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Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise

Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise

Titel: Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Wiederaufbau des Anwesens noch nicht vollständig abgeschlossen, aber das Herrenhaus war bereits bewohnbar. Unter Merripens Führung schien die Arbeit erstaunlich schnell vorangeschritten zu sein.
    Der Landungssteg wurde vom Schiff heruntergelassen und befestigt. Während Win die ersten Passagiere beobachtete, die den Kai betraten, sah sie die hochgewachsene, schmale Gestalt ihres Bruders, der die Reisenden anführte.
    Frankreich hatte ihnen beiden gutgetan. Während Win endlich ein wenig an Gewicht zugelegt hatte, war Leo sein aufgedunsenes Äußeres losgeworden. Er hatte so viel Zeit im Freien verbracht, war spazieren gegangen, geschwommen und hatte gemalt, dass sein dunkelbraunes Haar einen Farbton heller geworden war, und seine Haut die wohltuende Sonne aufgesogen hatte. Seine Augen – ein verblüffend blasses Blau – bildeten einen starken Kontrast zu seinem gebräunten Gesicht.

    Win wusste, dass ihr Bruder nie wieder der charmante, unbesonnene Junge sein würde, der er vor Laura Dillards Tod gewesen war. Aber er war auch kein menschliches Wrack mehr, was für den Rest der Familie eine große Erleichterung bedeuten musste.
    In erstaunlich kurzer Zeit war Leo den Landungssteg wieder hinaufgesprungen und mit einem süffisanten Grinsen zu Win geeilt. Er drückte sich den Zylinder fester auf den Kopf.
    »Wartet jemand auf uns?«, fragte Win begierig.
    »Nein.«
    Sorgenfalten erschienen auf ihrer Stirn. »Dann haben sie meinen Brief wohl nicht erhalten.« Sie und Leo hatten ihre Geschwister schriftlich vorgewarnt, dass sie aufgrund des vorzeitigen Ablegens des Klippers einige Tage früher als erwartet ankämen.
    »Dein Brief steckt wahrscheinlich irgendwo bei der Royal Mail fest«, sagte Leo. »Keine Sorge, Win. Wir nehmen einfach eine Droschke zum Rutledge. Es ist nicht weit.«
    »Aber jagen wir den anderen keinen Schrecken ein, wenn wir einfach so verfrüht auftauchen?«
    »Unsere Familie mag Überraschungen«, sagte er. »Oder zumindest ist sie daran gewöhnt.«
    »Sie werden auch erstaunt sein, dass Dr. Harrow uns begleitet.«
    »Ich bin überzeugt, dass sie seine Anwesenheit nicht im Geringsten stört«, erwiderte Leo. Seine Mundwinkel verzogen sich allerdings in stiller Belustigung. »Nun ja … zumindest den Großteil von ihnen.«

    Der Abend war bereits angebrochen, als sie das Rutledge Hotel erreichten. Leo kümmerte sich um die Zimmer und das Gepäck, während Win und Dr. Harrow in einer Ecke der geräumigen Eingangshalle warteten.
    »Ihr solltet Eure Familie ungestört begrüßen«, sagte Harrow. »Mein Diener und ich werden uns auf unsere Zimmer zurückziehen und auspacken.«
    »Ihr könnt liebend gern mit uns kommen«, sagte Win, war jedoch insgeheim erleichtert, als er energisch den Kopf schüttelte.
    »Ich will mich nicht aufdrängen. Euer Wiedersehen ist eine sehr private Angelegenheit.«
    »Aber wir sehen Euch morgen früh?«, fragte Win.
    »Ja.« Er sah zu ihr herab, und ein zaghaftes Lächeln umspielte seine Lippen.
    Dr. Julian Harrow war ein eleganter, unglaublich gelassener Mann, dem es im Blut lag, galant zu sein. Er war dunkelhaarig, hatte graue Augen und ein markantes Kinn, was dazu führte, dass sich fast alle seiner Patientinnen in ihn verliebten. Eine der Frauen im Sanatorium hatte trocken angemerkt, dass Harrows unwiderstehliche Anziehungskraft nicht nur auf Männer, Frauen und Kinder wirkte, sondern sogar auf Kleiderschränke, Stühle und Goldfische.
    Oder wie Leo es treffend formulierte: »Harrow sieht überhaupt nicht aus wie ein Arzt. Er sieht aus wie die fleischgewordene Fantasie eines Arztes. Ich vermute, dass die Hälfte seines Sanatoriums mit liebestollen Frauen belegt ist, die ihr Leiden hinauszögern, nur um weiterhin von ihm behandelt zu werden.«

    »Ich versichere dir«, hatte Win lachend gesagt, »ich bin weder liebestoll, noch habe ich das Verlangen, meine Krankheit hinauszuzögern.«
    Allerdings musste sie zugeben, dass es schwer war, nichts für den Mann zu empfinden, der attraktiv und aufmerksam war und noch dazu ihren angeschlagenen Gesundheitszustand kuriert hatte. Und Win ahnte, dass Julian Gefühle für sie hegte. Während des vergangenen Jahres, insbesondere seitdem Win ihre Kräfte zurückgewonnen hatte, hatte Julian sie zuvorkommender behandelt als die anderen Patientinnen. Sie hatten lange Spaziergänge durch die romantische Landschaft der Provence gemacht, und er hatte mit ihr geflirtet und sie zum Lachen gebracht. Seine Aufmerksamkeit hatte ihrer

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