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Glut der Gefuehle - Roman

Glut der Gefuehle - Roman

Titel: Glut der Gefuehle - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Goodman Eva Malsch
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schwarz aussah.
    Und dann fiel ein Schatten über ihre Augen, und South blinzelte verblüfft. Hatte sie seinen forschenden Blick bemerkt? Fühlte sie sich davon bedroht? Er hatte sein Interesse nicht so deutlich zeigen wollen. Und er war auch sicher, dass er es nicht getan hatte. Er schaute die anderen
Männer an, um herauszufinden, ob noch jemand diesen seltsamen Schatten wahrgenommen hatte. Seit India Parr nicht mehr im Rampenlicht stand, schien sie sich von ihrem Publikum zu distanzieren – geschützt von einer unsichtbaren Barriere, die South nicht abschreckte, sondern eher faszinierte.
    Trieb sie etwa ein Spiel mit ihren Bewunderern?
    Im Hintergrund des Raums drängte sich Indias Garderobiere durch das Getümmel. Mit der brüsken Entschlossenheit einer Person, die ihre Pflicht erfüllen wollte, schob sie die Verehrer beiseite. Ihr Rücken war leicht gebeugt, aber sie straffte die Schultern, als wolle sie sich noch nicht mit der Realität ihres Alters abfinden. Über ihrem Arm hingen mehrere Gewänder, die das Geräusch ihrer klatschenden Hände dämpften. »Gehen Sie bitte, Gentlemen!«, befahl sie in entschiedenem Ton. »Zweifellos ist Miss Parr eine großartige Künstlerin, die Ihre Lobeshymnen verdient. Doch jetzt braucht sie ihre Ruhe.«
    Sie wies mit einer knappen Kopfbewegung zur Tür. Tiefe Falten entstanden rings um ihre verkniffenen Lippen. An ihrer rechten Wange zuckte ein großes braunes Muttermal zwischen drei erschreckend aggressiven Haaren. Ihre Nasenlöcher blähten sich. Sogar Miss Parrs tapfersten Anhänger wichen zurück, voller Angst, aus diesen schwarzen Öffnungen könnten Flammen lodern.
    Und so zwängten sich die Männer in geballter Formation durch die schmale Tür. Langsam lichtete sich das Gedränge in dem kleinen Raum. Nur South blieb beharrlich stehen, obwohl er nicht überrascht gewesen wäre, wenn seine Rockschöße Feuer gefangen hätten. Irgendwo ertönten die vertrauten Stimmen seiner Freunde, die sich zwischen den flüchtenden Gentlemen Zugang zur Garderobe erkämpften.

    Mit einer höflichen Verbeugung vor der Schauspielerin stellte er sich vor. »Viscount Southerton.«
    »Mylord|...«
    Ja, ihre Augen sind eindeutig braun, entschied er. Wie Fenster in der Nacht spiegelten sie sein Bild wider und verbargen, was dahinter liegen mochte.
    »Ihr Diener, Miss Parr.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde erreichte ein kühles Lächeln seinen Blick. »Mein dreister Zwischenrufer, meinen Sie wohl.«
    Für seinen Fauxpas entschuldigte er sich nicht noch einmal. »Ach, ich bin entlarvt. Also hat mich das blendende Licht nicht geschützt.«
    »Doch – Ihre Stimme hat sie verraten, weil sie unverwechselbar klingt.«
    »Tatsächlich?«
    »Zumindest für meine Ohren.«
    South betrachtete diese Ohren – zierliche, rosige Muscheln. In perfekter Symmetrie lagen sie eng am Kopf an, und an jedem Ohrläppchen baumelten lange Gebilde aus falschen Diamanten.Als Miss Parr das Kinn hob, glitzerte der Schmuck. »Sehr hübsche Ohren«, bemerkte der Viscount.
    Immer noch lächelnd, nahm sie die Gehänge ab und umschloss sie mit einer Faust. »Das wurde schon mehrmals konstatiert.« Nachdem Southerton sie eine Zeit lang wortlos angestarrt hatte, stand sie auf und fragte: »Haben Sie sonst noch etwas zu sagen, Mylord?«
    »Was? Oh, ja. Der Grund meines Besuchs|... Bitte, schauen Sie nicht hin, aber hinter mir warten drei verrufene Gestalten auf dem Gang|...« Prompt spähte sie über seine Schulter, und er seufzte. »Nein, schauen Sie nicht hin«, wiederholte er und lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder
auf sich. »Diese Schurken sind Ihres Interesses wohl kaum würdig.«
    »Offensichtlich Ihre Freunde, Mylord. Ich erkenne die Gentlemen an ihrem Gelächter.«
    In der Tat, die drei lachten und erörterten die Einzelheiten einer weiteren Wette. Diesmal war es die Garderobiere, deren eigenartiges Verhalten die Belustigung der Freunde erregte. Unsanft schob sie die restlichen Verehrer ihrer Herrin zur Tür hinaus. Im sicheren Flur hofften East, West und North, nun würde sich die Schauspielerin um South kümmern.
    »Erwecken Sie bitte den Eindruck, ich habe Sie beleidigt, Miss Parr«, bat er, »und schlagen Sie mich.«
    »Entschuldigung?«
    »Tun Sie’s einfach. Ich möchte Sie nicht wirklich kränken. Und ich glaube, ein Schlag von Ihrer zarten Hand wird mir keine unerträglichen Schmerzen bereiten.«
    Miss Parr schwieg eine Weile und musterte ihn. Dann fragte sie: »Sind Sie aus einer Irrenanstalt geflohen?«

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