Glut der Gefuehle - Roman
abschlagen.«
Grinsend beobachtete er, wie sie kaltes Wasser in die Waschschüssel goss und einen Lappen darin schwenkte. Dann wrang sie ihn aus und brachte ihn der Countess, die Southertons Stirn damit betupfte. Margrave fragte sich, ob sie jemals so sanft mit ihm umgegangen war. Ja, vor sehr langer Zeit. Daran erinnerte er sich lediglich vage, auch an die leise Stimme, mit der sie ihm Schlummerlieder vorgesungen hatte – irgendwann musste sie ihn geliebt haben.
Er lehnte das Brett an die Wand neben den Kamin, au ßerhalb von Lady Margraves Reichweite. »Stört es dich, dass Southerton mich des Mordes an Kendall beschuldigt, Dini?«
»Nicht mehr.« India sank neben der Countess auf die Knie und berührte ihre kalte Hand. »Inzwischen hatte ich genug Zeit, um mich an die Tatsachen zu gewöhnen, an die ich zunächst nicht glauben wollte.«
»Also hast du mich verteidigt?«
»In gewisser Weise.«
»Du überraschst mich.«
»Das tat ich nicht dir zuliebe. Ich dachte, wenn es wirklich wahr ist, müsste ich einen Teil der Verantwortung übernehmen. Davor schreckte ich zurück.«
»Und jetzt?«
»Mittlerweile weiß ich, dass mich keine Schuld an deinen Verbrechen trifft.«
»Hat Southerton dir das eingeredet?« Margrave wartete ihre Antwort nicht ab. »Da irrt er sich ganz gewaltig. Alles, was sich ereignet hat, ist deinetwegen geschehen.«
»Nein.« Herausfordernd hob sie den Kopf. »Nur für dich selbst.«
In plötzlicher Wut eilte er zu India und schlug sie mitten ins Gesicht. Schreiend ergriff die Countess den Arm ihres Sohnes, wollte ihn von einer zweiten Ohrfeige abhalten, doch er schüttelte sie mühelos ab.
Allerdings nicht die andere Hand, die ihn packte.
Während South sich aufsetzte, nutzte er die Kraft, die Margrave anwandte, um seinen Arm zu befreien, und sprang hoch. Dann ließ er seinen Widersacher so abrupt los, dass der Earl aus dem Gleichgewicht geriet und gegen den Kamin prallte.
Hastig zog India die Countess zur Seite, als Margrave das Brett emporschwenkte und in die Richtung des Viscounts schleuderte. South duckte sich gerade noch rechtzeitig. Nur um Haaresbreite verfehlte das Wurfgeschoss seinen Kopf. Erneut stürzte er sich auf seinen Gegner und presste ihn an die Wand.
India drückte Ihre Ladyschaft in einen Sessel und hob die provisorische Waffe auf. Unterdessen rammte South seine Faust mehrmals in den Magen des Earls, bis der Mann hilflos und verkrümmt zu Boden sank.
Würgend schnappte Margrave nach Luft und versuchte, ein Bein seines Feindes zu umklammern, was ihm kläglich misslang.
Aus den Augenwinkeln beobachtete South, wie India zu Margrave rannte. Ohne Zögern schmetterte sie das Brett auf seinen Kopf, und der Earl fiel vornüber. Reglos blieb er liegen. Sie wollte noch einmal zuschlagen, aber South hielt ihr Handgelenk fest. »Das genügt«, mahnte er leise.
Da ließ sie das Brett fallen und warf sich erneut in Southertons Arme. Ganz fest drückte er sie an seine Brust und hauchte beruhigende Küsse auf ihren Scheitel. Nach einer Weile schob er sie von sich weg und musterte sie prüfend.
»Keine Sorge, es geht mir gut«, beteuerte sie.
Der Viscount nickte, doch es entging ihm nicht, wie lose das Kleid an ihrer abgemagerten Gestalt hing, wie prägnant die Wangenknochen in ihrem schmalen Gesicht hervortraten.
Zärtlich strich er ihr übers Haar. Dann wandte er sich zu Lady Margrave, die ihren bewusstlosen Sohn anstarrte. Zu Southertons Verblüffung blieb sie sitzen, statt sich um den Earl zu kümmern. »Er ist nicht tot«, erklärte er. »Wie Sie sehen, atmet er noch.«
»Ja«, sagte sie ausdruckslos.
South neigte sich zu Margrave hinunter und tastete seinen Kopf ab. Er spürte eine Beule, die etwas größer war als seine eigene. »Würdest du mir die Vorhangschnüre bringen, India?«
Als sie gehorchen wollte, hob die Countess eine Hand und hielt sie zurück. »Überlass das mir, Diana – das Mindeste, was ich tun kann...« Als Southerton überrascht die Stirn runzelte, fragte sie: »Glauben Sie, ich werde Ihnen
einen Streich spielen? Ganz bestimmt nicht, das versichere ich Ihnen.« Sie stand auf und ging zum bleiverglasten Fenster, löste die geflochtenen goldenen Kordeln von den Vorhängen und gab sie dem Viscount. »Verknoten Sie die Schnüre so fest wie möglich.«
Aufmerksam beobachtete sie, wie South ihren Sohn an Händen und Füßen fesselte. Dann erhob er sich, berührte die Schwellung an seinem Hinterkopf und schaute die Countess verwundert an. »Was
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