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Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise

Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise

Titel: Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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gekommen sein?«
    »Ich bin ein Mauerblümchen.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Ich bin schlimmer als ein Mauerblümchen«, beschwerte sie sich. »Kein Mann will etwas mit mir zu tun haben.«
    Kev sah ungläubig zu Rohan und Amelia. Ein wunderschönes, intelligentes Mädchen wie Poppy sollte sich vor Verehrern nicht retten können. »Was ist nur los mit diesen Gadjos? «, fragte Kev erstaunt.
    »Sie sind allesamt Dummköpfe«, erwiderte Rohan. »Und lassen keine Gelegenheit aus, um den Beweis dafür zu erbringen.«
    Kev blickte zu Poppy und traf den Nagel auf den
Kopf. »Könnte es nicht eher daran liegen, dass es Zigeuner in der Familie gibt? Ist das der Grund, warum du verschmäht wirst?«
    »Nun, es ist tatsächlich keine große Hilfe«, gestand Poppy. »Aber das größere Problem ist, dass mir die gesellschaftlichen Umgangsformen fremd sind. Ständig trete ich von einem Fettnäpfchen ins nächste. Und ich bin schrecklich, was oberflächliche Unterhaltungen angeht. Man soll elegant von einem Thema zum nächsten gleiten, wie ein Schmetterling. Doch das ist nicht so einfach, zumal ich auch keinen Sinn darin sehe. Und die jungen Männer, die mich trotz aller Widrigkeiten ansprechen, finden in den ersten fünf Minuten eine Ausrede, die Flucht zu ergreifen. Denn sie schäkern und sagen die komischsten Sachen, und ich habe nicht den blassesten Schimmer, wie ich reagieren soll.«
    »Von denen ist sowieso keiner gut genug für sie«, sagte Amelia schroff. »Du solltest sie sehen, Merripen. Eine nutzlosere Herde an sich aufplusternden Pfauen ist schwer zu finden.«
    »Ich glaube, es heißt eine Schar Pfaue«, sagte Poppy. »Keine Herde.«
    »Dann nenn sie lieber einen Schwarm Fruchtfliegen«, schlug Beatrix vor.
    »Eine Kolonie von Pinguinen«, warf Amelia ein.
    »Eine Horde Paviane«, sagte Poppy kichernd.
    Kev lächelte schwach, hing jedoch immer noch seinen Gedanken nach. Poppy hatte stets davon geträumt, in die Londoner Gesellschaft eingeführt zu werden. Die harsche Realität musste eine niederschmetternde Enttäuschung für sie sein. »Bist du denn zu den richtigen Veranstaltungen eingeladen
worden?«, erkundigte er sich. »Die Bälle … die Abendgesellschaften …«
    »Bälle und Abendgesellschaften«, wiederholte Poppy schwermütig. »Ja, dank Lord Westcliffs und Lord St. Vincents Hilfe haben wir viele Einladungen erhalten. Aber allein der Umstand, dass man durch die Tür gekommen ist, macht einen nicht begehrenswert, Merripen. Es verschafft einem nur das zweifelhafte Vergnügen, an der Wand zu lehnen und zu warten, während alle anderen fröhlich tanzen.«
    Kev warf Amelia und Rohan einen finsteren Blick zu. »Was werdet ihr dagegen unternehmen?«
    »Wir werden Poppy aus der Londoner Gesellschaft entfernen«, sagte Amelia, »und bekanntgeben, dass sie nach reiflichem Überlegen doch noch zu jung ist …«
    »Niemand wird das glauben«, warf Beatrix ein. »Immerhin ist Poppy fast neunzehn! «
    »Bei dir klingt das, als sei ich eine alte Jungfer mit lauter Warzen, Bea«, entrüstete sich Poppy.
    »… und in der Zwischenzeit«, fuhr Amelia ungerührt fort, »finden wir eine gute Gouvernante, die Poppy und Beatrix höfliches Benehmen beibringt.«
    »Sie sollte lieber sehr gut sein«, sagte Beatrix, zog ein grunzendes, schwarz-weiß geschecktes Meerschweinchen aus ihrer Tasche und drückte es sich ans Kinn. »Denn uns zu bändigen, stellt keine leichte Aufgabe dar. Nicht wahr, Mr Nibbles?«
     
    Später am Abend nahm Amelia Kev beiseite. Sie griff in die Tasche ihres Kleides und zog ein kleines, weißes Quadrat hervor. Sie reichte es ihm und sah ihm eindringlich ins Gesicht. »Win hat ein paar Briefe
an die anderen Familienmitglieder geschrieben, und die kannst du natürlich auch lesen. Aber dieser hier war explizit an dich adressiert.«
    Sprachlos schloss Kev die Finger um das mit Wachs versiegelte Pergament.
    Er ging auf sein Hotelzimmer, das auf seinen eigenen Wunsch hin abseits von den Räumlichkeiten der Familie lag. An einem kleinen Tisch sitzend, erbrach er das Siegel mit äußerster Vorsicht.
    Da war Wins vertraute Handschrift, kleine und akkurate Federstriche.
    Lieber Kev,
    Ich hoffe, du strotzt vor Gesundheit und Lebensenergie, wenn dich mein Brief erreicht. Um ehrlich zu sein, kann ich mir dich gar nicht anders vorstellen. An jedem einzelnen Morgen, an dem ich an diesem Ort erwache, der mir wie eine völlig andere Welt vorkommt, bin ich überrascht, dass meine Familie so weit weg von mir ist.

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