Glut der Herzen - Roman
Schlüssel umdrehte.
Die gedämpften Stimmen der beiden Eindringlinge waren durch das dicke Holz der Tür zu hören.
»Jetzt sitzt er drinnen in der Falle«, sagte der Jäger. »Es wird nicht lange dauern. Der Nebel wirkt rasch. In wenigen Minuten ist er bewusstlos.«
»Die Frau ist bei ihm«, antwortete der andere.
»Das macht es noch einfacher. Was war denn los? Du hast doch ausgesehen wie dieser Bastard oben.«
Der Erste ist ein Illusions-Talent, dachte Griffin. Das erklärte einiges.
»Die Frau hat die Täuschung erkannt«, murmelte der Illusionist. »Irgendwie wusste sie es.«
Die Kugel auf dem Teppich gab ein Zischen von sich. Griffin ließ sie nicht aus den Augen, während er sich Adelaide näherte. Aus dem dunklen Metallbehälter stieg eine feine weiße Wolke, die aussah wie gewöhnlicher Rauch. Seine gespannten Sinne prickelten warnend. Er roch den sonderbar süßen Duft, den der weiße Nebel verströmte. Langsam begann der Raum, sich um ihn zu drehen.
Ohne den pochenden Schmerz in seiner Schulter zu beachten, nahm er die Lampe vom Tisch und ging zur wartenden Adelaide. Sie sah ihn fragend an. Er deutete auf die Wand, an der das Porträt von Nicholas Winters hing.
Adelaide schnüffelte leicht und zog rasch ein Taschentuch aus einer Rocktasche.
»Halte das vor dein Gesicht«, flüsterte sie. »Man darf den Dunst nicht einatmen.«
Er reichte ihr die Lampe und schob den Revolver in seinen Hosenbund. Seinen Hemdsaum vor das Gesicht haltend benutzte er die freie Hand, um das Bild zur Seite zu schieben.
Der Raum drehte sich und schwankte um ihn herum, doch er schaffte es, die Ritze in der Wand zu finden. Er drückte einen verborgenen Hebel. Versteckte Angeln quietschten leise. Ein Teil der Mauer schwang nach innen
auf. Kalte Luft wehte aus dem Geheimgang in die Bibliothek und verdrängte die giftigen Dämpfe.
»O Gott«, murmelte Adelaide, die nun zum ersten Mal ängstlich klang. »Ein Tunnel. Das hätte ich mir denken können. In engen Räumlichkeiten bekomme ich Zustände.«
»Leider hast du heute keine andere Wahl.«
»Ja. Ich sehe es ein.«
»Keine Angst, wir gehen nicht weit.«
Zum Glück widersprach sie nicht. Gebückt betrat sie die dunkle Öffnung. Er folgte ihr und zog die Mauer hinter ihnen zu.
Die Geheimtür schloss sich ächzend. Nun waren sie von völliger Finsternis umgeben. Er tat einen vorsichtigen Atemzug. Die Luft im Gang war abgestanden, vom Gas war aber nichts zu spüren.
»Keine Bewegung«, mahnte er.
»Keine Angst, ich halte still«, sagte Adelaide. »Ich kann meine Hand nicht vor Augen sehen. Aber wie lange meine Nerven es hier in der Dunkelheit aushalten, weiß ich nicht, Griffin.«
Er strich ein Streichholz an und entfachte eine Kerze. Die Flamme tanzte über die Tunnelwände.
»Besser?«, fragte er.
Aus ihren Augen sprach Angst, als sie um sich blickte. »Nicht wirklich. Aber eine Weile werde ich es wohl aushalten, wenn ich meine Sinne aktiviere. Jetzt verstehe ich, was du meintest, als du sagtest, dieses Haus berge viele Geheimnisse.«
»Die Mönche legten in dem Gemäuer Geheimgänge
an. Eigentlich erwarb ich wegen dieser Gänge die Anlage vor etlichen Jahren. Da eine Festung nie hundertprozentig uneinnehmbar ist, dienten diese Gänge als letzte Verteidigungslinie und nötigenfalls als Fluchtweg. Komm, wir müssen uns beeilen.«
Sie folgte ihm den langen Gang entlang. »Sind wir denn auf der Flucht?«
»Noch nicht. Ich möchte das Paar überrumpeln.«
»Wie denn?«
»Diese Gänge verlaufen durch alle alten Mauern des Hauses. Es gibt mehrere Ausgänge. Einer führt in die Küche. Den werde ich nehmen.«
»Die Männer kamen, um dich zu töten.«
»Sehr wahrscheinlich.«
»Luttrell?«
»Es wäre keine große Überraschung, wenn es sich herausstellen sollte, dass er den Cemetery Truce für hinfällig hält. Da ich immer schon sicher war, dass dieser Zeitpunkt früher oder später kommen würde, wusste ich auch, dass ich ihn eines Tages töten müsste. Aber es gibt auch eine andere Möglichkeit.«
»Arcane?«, fragte sie wachsam.
»Beide Eindringlinge sind sehr starke Talente. Sie waren mit Giftgas bewaffnet und hatten sonderbare rote Kristalle bei sich. Das sieht nicht nach Luttrell aus, da er sich lieber an althergebrachte Methoden hält. Diesen Überfall inszenierten ein paar Möchtegern-Psychoalchemisten.«
»Was sagtest du eben von roten Kristallen?«
»Jeder Eindringling hatte einen. Es ist anzunehmen, dass sie auch als Waffen eingesetzt werden
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