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Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise

Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise

Titel: Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Und du. Die Passage über den Kanal war anstrengend, die Fahrt über Land zur Klinik sogar noch ermüdender. Wie du sicher weißt, bin ich keine große Reisende, aber Leo hat mich sicher an meinen Bestimmungsort gebracht. Er wohnt nun als zahlender Gast in einem nah gelegenen Château, und bislang hat er mich täglich besucht …
    Wins Brief beschrieb nun das Sanatorium, in dem es ruhig und streng zuging. Die Patienten litten an einer Vielzahl von Krankheiten, doch besonders betroffen waren die Lungen.
    Anstatt sie jedoch mit Betäubungsmitteln ruhigzustellen und im Haus einzusperren, wie es die meisten Ärzte taten, verschrieb Dr. Harrow ihnen Bewegung,
kalte Bäder, Stärkungsmittel und einen einfach gehaltenen Speiseplan. Die Patienten begannen jeden Tag mit einem Spaziergang, egal ob es regnete oder die Sonne schien, gefolgt von einer Stunde in der Turnhalle, wo sie auf Leitern kletterten und Hanteln stemmten. Bisher konnte sich Win kaum bewegen, ohne sofort außer Atem zu geraten, aber sie hatte das Gefühl, dass sie eine kleine Verbesserung an sich wahrnahm. Jeder im Sanatorium war angehalten, das Spirometer zu benutzen, ein neuartiges Gerät zur Messung des ein- und ausgeatmeten Luftvolumens in den Lungen.
    Win schrieb noch mehr über das Sanatorium und die Patienten, was Kev rasch überflog. Und dann gelangte er zu den letzten Paragrafen.
    Seit meiner Krankheit kann ich nichts weiter tun, als zu lieben, aber das habe ich und tue ich immer noch, und zwar aus ganzem Herzen. Es tut mir leid, dich am Morgen meiner Abreise schockiert zu haben, aber ich bereue die Gefühle nicht, die ich dir offenbarte.
    Ich laufe dir und dem Leben verzweifelt hinterher. Mein Traum ist, dass ihr beide euch eines Tages umdreht, und ich euch einholen kann. Dieser Traum verfolgt mich jede Nacht. Ich sehne mich danach, dir so viele Dinge zu sagen, aber ich bin noch nicht frei.
    Ich hoffe, eines Tages völlig zu genesen, um dich erneut zu schockieren, und dann mit weit erfreulicheren Resultaten. Ich sende hundert Küsse mit diesem Brief mit. Du musst sie sorgfältig zählen und darfst keinen verlieren.
     
    Deine
Winnifred
    Vorsichtig strich Kev das Papier glatt und fuhr mit den Fingerspitzen über die zarte Handschrift. Dann las er den Brief noch zwei Mal.
    Danach schloss sich seine Hand um das Pergament, zerknüllte es und schleuderte es in den Kamin, wo ein kleines Feuer brannte.
    Er beobachtete, wie der Brief schwelte und sich kräuselte, bis das weiße Papier zu dunkler Asche zerfiel und jedes Wort von Win für immer verschwunden war.

Sechstes Kapitel
    London, 1851, Frühling
     
     
    Endlich kam der Tag von Wins Rückkehr.
    Der Klipper aus Calais hatte angelegt. Der Rumpf war mit Luxusgütern und Taschen voller Briefe und Päckchen beladen, die nur noch von der Royal Mail ausgetragen werden mussten. Es war ein Schiff mittlerer Größe mit sieben weitläufigen Prunksälen für die Passagiere, jeder mit teurem Holz vertäfelt und in glänzendem Elfenbeinweiß gestrichen.
    Win stand an Deck und beobachtete die Mannschaft, die das Ankergeschirr auswarf, um das Schiff zu vertäuen. Erst dann war es den Passagieren gestattet, von Bord zu gehen.
    Früher einmal hätte ihr die Aufregung, die sie an einem solchen Tag befiel, den Atem geraubt. Aber Win kehrte verändert nach London zurück. Sie fragte sich, wie wohl ihre Familie auf die Verwandlung reagieren würde. Und natürlich war die Zeit auch nicht spurlos an ihnen vorübergezogen: Amelia und Cam waren nun seit zwei Jahren verheiratet, und Poppy und Beatrix waren beide in die Londoner Gesellschaft eingeführt.
    Und Merripen … doch Win schauderte. Die Gedanken an ihn waren zu aufwühlend, als dass sie ihnen an einem solch öffentlichen Ort nachhängen durfte.
    Sie ließ den Blick schweifen, betrachtete versonnen den Wald aus Schiffsmasten, die endlosen Meilen
an Kais und Landungsbrücken, die riesigen Lagerhallen für Tabak, Wolle, Wein und andere Güter. Überall herrschte reges Treiben, Seeleute, Passagiere, Arbeiter, Fahrzeuge und Vieh wuselten durcheinander. Eine Vielzahl an Gerüchen erfüllte die Luft: Ziegen und Pferde, Gewürze, das Salz des Meeres, Teer, Fäulnis. Und über allem hing der Gestank nach Rauch und verbrannter Kohle, der sich wie ein dunkler Mantel über die Stadt legte.
    Win sehnte sich nach Hampshire zurück, wo auf den grünen, saftigen Frühlingswiesen Primeln und Wildblumen wachsen und die Hecken in voller Blüte stehen mussten. Amelia zufolge war der

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