Glut der Herzen - Roman
begeht.«
Lucinda musste lachen. »Also verdanke ich meiner Haushälterin ein glänzendes Leumundszeugnis. Ich muss mich bei ihr bedanken.«
»Es war mir ein Vergnügen, Mrs Jones. Herzlichen Glückwunsch noch zu Ihrer Heirat.«
»Danke.« Lucinda schien ein wenig überrascht. »Sie sind wohl Mitglied der Arcane Society?«
»Meine längst verstorbenen Eltern waren Mitglieder. Da ich jahrelang in Amerika lebte, hatte ich lange keinen Kontakt zur Society. Aber die Familie Jones ist mir von Jugend an ein Begriff. Als die Anzeige Ihrer Heirat mit Mr Caleb Jones in der Presse erschien, erkannte ich den Namen und
stellte sofort die Verbindung her. Da erfuhr ich auch von Mrs Trevelyan, dass ihre alte Freundin in Ihren Diensten steht.«
»Da Sie keine Verbindung zur Society haben, wissen Sie vielleicht nicht, dass Mr Jones und ich vor Kurzem eine Agentur für psychische Ermittlungen gründeten. Ich gebe Ihnen unsere Karte.«
Lucinda griff in eine versteckte, in die Falten ihres eleganten Rockes eingenähte Tasche und zog ein nagelneues Kärtchen hervor.
Adelaide nahm es in Empfang und warf einen Blick auf den in schwarzen Lettern gedruckten Firmennamen.
» Jones & Jones «, las sie laut vor.
»Ich hoffe, dass Sie unser Büro kontaktieren, sollten Sie jemals unsere Dienste benötigen. Jones & Jones sind ein Garant für absolute Diskretion.«
»Gut zu wissen, Mrs Jones.«
Adelaide ließ die Karte in die Tasche der gestärkten weißen Schürze gleiten, die sie vom Hals bis zu den Fesseln bedeckte. Unter der Schürze trug sie ein frisches, schlichtes Tageskleid. Kurz nach ihrer Ankunft in der Abbey hatte sie Mrs Trevelyan von Jed holen lassen. Die Haushälterin hatte Weitsicht bewiesen und einen großen Koffer mit Kleidung und persönlichen Toilettensachen sowie eine Garnitur seidener Bettwäsche und Adelaides Seidennachthemd gepackt.
Mrs Trevelyan hatte nie eine Frage bezüglich der seidenen Bettwäsche gestellt. Zweifellos nahm sie an, Adelaides Gewohnheit, in Seide zu schlafen, wäre nur eine Extravaganz. In Wahrheit war es für Adelaide eine Notwendigkeit.
Die verstörende Energie fremder Träume und Albträume durchtränkte im Laufe der Jahre Bettzeug und Matratzen und machten jemandem mit ihrem ungewöhnlichen Talent das Schlafen praktisch unmöglich. Zum Glück hatte sie schon vor längerer Zeit entdeckt, dass Seide eine Barriere für die unangenehmen Relikte alten Traumlichts darstellte.
Nachdem Mrs Trevelyan sich um die unmittelbaren Bedürfnisse ihrer Herrin gekümmert hatte, war sie prompt in die Küche gesegelt und hatte die Haushaltszügel an sich gerissen. Ein großer Mann namens Delbert hatte ihr anfänglich Widerstand entgegengesetzt, wie sie Adelaide berichtete, er und die anderen Gorillas wären jedoch bald den aus der Küche dringenden verlockenden Düften eines deftigen Frühstücks mit starkem Kaffee erlegen.
»Im Allgemeinen reagieren Männer auf gutes Essen sehr positiv«, hatte Mrs Trevelyan zu Adelaide gesagt. »Meiner Erfahrung nach sind sie einer guten Köchin treuer als einer Geliebten.«
Delbert wartete nun mit Lucindas Mantel am Fuße der Treppe. Sein eigener, die mächtige Gestalt umhüllender Mantel verbarg nur unzulänglich den großen Revolver, den er unter der Achsel trug. Falls Lucinda die Auswölbung bemerkte, war sie zu wohlerzogen, um eine Frage zu stellen.
Delbert war es sichtlich nicht gewöhnt, einer Dame in ihren Umhang zu helfen. Er plagte sich mit dem langen, weit geschnittenen feinen Wollstoff und lief rot an, als es ihm nicht gleich gelang, ihr den Mantel korrekt um die Schultern zu legen. Mrs Jones schien das nicht zu bemerken.
»Danke«, sagte sie sehr höflich.
»Bitte, Ma’am.« Delbert lief noch röter an.
Draußen regnete es unausgesetzt. Adelaide sah von der Tür aus zu, wie Delbert Lucinda mit einem großen Schirm über die Stufen hinunter und zum wartenden Wagen geleitete. Die Fenster des Gefährtes waren wegen des feuchten Wetters geschlossen.
Der Wagenschlag wurde geöffnet, als Lucinda sich näherte. Ein Mann in einem Mantel mit hohem Kragen und flachem Hut klappte die Stufen herunter und stieg aus. Der dichte Regen sowie Hut, Mantel und der Umstand, dass Delberts breiter Rücken und sein auf und ab hüpfender Schirm im Weg waren, verhinderten, dass Adelaide einen deutlichen Blick auf den Gentleman erhaschen konnte. Adelaide war jedoch sicher, dass sie die zweite Hälfte von Jones & Jones vor sich hatte.
Die Art, wie Caleb Jones Lucinda in den
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