Glut in samtbraunen Augen
oder?“, fragte er nun mit gespielt einfühlsamer Stimme und berührte sie von hinten an der Schulter.
Vanessa zuckte zusammen.
Tief atmete sie durch, wischte sich mit der Hand die Tränen aus dem Gesicht und drehte sich wieder zu ihrem Onkel um. „Natürlich will ich das nicht, und das weißt du genau!“, fuhr sie ihn an. „Deshalb hast du mich doch in der Hand.“
„Ja, das habe ich.“ Er nickte, und seine Miene blieb vollkommen regungslos, als er sagte: „Und vergiss nicht, dass du Sanguetti niemals erzählen darfst, dass ich an Beweise für seine Schuld gelangt bin. Wenn er weiß, dass du ihn hasst, wird er nur Verdacht schöpfen.“ Er musterte sie eindringlich. „Also, ich kann doch weiterhin auf dich zählen?“ Als sie nichts erwiderte, forderte er: „Sag es mir: Wirst du Cesare Sanguetti übermorgen wie geplant heiraten?“
Vanessa schloss die Augen. Ihre Gedanken rasten. Fieberhaft suchte sie nach einem Ausweg, wie schon seit Wochen, doch wie jedes Mal wurde ihr auch jetzt in aller Deutlichkeit klar, dass es keinen gab. Es gab keinen Ausweg. Wenn sie dafür sorgen wollte, dass Grace bei dem Mann bleiben konnte, der für sie ihr Dad war, dann musste sie Cesare Sanguetti heiraten.
Und Vanessa wollte, dass das Mädchen eine glückliche Kindheit hatte. Das war sie allein schon ihrer Schwester schuldig.
Schmerzerfüllt dachte sie an die vielen Fehler, die sie seit dem verhängnisvollen Unfall vor sieben Jahre gemacht hatte. Zwar konnte sie nichts ungeschehen machen, aber doch dafür sorgen, dass Michelles Tochter nicht aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen wurde.
Und deshalb würde sie auf die Forderung ihres Onkels eingehen und ihr Schicksal von nun an ohne weitere Klagen hinnehmen.
„Ja“, sagte sie deshalb mit fester Stimme und sah ihren Onkel entschlossen an. „Ich werde Cesare Sanguetti heiraten.“
Es war schon spät, als Vanessa am nächsten Tag, mit beiden Armen auf die Balustrade gestützt, auf dem kleinen Balkon stand, der zu ihrem Gästezimmer gehörte.
Diese eine Nacht würde sie noch hier schlafen. Aber morgen war sie eine verheiratete Frau. Cesares Frau!
Traurig strich sie über eine der zarten Blüten des Orangenbaums, der so dicht vor ihrem Zimmer stand, dass die Äste bis zu ihr herüberreichten, und ließ den Blick über den Garten streifen. Längst war die Sonne untergegangen, doch der Mond tauchte die Umgebung in silbrigen Schein.
Gestern und heute waren noch einige Formalitäten erledigt worden, wobei Vanessa auch Cesares Anwalt Adriano Moretti kennengelernt hatte, und morgen Vormittag würde dann die Trauung stattfinden, zu der über einhundert Gäste erwartet wurden.
Tief sog sie die frische Abendluft in die Lungen, und wieder war es der typische Duft Italiens, der sie einen Moment lang wünschen ließ, das alles hier einfach nur genießen zu können.
Doch rasch kehrte sie auf den Boden der Tatsachen zurück. Ganz gleich, was ihr Leben an der Seite ihres zukünftigen Mannes für sie bereithielt – genießen würde sie sicher nichts davon.
Plötzlich weckte ein Geräusch im Garten ihre Aufmerksamkeit, und im nächsten Moment sah sie unten eine Gestalt. Gleich darauf drang Cesares Stimme zu ihr hoch.
„ Sí , ich weiß sehr wohl, worauf ich mich einlasse, daher werde ich es mir nicht noch einmal überlegen.“
Vanessa runzelte die Stirn. Sie versuchte, die zweite Person, mit der er sprach, auszumachen, konnte aber niemanden sonst entdecken. Da trat Cesare noch ein Stück vor, sodass er jetzt direkt vom Schein des Mondes erfasst wurde, und sie erkannte, dass er ein Handy ans Ohr gepresst hielt.
„Ich weiß es durchaus zu schätzen, dass du mir noch einmal vor Augen halten willst, was mich nach meiner Hochzeit mit Vanessa Carlisle erwarten könnte“, sprach er nun weiter ins Telefon. „Du bist schließlich nicht nur mein Anwalt, sondern auch ein enger Vertrauter, Adriano, und ich danke dir für deine Offenheit. Aber ich kann mich nur wiederholen: An meinem Entschluss, Carlisles Nichte zu heiraten, wird sich nichts ändern. Und glaube mir, ich weiß genau, was ich tue. Diese Frau bedeutet mir gar nichts. Wenn ich sie unter anderen Umständen kennengelernt hätte, ich hätte sie nicht einmal bemerkt. Sie ist für mich nichts weiter als ein Mittel zum Zweck. Ein Werkzeug, um endlich meinen Schwur einzulösen. Sobald ich sie geheiratet habe, gehört Fatto in CaSa mir – und wenn ich dieser Frau überdrüssig bin, werde ich mit ihr ein Kind zeugen und sie zum
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