Glut der Gefuehle - Roman
Margrave. Nicht nur ich habe festgestellt, was für ein Monstrum du bist!«
»Ein Monstrum?« Margrave brach in schallendes Gelächter aus. »Das bin ich wohl kaum. Meine liebe Dini, ich fürchte, auf der Bühne hast du einen gewissen Hang zur Melodramatik entwickelt.«
Als wollte die Countess ein Schluchzen bezwingen, presste sie die Hand auf den Mund. Fast unhörbar drang ihre stockende Stimme zwischen den Fingern hindurch. »Ist das alles wahr?«
Weder ihr Sohn noch India antworteten.
Da ließ sie die Hand sinken und würgte hervor: »Ist das wahr?«
India beobachtete, wie sich Margraves Wangen röteten, und sein Lächeln einen unheimlichen Ausdruck annahm.
»Regen Sie sich nicht auf, Mylady«, mahnte sie, »sonst werden Sie noch krank.«
»Oh, ich bin krank!« Flehend schaute die Countess ihren Sohn an. »Sagt sie die Wahrheit, Allen? Bist du verantwortlich für das Attentat auf den Prinzregenten?«
»Um Himmels willen, Mutter! Hast du den Mann vergessen, der wegen jenes Mordversuchs gehängt wurde? Niemals wurde mein Namen mit jenem unglückseligen Ereignis in Verbindung gebracht.«
So leicht ließ sich Lady Margrave nicht beirren. »Damit hast du meine Frage nicht beantwortet. Bist du schuld an dem Mordanschlag?«
»Selbstverständlich nicht.«
»Lügner!«, entfuhr es India. »Die Einzelheiten kenne ich nicht, doch ich weiß, dass du deine Hand im Spiel hattest. Du dachtest, Prinny wollte mich in sein Bett locken. Ebenso wie die anderen – Kendall und Rutherford. Am liebsten hättest du South im Ambermede-Cottage getötet. Es war dir allerdings wichtiger, mich zu entführen. Au ßerdem war Westphal da. Und du hast es nicht gewagt, dich mit beiden anzulegen.«
Die Augen weit aufgerissen, starrte die Countess ihren Sohn an. »Diana sagt die Wahrheit, nicht wahr? Das alles hast du verbrochen.«
Aber Margrave hörte ihr nicht zu. »Natürlich wollte Prinny dich zu seiner Geliebten machen, Dini. Versuch es nicht abzustreiten! Ich merkte doch, wie er dich anblickte. Wie dich alle Leute anblicken! Dein niedriger gesellschaftlicher Status spielte keine Rolle. Niemals! Du hast immer im Mittelpunkt gestanden|...« Eine Zeit lang schwieg er, in Erinnerungen versunken. »Auch Olmstead, dieser lüsterne alte Bock, hat sich um deine Gunst bemüht. Das sah meine Mutter voraus, als
sie dir diese Stellung in Chipping Campden verschaffte.«
»Welch ein Unsinn!« rief Lady Margrave und sprang auf. »Das ist eine Lüge! Nur um Diana zu schützen, habe ich sie weggeschickt.«
Höhnisch verzog er die Lippen. »Um dich selbst zu schützen.«
Aus ihrer Kehle entrang sich ein halb erstickter Schrei.
»Willst du das etwa leugnen, Mama?«
»Oh Gott, du kennst kein Gewissen...«
»Ach, ein Esel schimpft den andern Langohr«, konterte er, winkte geringschätzig ab und wandte sich wieder zu India. »Dein Viscount ist schon sehr lange bewusstlos. Vielleicht würde ihn ein Fläschchen Riechsalz zu neuem Leben erwecken.«
»Wage es bloß nicht, ihn anzurühren!«, fauchte sie und neigte sich zu South hinab, fest entschlossen, ihn vor allen Gefahren zu bewahren.
»Wie du wünschst. Ich nehme an, die Beule an seinem Hinterkopf ist ziemlich groß.«
Damit hatte er Recht, aber India bestätigte seine Vermutung nicht. »Weder South noch ich bitten dich um Hilfe, Margrave.«
»Für dich selbst kannst du sprechen. Doch ich bin nicht sicher, ob Southerton dir zustimmen würde.« Der Earl hob das Brett auf, das seiner Mutter aus der Hand gefallen war, und inspizierte es. Dann schwang er es über Indias Kopf hinweg und lachte, als sie sich instinktiv duckte. »Hast du etwa Angst?«
»Nein, du widerst mich nur an.«
»Tatsächlich? Findest du mich noch ekliger als Olmstead oder Prinny?«
»Hör auf damit, Allen!«, verlangte die Countess, kniete
sich neben India nieder und betrachtete Southertons bleiches Gesicht. »Was kann ich tun? Soll ich einen feuchten Lappen über seine Stirn breiten?«
»Nein, ich hole den Lappen.« India erhob sich. An der Stelle, wo der Kopf des Viscounts auf ihrem Rock gelegen hatte, war ein kleiner Blutfleck zu sehen. Als sie zur Kommode ging, umfasste der Earl ihren Arm. »Willst mich daran hindern, South zu verarzten, Margrave?«
»Spar dir die Mühe. Ich werde ihn sowieso töten.«
Ohne mit der Wimper zu zucken, hielt sie seinem grausamen Blick stand. »Bis dahin möchte ich für sein Wohl sorgen.«
»Nur zu, Dini«, ermunterte er sie und ließ sie los. »Ich kann dir einfach keine Bitte
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