer kannte sie gut genug, um zu wissen, dass ihr Amüsement ihre Entschlossenheit nicht schmälern würde.
    Ja, sie würden nach Marlhaven reisen und wenigstens an der Tür lauschen.

    India stand am Fenster des Salons und betrachtete den mondhellen Irrgarten. Im Frühling würden die Gärtner diese Eibenhecken stutzen und die kunstvolle Symmetrie des Labyrinths wiederherstellen. Jetzt verbarg sich das Geäst unter einer dicken Schneedecke, und der Weg, der zu der Bank und dem Brunnen im Zentrum führte, war kaum zu erkennen.
    Vor vielen Jahren war sie manchmal durch den Irrgarten gewandert, einen Skizzenblock unter dem Arm, hatte sich auf die Bank gesetzt und mit einem Kohlestift ihre Fantasiebilder zu Papier gebracht.
    Welche Visionen waren das gewesen? India berührte die kalte Fensterscheibe und lächelte wehmütig. Was immer sie vor ihrem geistigen Auge gesehen hatte – es ließ sich nicht mit der Wirklichkeit vergleichen, in der sie gefangen gehalten wurde. Wenn sie sich eine Festung, einen Turm und eine Dame ausgemalt hatte, die gerettet werden musste, war stets auch ein Ritter in schimmernder Rüstung aufgetaucht. So dumm, um Drachen ohne Drachentöter zu zeichnen, bin ich nicht gewesen...
    Im richtigen Leben sah alles anders aus.
    Ein Schlüssel klapperte im Schloss des angrenzenden Schlafzimmers. Sie drehte sich nicht um. Seit der Ankunft in Marlhaven kam niemand außer Margrave und seiner Mutter zu ihr. Die Besuche Ihrer Ladyschaft waren unberechenbar, was den Zeitpunkt und die Dauer betrafen. Vorher musste sie ihren Sohn um Erlaubnis bitten. Im Grunde war sie ebenso gefangen wie India.
    »Ich bringe dir dein Dinner«, verkündete Margrave und betrat den Salon der Suite. »Möchtest du hier essen?«
    »Ja... am Tisch.« Inständig hoffte India, er würde ihr bei der Mahlzeit nicht zuschauen. Diesen Vormittag hatte sie damit verbracht, Bodenbretter unter dem Bett zu lockern.
In diesem Versteck könnte sie die Speisen einer ganzen Woche verschwinden lassen. Schlimmstenfalls würden dicke, fette Mäuse herumlaufen, die Augen glasig verschleiert, die kleinen Bäuche voller üppiger, mit Opium vermischter Saucen.
    »Heute Abend gibt es Fleischpastete«, erklärte er. »Ich habe mich erinnert, wie gut sie dir immer schmeckt, und Mrs Hoover beauftragt, sie eigens für dich zu backen.«
    »Das war sehr freundlich von dir.«
    Margraves dunkle Augen verengten sich, während er India musterte. Den Kopf gesenkt, die Arme vor der Brust verschränkt, rührte sie sich nicht vom Fenster weg. Der lange blonde Zopf war über eine Schulter nach vorn gefallen und entblößte den zarten Nacken. In dieser Pose wirkte sie bemitleidenswert und verletzlich. Und doch...
    »Wenn du frierst, solltest du vom Fenster weggehen«, mahnte er.
    Zögernd wandte sie sich zu ihm und trat aus dem Lichtkreis der Kerzen in den Schatten einer großen Staffelei, auf der eine Leinwand stand. »Isst du heute Abend mit mir? Diese Mahlzeit würde für zwei reichen...«
    Ohne sie aus den Augen zu lassen, schüttelte er den Kopf. »Ich habe schon mit Mutter diniert. Darum hat sie mich gebeten, und es wäre unhöflich gewesen, ihr diesen Wunsch zu versagen. In letzter Zeit ist sie so genügsam. Nur hin und wieder verlangt sie nach meiner Gesellschaft.«
    »Ja, das verstehe ich.« India setzte sich an den kleinen Tisch, hob den Deckel von der Fleischpastete, und das Wasser lief ihr im Mund zusammen. Diesmal würde es ihr schwerfallen, der Versuchung zu widerstehen, denn Margrave hatte ihr tatsächlich ihre Lieblingsspeise serviert. Und sie war halb verhungert... Unter seinem wachsamen
Blick häufte sie eine großzügige Portion auf ihren Teller, dann ergriff sie die Gabel.
    »Er wird nicht kommen, India«, sagte er unvermittelt.
    Scheinbar ungerührt schob sie einen Bissen in den Mund.
    »Das kann er gar nicht, weil er tot ist. Von Flammen verzehrt. Wie deine Eltern.«
    »Gewiss|...« Sie ballte die Hand, die in ihrem Schoß lag, zur Faust. Aber die Finger, die ihre Gabel umfassten, verkrampften sich nicht. »Daran

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