Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise

Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise

Titel: Glut der Verheißung - Kleypas, L: Glut der Verheißung - Seduce me at sunrise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
Vom Netzwerk:
gemeinsam mit Mr Rohan die Halle betrat.
    »Nun?«, fragte Amelia grinsend und machte eine ausladende Handbewegung.
    »Unbeschreiblich schön«, erwiderte Win.
    »Nachdem wir uns frischgemacht und den Staub
von der Reise abgeschüttelt haben, führe ich dich herum.«
    »Ich brauche nur ein paar Minuten.«
    Win ging zusammen mit der Haushälterin zur Treppe. »Wie lange arbeitet Ihr schon hier, Mrs Barnstable?«, fragte sie, als sie den zweiten Stock erreichten.
    »Ungefähr ein Jahr. Seitdem das Haus bewohnbar ist. Davor war ich in London angestellt, aber mein ehemaliger Herr ist verstorben, und der neue hat den Großteil der Dienerschaft entlassen und sie durch seine eigenen Leute ersetzt. Ich brauchte unbedingt eine neue Stelle.«
    »Das tut mir leid. Andererseits ist es natürlich ein Glück für die Hathaways gewesen.«
    »Es war eine echte Herausforderung«, sagte die Haushälterin, »die Dienstboten zusammenzusuchen und sie alle auszubilden. Ich muss zugeben, dass ich anfangs aufgrund der schwierigen Umstände ein wenig in Sorge war. Aber Mr Merripen war sehr überzeugend.«
    »Ja«, sagte Win abwesend, »es ist schwer, ihm etwas auszuschlagen.«
    »Er besitzt eine starke und beständige Persönlichkeit, dieser Mr Merripen. Ich habe oft bewundern dürfen, wie unzählige Arbeiter gleichzeitig seine Aufmerksamkeit gesucht haben – der Schreiner, die Maler, der Schmied, einer der Lakaien -, und er immer einen kühlen Kopf bewahrt hat. Er ist das Herz dieses Anwesens.«
    Win nickte verstimmt und blickte verstohlen in die Zimmer, an denen sie vorbeikamen. Mehr cremefarbene Vertäfelung, Kirschbaummöbel und helle Polsterbezüge
anstatt der düsteren, dunklen Farben, die gerade in Mode waren. Es war eine Schande, dass sie dieses Haus nur während ihrer wenigen seltenen Besuche aus Frankreich genießen würde.
    Mrs Barnstable führte sie in ein wunderschönes Zimmer mit hohen Fenstern, die auf die Gärten hinausgingen. »Das ist Ihres«, sagte die Haushälterin. »Niemand hat bisher darin gewohnt.« Das Bett war mit hellblauem Stoff ausgekleidet, die Bettlaken waren aus weißem Leinen. In einer Ecke stand ein zierlicher Schreibtisch, auf der anderen Seite ein glänzender Ahornschrank mit einem eingebauten Spiegel in der Tür.
    »Mr Merripen hat die Tapete höchstpersönlich ausgesucht«, sagte Mrs Barnstable. »Es hat den Innenarchitekten schier um den Verstand gebracht, denn Mr Merripen hat darauf bestanden, Hunderte von Proben zu sehen, bis er dieses Muster fand.«
    Die Tapete war weiß, mit zarten Blumenranken versehen, die nur gelegentlich von kleinen, auf dünnen Zweigen sitzenden Rotkehlchen durchbrochen waren.
    Langsam ging Win zur Wand und berührte mit den Fingerspitzen einen der Vögel. Ihre Sicht verschwamm.
    Während ihrer langen Genesung vom Scharlachfieber, wenn sie zu erschöpft gewesen war, um ein Buch in Händen zu halten, und gerade einmal niemand Zeit hatte, ihr vorzulesen, hatte sie aus dem Fenster gestarrt und ein Rotkehlchennest in dem Ahornbaum davor betrachtet. Sie hatte zugesehen, wie die rosafarbenen, flaumigen Küken aus ihren bläulichen Eiern schlüpften. Sie hatte zugesehen,
wie ihnen Federn wuchsen, und ihre Mutter ihnen die gierigen Schnäbel stopfte. Und Win hatte ebenfalls zugesehen, wie eines nach dem anderen das Nest verließ, während sie ans Bett gefesselt blieb.
    Trotz seiner Höhenangst war Merripen häufig auf eine Leiter geklettert, um für sie das Fenster im zweiten Stockwerk zu putzen. Er wollte, dass ihre Aussicht auf die Welt immer klar war.
    Er hatte gesagt, der Himmel solle immer blau für sie sein.
    »Ihr mögt Vögel, Miss Hathaway?«, fragte die Haushälterin.
    Win nickte, ohne sich umzudrehen, aus Sorge, ihr Gesicht könne rot vor unterdrückten Gefühlen sein. »Insbesondere Rotkehlchen«, flüsterte sie.
    »Ein Lakai wird demnächst Euren Reisekoffer herauftragen, und eine Zofe wird ihn auspacken. In der Zwischenzeit könnt Ihr Euch waschen. Ich habe Euch frisches Wasser auf den Frisiertisch stellen lassen.«
    »Vielen Dank.« Win ging zu der Porzellanschüssel und spritzte sich unbeholfen etwas kühles Wasser ins Gesicht und an die Kehle, ohne darauf zu achten, dass mehrere Tropfen auf ihrem Oberteil landeten. Dann tupfte sie sich das Gesicht mit einem Handtuch ab, verspürte jedoch nur kurzzeitig eine erleichternde Abkühlung von der brennenden Hitze, die von ihrem Körper Besitz ergriffen hatte.
    Als Win das Knarzen von Dielenbrettern hörte, drehte sie sich

Weitere Kostenlose Bücher