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Glut der Gefuehle - Roman

Glut der Gefuehle - Roman

Titel: Glut der Gefuehle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Goodman Eva Malsch
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zuzuhören.
    Im nächsten Moment konnte sie vor lauter Müdigkeit
die Augen nicht mehr offen halten, und sie fiel in einen unruhigen Schlummer. Einige Minuten später glitt ein Arm unter ihre Schultern. Behutsam umfasste eine Hand ihren Hinterkopf. Irgendetwas wurde an ihre Lippen gehalten, ein Flüstern erklang. »Trinken Sie das.« Wie aus eigenem Antrieb öffnete sich Indias Mund, etwas Warmes floss über ihre Zunge, und sie schmeckte Lakritze. Und noch etwas anderes... Sie hörte Stimmen, wie aus weiter Ferne. Trotzdem verstand sie die Worte. »Das müsste sie beruhigen.«
    »Wird sie schlafen?«
    »Nur für eine Weile.«
    »Dann sollten wir jetzt aufbrechen.«
    »Ja, ich werde alles vorbereiten.«
    Vorsichtig wurde ihr Kopf wieder ins Kissen gebettet.
    »Wie sehr sie leiden würde, wusste ich nicht.«
    »Das versteht sich von selbst, Mylord.«
    »Es hätte nichts geändert.«
    »Gar nichts, Mylord.«
     
    Regen trommelte auf das Wagendach, als sie vom King’s Crossing aus nach Norden fuhren. Trotz des schlechten Wetters trieb der Kammerdiener die beiden Grauschimmel zu fast halsbrecherischer Geschwindigkeit an. Unter den Hufen flogen große Schlammklumpen empor.
    Durch die Ritzen drang eisige, feuchte Novemberluft in die Kutsche. South hielt India im Arm. Fürsorglich hob er ihre Füße auf die gegenüberliegende Lederbank. Dann zog er die Pelisse enger um ihren Körper. Indias Kopf ruhte an seiner Schulter.
    Plötzlich versteifte sie sich, und der Viscount wartete ab, ob sie von ihm wegrücken würde. Das tat sie jedoch nicht. Von einem eigenartigen Glücksgefühl erfüllt, spürte
er, wie sie sich wieder entspannte. »Sie sind wach, India.«
    »Ja...« Ihre Augen blieben geschlossen. »Habe ich lange geschlafen?«
    »So lange, wie es nötig war.«
    Ein schwaches Lächeln umspielte ihre Lippen. »Sicher hatten Sie eine Kinderfrau, die das zu Ihnen sagte.«
    »Sogar mehrere Kindermädchen. Lauter strenge Damen.«
    »Was ihr Beruf verlangt hat...«
    »Auch meine Eltern waren dieser Meinung.«
    »Trotzdem haben Sie alle Kinderfrauen um den Finger gewickelt.«
    »Eine nach der anderen«, gab er unumwunden zu. »Doch das dürfen Sie mir nicht vorwerfen, India. Schließlich musste ich alles tun, um zu überleben.«
    »Ich glaube, Ihre Kinderfrauen haben Sie ganz schrecklich verwöhnt.«
    »Wenn sie nicht daran gehindert wurden. Sobald meine Eltern das merkten, setzten sie die Kindermädchen vor die Tür.«
    »Weil Ihre Eltern Ihre Erziehung sehr ernst nahmen und Sie auf eine grandiose Position vorbereiten wollten.«
    South lachte. »Das versuchen sie immer noch. Mein Vater hofft, ich würde eine politische Karriere anstreben. Und meine Mutter wünscht sich Enkelkinder. Übrigens wäre es möglich, dass schon einige existieren.«
    »Oh, Sie scherzen! Natürlich dürfen Sie der Countess keine illegitimen Nachkommen präsentieren. Sonst würden sogar Sie die Grenzen Ihrer Wirkung auf das weibliche Geschlecht erleben.«
    Nun lachte er noch lauter. »Meine Mutter lässt sich
nicht von meinem Charme blenden – was auch auf Sie zutrifft, India.«
    »Wie können Sie sich da so sicher sein?«
    »Wollen Sie das wirklich wissen?«
    »Ja...«, antwortete sie nach kurzem Zögern.
    »Ganz einfach. Andernfalls würde ich mich nicht zu Ihnen hingezogen fühlen. Eine Frau, die sich vom Lächeln eines Hohlkopfs, von einem hübschen Gesicht oder schönen Worten beeindrucken lässt, besitzt keine Selbstachtung und würde mich nicht interessieren.«
    India öffnete die Augen. »Und ich interessiere Sie?«
    »Sogar sehr.«
    »Oh.«
    South drückte sie etwas fester an sich. »Jetzt wissen Sie’s.«
    In ihren Augen brannten Tränen. Mühsam schluckte sie, erstaunt über die emotionale Wirkung seiner Worte auf sie. Sollte sie ihm glauben? Vielleicht erwartete er das nicht von ihr. Nur eines stand fest – sie war restlos betört. Gleichzeitig misstraute sie ihm jedoch. »Welch ein entnervender Mann...«, wisperte sie.
    »Ja. Dafür entschuldige ich mich aber nicht.« Langsam richtete sie sich auf und strich geistesabwe send eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Als sie die Füße auf den Boden stellte, spürte sie sofort die Kälte, die durch ihre dünnen Schuhsohlen drang, und erschauerte. »Wohin fahren wir? Jetzt könnten Sie mir das Ziel endlich verraten.«
    »Zu einem Cottage in Ambermede.«
    »Das hätten Sie mir schon früher erzählen können. Der Name sagt mir nichts.«
    »Vielleicht hätten Sie ihn im Gasthof erwähnt.«
    »Ach ja,

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